Schauen Sie über den Tellerrand des Franken-/Euro-Schocks hinaus!

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 18.03.2015
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Seit Wochen beherrscht die Diskussion um die aufgehobene Mindestgrenze des Euro zum Franken die Diskussion über Schweizer Aktien. Aber es gibt noch andere Wechselkurse, die für Schweizer Unternehmen von größter Wichtigkeit sind. So beachtet die öffentliche Diskussion gar nicht, dass der US-Dollar im Verhältnis zum Franken seit Wochen kräftig steigt. Natürlich ist der Euroraum ein wichtiger Absatzmarkt für Schweizer Unternehmen, aber US-Aktivitäten haben mindestens denselben Stellenwert. Firmen, die einen großen Teil ihre Umsatzes im Dollarraum generieren, profitieren natürlich vom festeren Wechselkurs des Dollars. Inwiefern das 1:1 auf den Gewinn durchschlägt, ist aber noch von einigen anderen Faktoren abhängig. Aber generell lässt sich sagen, dass Pharma- und Medtech-Unternehmen sowie Großbanken vom starken Dollar profi tieren. Dazu gehören z. B. Pharmaunternehmen wie Roche und Actelion, der Hörgerätehersteller Sonova, aber auch die beiden großen Kreditinstitute Credit Suisse und UBS.


Im Gegensatz zur massiven und abrupten Abwertung des Euros hat der Dollar gegenüber dem Franken deutlich aufgewertet. Innerhalb der letzten 12 Monate legte der Dollar um rund 10 % auf 0,99 CHF zu. Derzeit ist nicht absehbar, dass dieser Aufwärtstrend schon vor seinem Ende steht. Bereits im 1. Quartal 2015 dürfte sich die Dollaraufwertung bei vielen Schweizer Unternehmen in einem positiven Basiseffekt niederschlagen. Dieser Basiseffekt lässt dank der Dollaraufwertung das Ergebnis ansteigen. Diesem Translationseffekt, der Umrechnung von Lokalwährungen in die Berichtswährung, sind alle international tätigen Unternehmen unterworfen.

Weitaus weniger eindeutig einzuschätzen ist dagegen der Transaktionseffekt. Dieser kommt zum Tragen, wenn Kosten und Umsatz in verschiedenen Währungen anfallen. Für Schweizer Unternehmen ist es natürlich vorteilhaft, wenn ein Großteil der Kosten in Franken anfallen, der Löwenanteil des Umsatzes dagegen aber in Dollar generiert wird. Dieser positive Transaktionseffekt lässt Gewinn und Profitabilität ansteigen. Allerdings sind Währungsfl uktuationen im Hinblick auf den Transaktionseffekt nur schwer zu analysieren. So ist z. B. unklar, ob auf dem aktuellen Niveau des Dollars gegenüber dem Franken bereits die negativen Effekte aus dem Euroabsturz vollständig kompensiert werden können.

Um Dollar-Profiteure herauszufiltern, muss man neben den Umsatzanteilen im US-Dollarraum auch diejenigen in Asien beachten. Denn: Viele asiatische Währung weisen - obwohl sie nicht nominell an den Dollar gekoppelt sind - eine annähernd parallele Kursentwicklung zum Greenback auf. Ebenfalls wichtig, um das Ausmaß des Transaktionseffekts abschätzen zu können, ist, in welcher Währung der größte Kostenblock eines Unternehmens anfällt. Dazu gehört auch die Währung, in der der Hauptteil des Schuldendienstes geleistet werden muss. Last but not least spielt eine Rolle, in welcher Währung ein Unternehmen bilanziert. So berichten beispielsweise ABB, NOVARTIS und SYNGENTA in US-Dollar, sodass der positive Effekt der Dollaraufwertung zunächst nicht sichtbar wird. Erst bei der Umrechnung des Gewinns je Aktie in Franken tritt der Effekt zutage. Welche Schweizer Unternehmen profi tieren nun von dem festen Dollar?

Für ROCHE (851 311; 261,50 CHF) sind die USA der wichtigste Absatzmarkt, wie für fast alle Pharmaunternehmen. Etwa 40 % seines Umsatzes generiert das Unternehmen in Nordamerika. Dazu kommen rund 20 % Umsatzanteil in der Region Asien/Pazifi k. Es ist also mit deutlich positiven Auswirkungen durch den Translationseffekt zu rechnen. Auf die Marge dürfte der feste Dollar indes eine geringere Wirkung haben, denn Roche produziert größtenteils dort, wo die Produkte auch vertrieben werden. Der Unterschied zwischen Umsatz (41 %) und betrieblichem Aufwand (38 %) in Dollar beträgt lediglich 3 Prozentpunkte. Andere Währungen spielen hier eine wichtigere Rolle. 18 % der Betriebskosten werden in Franken generiert, während lediglich 2 % des Umsatzes in der heimischen Schweiz gemacht werden.

SWATCH (865 126; 432,40 CHF) ist einer der ganz großen Profiteure der Dollaraufwertung. Schlüsselfaktor ist hier der hohe Umsatzanteil in Asien. Neben China ist auch Hongkong einer der wichtigsten Absatzmärkte. Der HK-$ ist fest an den Dollar gekoppelt. Swatch macht schätzungsweise 50 % der Umsätze im Dollarraum und dürfte folglich stark vom Translationseffekt profi tieren. Dazu gesellt sich ein positiver Transaktionseffekt, denn nur ca. 25 % der Kosten fallen in US-$ an. Der Kostenblock in Franken ist mit 40 % deutlich größer. Eine weitere Verteuerung des Dollars wirkt sich also nicht nur über den Translationseffekt positiv aus, sondern stärkt auch die Profitabilität. Ebenfalls erfreulich: Das Geschäft in den USA spielt eine immer wichtigere Rolle. Beim Luxusgüterhersteller RICHEMONT (A1W 5CV; 83,85 CHF) herrscht übrigens eine ganz ähnliche Ausgangslage.

Für U-BLOX (A0M 2K9; 141,10 CHF) ist als Elektronikhersteller der Dollarraum ein traditionell wichtiger Absatzmarkt. Rund ein Viertel des Umsatzes wird in Nordamerika und die Hälfte im asiatisch-pazifischen Raum gemacht. Allerdings gibt es bei U-Blox einen „Natural Hedge“, weil die Produktionskosten zum größten Teil in den Währungen anfallen, in denen die Waren auch abgesetzt werden. Dennoch betonte U-Blox bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen den großen Einfluss des US-Dollars: Eine Aufwertung des Dollar um 10 % würde den Umsatz um 8 % und das EBIT sogar um 20 % steigern. Dass das EBIT überproportional vom festen Dollar profi tiert, liegt am tieferen Kostenanteil des Dollars. Zum Ende des Geschäftsjahres 2013 waren zwei Drittel des Personals in Europa angestellt, während nur jeder zehnte Arbeitsplatz in Amerika angesiedelt war.

Weitere Dollar-Profi teure: NESTLÉ, LINDT & SPRÜNGLI, SONOVA, ARYZTA und DUFRY.
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