Schocknachrichten nach Salami-Taktik sind für Kapitalmärkte immer die größte denkbare Belastung

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 08.06.2010
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Aktionärsbrief

Jede Erholung und Stabilisierung wird immer mit einer neuen Hiobsbotschaft quittiert, was schlichtweg nicht einschätzbar ist. Letzte Woche war es Ungarn und nächste Woche vielleicht Polen oder die Tschechei. Jedenfalls entzieht dies den Märkten jeglichen Halt. Was ist davon zu halten?


Die Anleihenmärkte reißen auseinander. Sämtliche institutionellen Anleger schichten aus vermeintlichen Risikoanleihen in die Topqualität deutscher oder amerikanischer Anleihen um. Wohlgemerkt ist das keine Flucht, sondern eine dauerhafte Umschichtung mit weitreichenden Folgen. Die Zinsen der schwachen Länder steigen stark und deren Refinanzierung bleibt gefährdet. Die deutschen bzw. amerikanischen Kapitalmärkte rutschen dagegen weiter herunter, je mehr Kapital in diese Anleihenmärkte fließt. Die Folgen: Kein institutioneller Anleger kann mit 2,5 oder sogar 3 % auf 10 Jahre Geld verdienen. Weder Banken im Kreditgeschäft noch Versicherungen in ihrer Anlagepolitik sind bei diesem Zinsniveau wirklich rentabel. Damit stehen sie vor dem Dilemma, einerseits sichere Anlagen suchen zu müssen, andererseits aber wesentlich risikoreicher zu investieren, um höhere Renditen zu erzielen. Dafür gibt es eigentlich nur eine Lösung: Je stärker die Renditen der Anleihen mit höchster Qualität fallen, desto größer wird der Druck, Aktien zu kaufen. An dieser Erkenntnis führt kein Weg vorbei. Sowie die institutionellen Anleger ihre Aktienquote erhöhen, geben sie den Aktienmärkten in Deutschland , Europa und den USA deutlichen Auftrieb, während die Anleihenmärkte mit der Sondierung unterschiedlicher Bonitäten kämpfen. Dass die Finanzkrise in der Eurozone gut für Aktien ist, mag irritieren, ist aber richtig. In dieser Logik liegt für Sie das Leitmotiv, mit der Sie Ihre Aktiendispositionen in den nächsten Monaten steuern müssen. Dabei bieten sich zwei Varianten: Entweder bleiben Sie in der Eurozone mit europäischen Aktien, oder Sie „hebeln“ Ihr Aktieninvestment, in dem Sie Schweizer oder amerikanische Aktien kaufen. Dazu müssen Sie nicht direkt in Franken oder Dollar umtauschen, sondern können in Frankfurt diese Papiere kaufen. Die Wahrscheinlichkeit einer Aufwertung beider Währungen ist so hoch, dass sich daraus eine lukrative Strategie entwickeln lässt. Der Privatanleger ist Trittbrettfahrer der institutionellen Anleger. An dieser Rollenverteilung ändert sich nichts. Die institutionellen Anleger bestimmen mit ihrem Kapital den Trend, auf den der Privatanleger zielt. Die Nachhaltigkeit dieser Tendenz ist aber zwangsläufig gegeben, so dass auch die Volatilität der Märkte dadurch mittelfristig nachgibt. Soweit sind wir noch nicht, aber diese Entwicklung ist absehbar. Der Anleihenmarkt wird dagegen aus seinem Dilemma nicht so schnell herauskommen oder nur mit sehr großen Schwierigkeiten. Wenn alle gleichzeitig aus einem Markt herauswollen, geht das nämlich immer schief.
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