SAP: zielt auf Marktführerschaft in der Wolke

Veröffentlicht am 09.05.2012

Im Jahr 1972 gründeten fünf ehemalige Mitarbeiter von IBM die Firma SAP, wobei das Kürzel für "Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung" steht. Allerdings wurde die Abkürzung erst wesentlich später zum offiziellen Namen des Unternehmens. Heute ist SAP der größte Softwarehersteller Europas und die weltweite Nummer vier in dieser Liste, hinter den US-Unternehmen Microsoft, IBM und Oracle. Für Langfrist-Anleger ist sie wieder einen Blick wert ...


Denn die Walldorfer haben heute in dem speziellen Bereich der Unternehmenssoftware die Spitzenposition inne. Dabei bietet SAP Firmen jeglicher Größenordnung Softwarelösungen für die Abwicklung sämtlicher Geschäftsprozesse eines Unternehmens wie Buchführung, Controlling, Vertrieb, Einkauf, Produktion, Lagerhaltung oder Personalwesen an. Aktuell verfügt SAP über Vertriebs- und Entwicklungsstandorte in mehr als 50 Ländern weltweit. SAP-Anwendungen und Services helfen mehr als 183.000 Kunden in der ganzen Welt, ihr Unternehmen rentabel zu führen, flexibel auf Marktänderungen zu reagieren und nachhaltig zu wachsen. Um auch in Zukunft im Bereich Unternehmenssoftware führend zu sein, hat man es sich bei SAP zum Ziel gesetzt, seine Position im Bereich der so genannten Mietsoftware stetig auszubauen.

Erfolgreicher Start ins Jahr 2012

In den ersten drei Monaten des Jahres 2012 konnten die Walldorfer unter dem Strich 444 Mio. Euro verdienen und damit 10% mehr als im Vorjahr. Beim Gesamtumsatz ging es in der gleichen Zeit um 11% auf 3,35 Mrd. Euro nach oben. Etwas enttäuschend fiel der Anstieg der Software-Erlöse aus. Währungsbereinigt konnte man in diesem Bereich lediglich um 1% zulegen, wobei dieses Geschäft in den USA sogar rückläufig war. Hierfür waren laut Unternehmensangaben hauptsächlich die Probleme mit einem neuen US-Vertriebssystem verantwortlich.

Zwischen Januar und März probierte man in den USA ein neues Vertriebsmodell aus, bei dem man statt auf Regionen auf Branchen spezialisierte Verkäufer losschickte und versuchte, beides zu verbinden. Nun hat man bei SAP erkannt, dass das Experiment schief gegangen ist. Das Unternehmen wird wieder zum bewährten Modell zurückkehren. Ebenso hat man personelle Konsequenzen gezogen und den Nordamerikachef Robert Courteau ausgetauscht. Diese Maßnahmen sollen im weiteren Jahresverlauf das US-Geschäft auf Kurs bringen.

Bewährtes Vertriebssystem soll Erfüllung der Jahresprognose sichern

Mit Hilfe des alten Vertriebssystems und der Hoffnung darauf, dass einige Verträge, die im ersten Quartal nicht zustande gekommen sind, im weiteren Jahresverlauf nachgeholt werden, möchte SAP wieder zweistellige Zuwachsraten erzielen. Damit sollen auch die Prognosen für das gesamte laufende Geschäftsjahr erfüllt werden können. Nachdem die Probleme in den USA abgestellt wurden, zeigte sich SAP Co-Chef Jim Hagemann Snabe sogar ein wenig euphorisch: "Wir feuern aus allen Rohren."

Im Gesamtjahr will das Unternehmen den Umsatz des Vorjahres mit Software und softwarebezogenen Dienstleistungen von 11,35 Mrd. Euro währungsbereinigt um 10% bis 12% übertreffen. Der bereinigte Betriebsgewinn soll zwischen 5,05 Mrd. und 5,25 Mrd. Euro liegen. Im Jahr 2011 lag dieser noch bei 4,71 Mrd. Euro. Dazu sagte Co-Chef Bill McDermott: "Wir sind auf der Spur, wir sind zuversichtlich, und wir sind vorbereitet für das Wachstum."

Cloud Computing soll zukünftige Gewinne sichern

Die Zukunft von SAP soll im Cloud Computing-Markt liegen. Bisher waren die Softwarelösungen von SAP eher für große Unternehmen geeignet, die auch in der Lage waren, eigene Server vorzuhalten und aufwändig zu warten. Allerdings hat man bei SAP erkannt, welche Möglichkeiten das Cloud Computing bei den kleineren und mittleren Unternehmen bieten kann. Für diese Firmen lohnt sich in den meisten Fällen der Betrieb von aufwändigen Servern oder IT-Abteilungen nicht. Trotzdem möchte man nach Möglichkeit von überall auf der Welt und zu jeder Zeit auf die gespeicherten Daten zurückgreifen können.

Lange Zeit galt SAP in dem Zukunftsmarkt als Nachzügler. Die Wende soll nun die Übernahme der Firma SuccessFactors bringen. Das US-Unternehmen gehört zu den Marktführern im Bereich Cloud-basierter Human Capital Management (HCM)-Lösungen. SAP ließ sich diese Übernahme insgesamt 3,4 Mrd. US-Dollar kosten. Allerdings sind laut Co-Chef Snabe die ersten Früchte aus der Übernahme schon zu beobachten. "Wir sind ein führender Cloud-Anbieter", sagte er bei einer Telefonpressekonferenz anlässlich der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das erste Quartal 2012.

Langer Weg bis zur Weltmarktspitze in der Wolke

Dass SAP immer noch einen langen Weg zurücklegen muss, um sein Ziel der Weltmarktführerschaft in der Datenwolke zu erreichen, zeigt sich am eher geringen Beitrag dieses Geschäftsfeldes zum bisherigen Unternehmenserfolg. Noch vor einem Jahr betrugen die Erlöse in dieser Zukunftssparte vernachlässigbare 4 Mio. Euro. Im ersten Quartal dieses Jahres waren es bereits 35 Mio. Euro, allerdings sind auch diese Zahlen immer noch stark ausbaufähig – angesichts eines Gesamtumsatzes von 3,35 Mrd. Euro.

Der Zukauf von SuccessFactors soll dabei helfen, diesen Rückstand aufzuholen und in der Wolke richtig durchzustarten. Dabei hat das Unternehmen in seiner Unternehmensgeschichte zwar noch keine Gewinne erwirtschaftet, kann dagegen jedoch mit einer breiten Kundenbasis glänzen. Im Jahr 2011 betrug der Umsatz der Firma 328 Mio. US-Dollar.

SAP selbst rechnet frühestens für das Jahr 2013 mit einem positiven Ergebnisbeitrag aus der Wolke. "Das Cloudgeschäft wird im laufenden Jahr noch nicht profitabel sein. Es ist noch zu früh zu sagen, ob uns das schon 2013 gelingt", sagte jüngst Finanzchef Werner Brandt zu "Welt Online".

Fazit:

SAP schwimmt weiterhin auf einer Erfolgswelle. Nachdem das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr bereits das beste Jahr der Unternehmensgeschichte feiern konnte, sollte das laufende Geschäftsjahr nicht minder erfolgreich verlaufen. Das Vertrauen der Anleger scheint das Unternehmen zu besitzen. Im laufenden Jahr konnte die Aktie von SAP um etwa 25% zulegen. Einer der Gründe dafür dürfte sein, dass SAP auf einem sehr guten Weg zu sein scheint, das Rekordjahr 2011 sogar noch zu übertreffen. Somit bleiben auch die mittelfristigen Wachstumsziele in Sichtweite.

Für das Jahr 2015 hat man sich das Umsatzziel von 20 Mrd. Euro gesetzt. Die operative Marge soll mindestens 35% betragen. Diese Ziele möchte SAP u.a. mit weiteren Übernahmen und einem Wachstum im für die Unternehmen immer wichtiger werdenden Zukunftsmarkt Cloud Computing, mit einem starken Ausbau des Geschäfts in China sowie weiteren Produkteinführungen wie der Datenbank-Software Hana erreichen. Nachdem die allgemeinen Rezessionsängste schon im letzten Jahr nicht dafür sorgen konnten, dass die SAP-Zahlen schwächer werden, sollte es auch 2012, bei sich wahrscheinlich aufhellender Konjunktur, erneut ein sehr gutes Jahr für den Unternehmenssoftwarehersteller werden.

Außerdem dürfte die Schwäche in den USA im ersten Quartal nach der Rückkehr zum bewähren Vertriebssystem überwunden sein. Sollte sich die Eurokrise nicht erheblich verschärfen, dürfte lediglich der anhaltende Rechtsstreit mit dem großen US-Konkurrenten Oracle einige Unsicherheiten im weiteren Jahresverlauf darstellen.

In diesem Artikel erwähnt:

DE0007164600 SAP

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