Panik ist ein schlechter Ratgeber
Veröffentlicht von
Stephan Heibel
am
06.01.2016
Na, schlechter hätte dieses Börsenjahr nicht beginnen können. Zuerst schockieren einbrechende Aktienmärkte in China die weltweiten Finanzmärkte, der DAX bricht um 4% ein. Dann spitzt sich der Konflikt zwischen Saudi Arabien und dem Iran zu. Und schließlich zündet Nordkorea zu Testzwecken eine Wasserstoffbombe, was erneute Schockwellen durch die ganze Welt sendet. Heute früh notiert der DAX bereits mit weiteren 3% im Minus, insgesamt beläuft sich der DAX-Einbruch zum Jahresauftakt schon auf -8%.
Schauen wir uns also einmal die Hintergründe an:
In China wurde vor genau sechs Monaten ein Verbot von
Aktienverkäufen für Unternehmensanteile über einer bestimmten
Größe ausgegeben. Wir erinnern uns, im Sommer gerieten die
chinesischen Aktienkurse unter Druck, Sorgen über das
nachlassende Wirtschaftswachstum führten zu massiven
Aktienverkäufen. Die kommunistische Partei reagierte mit einer
Reihe von Verfügungen, die den Ausverkauf stoppen sollten.
Dabei konzentrierte man sich nicht darauf, die Wirtschaft und
die Finanzmärkte zu verbessern, um langfristiges Wachstum zu
ermöglichen, sondern zog kurzfristige protektive Maßnahmen vor,
um die Finanzmärkte kurzfristig zu beeinflussen.
Das Verkaufsverbot für große Unternehmensanteile läuft am
morgigen Freitag aus. Nun haben viele Chinesen Angst davor,
dass ab morgen große Pakete auf den Markt geschmissen werden
und verabschieden sich vorher aus ihren Positionen.
Seit Jahresbeginn gibt es an der chinesischen Börse nun auch
„Geschwindigkeitskontrollen". Fällt der Shanghai-Aktienindex
innerhalb eines Tages um mehr als 5%, so wird der Handel für
zehn Minuten ausgesetzt. Fällt der Index um über 7%, so wird
der Handel für den ganzen Tag gestoppt. Dies ist heute bereits
zum zweiten Mal erfolgt, der Handel wurde heute Nacht kurz nach
Börsenbeginn ausgesetzt.
Relevanz?
Relevanz für unsere Wirtschaft: Keine, denn das nachlassendeWachstum in China ist seit langem bekannt. Relevanz für unsere
Finanzmärkte: Sippenhaft. Ich gehe davon aus, dass dieser
Kurseinbruch bald wieder ausgeglichen wird.
Südkorea hat eine Wasserstoffbombe gezündet. Kim Jong-un gilt
als unberechenbar und rasselt seit Jahren mit dem Säbel. Ein
Atomkrieg ist nicht mehr völlig undenkbar, entsprechend
schockiert reagieren die Finanzmärkte. Doch schauen wir uns mal
das Land an, dem die Bedrohung gilt: Südkorea.
Der südkoreanische Aktienindex Kospi ist in Folge der
nordkoreanischen Provokation um 1,1% abgerutscht. Der DAX heute
um über 3%. Irgendwie erscheint mir die Reaktion im DAX
übertrieben. Wenn selbst die unmittelbar betroffenen Nachbarn
kaum auf dieses Säbelrasseln reagieren, warum bricht hier in
Deutschland nun alles zusammen?
Da gibt es meines Erachtens technische Gründe, die den
Ausverkauf beim Unterschreiten der 10.000 Punkte Marke
verstärken. Das dürfte heftig werden, aber hoffentlich kurz
bleiben.
Ankündigungen bewahrheiten sich
Das Chaos, das ich Ihnen in der letzten Ausgabe des vergangenen
Jahres für 2016 ankündigte, ist bereits nach wenigen Tagen
eingezogen. Panik macht sich an den Finanzmärkten breit. Es ist
niemals ratsam, in die Panik hinein zu verkaufen. Selbst wenn
sich diese Ereignisse als richtungsweisend für das junge neue
Jahr herausstellen sollten, was ich nicht hoffe, dann werden
wir noch bessere Gelegenheiten haben, um unsere Positionen zu
verkleinern.
Vorerst ist es also in meinen Augen ratsam, einfach nur
abzuwarten.