QE 2 is on the run

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 22.09.2010
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Frankfurter Börsenbrief

Nein, damit ist nicht die Reaktivierung des außer Dienst gestellten Luxuskreuzfahrtschiffs, benannt nach der britischen Monarchin, gemeint. QE2 steht für eine neues Programm der amerikanischen Notenbank zum Aufkauf von Anleihen (englisch: quantita- tive easing, und da es das zweite Programm dieser Art ist, eben QE2).


Schon seit Wochen wurde FED-Chef Ben Bernanke von allen Seiten bestürmt, ob angesichts eines drohenden Abgleitens in eine neuerliche Rezession („dou- ble dip“) denn die FED nicht wieder stimulieren müsse. Da die Zinsen nicht weiter gesenkt werden können (sie liegen ja schon zwischen 0 und 0,25 %), bleibt nur das QE als Handlungsmöglichkeit. Das erste Programm die- ser Art war im März mit einigem Erfolg ausgelaufen. Bisher hatte sich die FED dagegen verwehrt, eine neues aufzulegen. Die offizielle Sprachregelung war, man wisse nicht, ob ein solches Programm überhaupt eine stimulierende Wirkung entfalten könne. Wie kommt es jetzt zu diesem Sinneswandel? Die Sorge um die Preisstabilität sorgt für eine 90 Grad-Wende in der US-Geldpolitik. Keine 180 Grad, denn in der Tendenz war sie ja auch bisher expansiv (Wie wirkungsvoll sind eigentlich noch Zinsen nahe null?). Die FED hatte in den letzten Monaten die Liquidität zu einem guten Teil wieder eingesammelt, die zuvor herausgegeben worden war, die Geldmenge war wieder im Sinken begriffen. Was sorgt bei Ben Bern- anke aktuell für Kopfzerbrechen bei den Teuerungskennziffern? Es ist keine Sorge, dass die Preise zu schnell steigen, sondern zu langsam. Im Statement zur Sitzung des Federal Open Market Comittee der FED von die- ser Woche hieß es, die Inflation läge unter dem Ziel der Währungshüter. Mit anderen Worten treibt die Sorge vor Deflation die Überlegungen für eine Wiederaufnahme des QE. Kann das funktionieren? Den Verantwortlichen erscheint das Risiko aus einem ‚Nichts-Tun‘ höher als aus der neuen Geschäf- tigkeit. Man will sich gegen Vorwürfe absichern, falls die Konjunktur doch weiter abkippt, nicht alles getan zu haben. Dabei ist die Erfolgschance, mit dem Ankauf von Anleihen die Konjunktur zu stimulieren, höchst ungewiss und umstritten. Skeptiker sagten in dieser Woche, es käme dem Versuch gleich, Krebs mit einem Wärmeverband zu bekämpfen. Das Beispiel Japan aus den Jahren 2001/2002 war bis vor 18 Monaten für die FED ein abschreckendes Beispiel, wie Stimulation über QE schiefgehen kann. Auf der anderen Seite war das erste QE-Programm der FED von 2009/2010 durchaus erfolgreich: Sowohl die Industrie wie auch die Banken sind wieder sehr, sehr komfortabel mit Kapital ausgestattet (vgl. Seite 6). QE ist ein wirksames Instrument, aber kein Allheilmittel. Naturgemäß hat ein solches Liquiditätsversor- gungsprogramm stets eine um ein Vielfaches höhere Wirkung als jedes von der Regierung aufgelegtes Paket. Letztere entfalten ihre Wirkung in der Regel nur über bestimmte Zweige und Branchen der Wirtschaft. Die von Obama angekündigten Steuerhilfen kommen vor allem der Infrastrukturindustrie und der Baubranche zugute. Die FED kann mit der Gießkanne breiter ansetzen. Deshalb ist QE eigentlich eine Maßnahme die dem früheren Spitznamen des FED-Chefs, Helicopter Ben (weil er als Universitätsprofessor einmal vorschlug, über das Land zu fliegen und Geldscheine abzuwerfen), besser gerecht wird. Auf der anderen Seite lässt sich ganz aktuell der Eindruck nicht verwehren, dass die FED eine Getriebene ist. Denn die Regierung fordert schon seit einiger Zeit ein neues Programm, um ihr 20-Mrd.- Dollar-Paket zu flankieren. Nichts ist für eine Notenbank ungesünder als eine Diskussion um ihre Unabhängigkeit. Wie geht es weiter? Ein Erfolg des Programms kann nur über den Arbeitsmarkt erfolgen. Die US-Wirtschaft benötigt mindes- tens 150.000 neue Jobs pro Monat, um die Rezession nachhaltig zu verlassen. Vor diesem Hintergrund greifen die beiden targets Konjunktur und Preisniveau eng ineinander, denn: Die Teuerungsrate ist nicht um- sonst auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Hauspreise sind niedrig, das Lohnniveau geht zurück. Grund ist, dass inzwischen ein Fünftel der amerikanischen Bevölkerung entweder arbeitslos gemeldet ist oder arbeits- suchend oder die Suche schon aufgegeben hat. Wenn wir uns an die Inflation aus den 70er Jahren erinnern, so entstand diese aus dem Ölpreis-Schock, aber auch sehr hohen Lohnabschlüssen infolge der Vollbeschäf- tigung in den 60er Jahren. Davon ist die US-Wirtschaft derzeit meilenweit entfernt. Dennoch könnte die Inflationierung über einen Umweg doch zum Erfolg führen: Bei Commodities ist mit Preissprüngen zu rechnen, beim Dollar mit einem Verfall. Bekanntermaßen sind Dollar- und Rohstoff-Preise eng korreliert. Gold ist auf die Nachricht von der FED sofort auf 1.290 Dollar gesprun- gen. Der Dollar gibt nach, die Commodity-Preise steigen. So kann die USA Inflation importieren. Wir kalkulieren, dass die FED genau diese Entwicklung plant. Warum ver- fällt der Dollar? Wenn die FED Liquidität durch Käufe von Staatsanleihen in den Markt gibt, die Geldmenge steigt, steht dem weniger Realwert gegenüber. Außerdem wer- den die Manager von Money Market Fonds über die Grenzen gehen, um für das Kapital Anlagemöglichkeiten zu suchen und so den Dollar verkaufen. Kernthema ist sicherlich auch die Zinsdifferenz, die für die Entwicklung an den Devisenmärkten ein entscheidendes Kriterium darstellt. Während die meisten anderen Notenbanken mit Ausnahme der EZB wieder auf eine expansivere Politik umstellen, wird in den USA der Zügel noch mal gelockert. Die Welthandelsorganisation schätzt, dass der Welthandel in diesem Jahr 13,5 % steigen wird. Das heißt, dass immer mehr Länder eine Wende in der Geldpolitik vollziehen werden. Wie können Sie profitieren? Setzen Sie jetzt auf eine weitere Abschwächung des Greenback. Als das erste Quantitative Easing- Programm bekannt gegeben wurde, stieg der Euro um 400 Basispunkte. Auch jetzt ist der Dollar wieder schwach geworden. Die Vorzeichen könnten nicht besser sein. Bisher hat die amerikanische Notenbank in ihrem jüngsten Statement erst angekündigt, jederzeit zum Handeln bereit zu sein. Wer sich in der Terminologie ein bisschen auskennt, weiß aber, dass damit der Markt für ein tatsächliches Handeln vorbereitet wird. Wir gehen davon aus, dass das QE-Programm am 1. November starten und sich nicht unter 300 Mrd. Dollar bewegen wird. Bei unseren Derivate-Empfehlungen sind wir schon mit US-Dollar gegen den Austral-Dollar positioniert. Wir werden die Spekulation ausbauen. Traditionell ist das vierte Quartal ohnehin von fallenden Dollar-Notierungen geprägt. Anstoß waren die Dollar-Ver- käufe Chinas. Wir werden den Dollar gegen die Schwedische Krone verkaufen. Zuletzt hat Schweden durch eine Zinserhöhung der Notenbank auf sich aufmerksam gemacht.
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