Portucel - Semapa verkauft noch immer
In der vergangenen Woche hat Portucel Quartalszahlen veröffentlich und eine Telefonkonferenz abgehalten. Ich habe mir die Zahlen angeschaut und die Konferenz nun angehört und finde kaum stichhaltige Gründe für den anhaltenden Ausverkauf in der Aktie.
Einzig die Anteilsreduzierung von Semapa aufgrund von Liquiditätsproblemen liefert eine hinreichende Erklärung für die Kursschwäche, denn nach Abschluss des Umtauschangebots (ich berichtete am 23.7. darüber) hatte Semapa seinen Anteil an Portucel von 75,9% auf 64,8% verringert. Beabsichtigt war eine Verringerung auf 54%. So vermute ich, dass Semapa nach dem ausgelaufenen Umtauschangebot nun als Verkäufer am Markt aktiv ist und jede Gelegenheit nutzt, Anteile abzustoßen. Deswegen macht die Aktie derzeit Abwärtsbewegungen mit, erholt sich jedoch im Anschluss daran kaum.
Das Geschäft von Portucel hat sich positiv entwickelt. Der Umsatz ist im ersten Halbjahr 2015 um 6,4% auf 794,9 Mio. Euro angesprungen. Der Gewinn (EBITDA) sprang um 16,6% auf 184,5 Mio. Euro. Der Cashflow, wichtig für die Dividendenausschüttung, stieg um 13,8% auf 155,3 Mio. Euro. Nach Investitionen jedoch ging der freie Cashflow um 60% zurück. die Ausschüttung der üppigen Dividende (aktuell 8%, eine Ausschüttung von 310 Mio. EUR) und die Finanzierung der Investitionsvorhaben (77 Mio. EUR) überstiegen den Cashflow und es mussten Barreserven dafür angeknabbert werden.
Portucel investiert kräftig. Zum einen wird eine Papiertuchfabrik in Mosambik gebaut, zum zweiten hat man den Markt für Taschentücher und Klopapier angegangen und aus dem Stand heraus 4% des Konzernumsatzes dort erreicht - im Laufe des Jahres soll der Anteil auf 8% steigen. Und zum dritten wird derzeit in South Caroline, USA, eine Pellet-Fabrik gebaut, mit der man das Standbein auf den Energiemärkten vergrößern möchte. Entsprechend stieg die Nettoverschuldung um 200 Mio. Euro auf 558 Mio. Euro.
Barreserven wurden also aufgebraucht, gleichzeitig wurde die Bruttoverschuldung um 139 Mio. Euro verringert. Natürlich steigt das Risiko, wenn ein Unternehmen so stark investiert und seine Barreserven, also sein Sicherheitspuffer, dahinschmilzt. Doch Portucel hat auf die Geschichte des Unternehmens verwiesen, in der ein entsprechend hoher Schuldenstand schon häufiger auftrat und binnen kurzer Zeit durch den hohen Cashflow zurückgeführt werden konnte.
Schulden werden fällig
Schulden im Volumen von 485 Mio. Euro werden im Jahr 2020 fällig, also fast alles. Portucel wird 200 Mio. Euro der ausstehenden Schulden vorzeitig ablösen (einmalige Kosten von 14 Mio. Euro werden erwartet) und durch die Ausgabe einer neuen Unternehmensanleihe, die bis 2023 läuft, refinanzieren. Dabei wird der Zins niedriger sein und zu jährlichen Einsparungen in Höhe von 7 Mio. Euro führen.
Im Rahmen der Umplatzierung der Anteile von Semapa haben zwei portugiesische Banken Beteiligungen an Portucel aufgebaut. Diese beiden Banken sind auf für die am 23. September stattfindende Platzierung der Unternehmensanleihe verantwortlich. Da ist es nachvollziehbar, dass diese beiden Banken im Vorfeld ihr Engagement in Portucel möglichst niedrig halten, sie fallen als potentielle Käufer von Aktien bis auf weiteres weg.
Mein Fazit lautet also: Alles im gründen Bereich, allerdings hat der Hauptaktionär, Semapa, Liquiditätsprobleme und beschafft sich die benötigte Liquidität durch den fortwährenden Verkauf seiner Portucel-Anteile. Ich habe keine Ahnung, wann das zu Ende ist. Doch wer noch nicht in Portucel investiert ist, der kann sich aufgrund dieser Ereignisse nun sehr günstig einkaufen. Wir bleiben dabei.
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