„Ole“ wird zu „Oh je“

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 27.04.2012
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

„Olé“ sprechen die Spekulanten nur noch leise vor sich hin, doch es klingt eher nach einem „oh je“, denn trotz der Abstufung Spaniens durch S&P, und zwar gleich um zwei Stufen, steigen die Kurse an den Börsen. Dabei hatte die Woche so gut für sie begonnen.


 

Am Wochenende hat Hollande, der Herausforderer Sarkozys, die

Vorwahlen um die Präsidentschaftswahl in Frankreich klar

gewonnen. Der Sozialist würde den konservativen Sarkozy

ablösen, wenn er nun auch noch am 6. Mai die Stichwahl gegen

ihn gewinnt.

 

„Konservativen“ Sarkozy? Ja, für französische Verhältnisse ist

Sarkozy konservativ. Da derzeit alles nach einem Sieg Hollandes

aussieht, sollten Sie sich auf schwerere Zeiten für Merkel und

die EU einstellen.

 

So brach der DAX am Montag in Folge dieses Linksrutsches um

über 3% ein. Mit einem Hollande, der den beschlossenen

Fiskalpakt, einer der Grundsteine für die Börsenrallye seit

Anfang Dezember, wieder in Frage stellen möchte, stehen uns

schwere Monate bevor.

 

Doch während die Politik mit sich selbst beschäftigt ist,

können Unternehmen ungestört wirtschaften. Und so sorgten eine

ganze Reihe guter Quartalszahlen am Dienstag für einen

Stimmungswechsel, natürlich gekrönt vom Quartalsergebnis von

Apple am Dienstag Abend.

 

Der DAX stieg um die charttechnisch errechneten zwei Drittel

des zuvor erlittenen Verlustes an, und auf diesem Niveau gingen

die Bären wieder neue Shortspekulationen ein, denn gerade am

Vortag wurden doch viele Shortpositionen mit Gewinn aufgelöst.

 

Mittwoch und Donnerstag pendelte der Dax auf diesem Niveau und

gab den Bären ausreichend Zeit, sich für das nächste Desaster

zu präparieren. Und das nächste Desaster kam heute in Form der

Abstufung Spaniens durch S&P.

 

Der DAX startete im Minus, doch drehte schon bald ins Plus.

Volkswagen und Daimler hatten gestern und heute positive Zahlen

vermeldet, so dass die Hiobsbotschaft aus der Stierkampfarena

unterging.

 

Und überhaupt, was ist daran eigentlich so schlimm? Zum einen

ist es allen bewusst, dass Spanien nicht zu den bonitätsmäßig

stärksten Schuldnern gehört, und zum anderen erweisen sich die

Rettungsschirme und Hilfsfonds zumindest derzeit noch als

geeignet, um ein Überschwappen der Krise nach Deutschland oder

Europa zu vermeiden.

 

Ein paar Stunden können Börsen und Short-Spekulanten verharren

und auf das Eintreffen weiterer Hiobsbotschaften hoffen. Doch

nachdem nun die US-Börsen ebenfalls im Plus starten nachdem

Amazon gestern jegliche Erwartungen zur Makulatur machte, gibt

es kein Halten mehr: Die Short-Positionen werden aufgelöst und

die dafür erforderlichen Deckungskäufe treiben die Kurse immer

weiter in die Höhe.

 

Schauen wir einmal, wie sich die einzelnen Indizes diese Woche

entwickelt haben:

 

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

 

INDIZES               26.04.12 DIFF

Dow Jones              13.205       1,9%

DAX                     6.740       1,0%

Nikkei                  9.521      -0,4%

Euro/US-Dollar          1,316       0,2%

Euro/Yen             106,3365      -0,8%

10-Jahres-US-Anleihe     1,96%      0,0

Umlaufrendite Dt         1,41%      0,0

Feinunze Gold USD   $1.651,65       0,5%

Fass Brent Öl USD     $119,23       0,8%

Kupfer in US$/to        8.287       2,9%

Baltic Dry Shipping I   1.148      11,7%

 

Weiterhin geben Kupfer (+2,9%) und der Index der Frachtkosten

(+11,7%) bullische Signale für die Weltkonjunktur und den

Welthandel.  Doch die Konjunkturdaten sind durchwachsen mit

positiven Signalen aus Deutschland, den USA und einigen

Schwellenländern bei gleichzeitig schlechten Signalen aus dem

Rest Europas und aus China.

 

Vom Ausverkauf des Wochenbeginns ist nicht mehr viel zu sehen,

DAX und Dow Jones haben sich über das Angstniveau von vor einer

Woche bewegt.

 

 

 

Schauen wir einmal, wie sich die Stimmung unter Anlegern und

Analysten entwickelt:

 

 

SENTIMENTDATEN ÜBERRASCHEND BULLISCH

 

Analysten

Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):

 

Kaufen / Verkaufen

05.04.- 13.04. (159): 49% / 15%

13.04.- 20.04. ( 94): 52% /  6%

20.04.- 27.04. (276): 46% / 15%

 

Kaufempfehlungen der Analysten

Royal Dutch Shell, Apple, Volkswagen

 

Verkaufsempfehlungen der Analysten

Nokia, Aixtro, Metro

 

Privatanleger

15. KW: 66% Bullen (183 Stimmen)

16. KW: 63% Bullen (192 Stimmen)

17. KW: 55% Bullen (171 Stimmen)

 

Kaufempfehlungen der Privatanleger

Nexans, Alcatel-Lucent, Credit Agricole

 

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger

Belvedere S.A., Centrotherm, Beiersdorf

 

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise

erstellt:

http://www.sharewise.com?heibel

 

Hui, hier sehen wir aber heftige Stimmungsschwankungen in den

vergangenen drei Wochen. Analysten sowie Privatanleger sind in

dieser Woche deutlich pessimistischer geworden. Ich deute dies

dahingehend, dass man die Probleme aus der Stierkampfarena als

auf die Arena begrenzt sieht und übers Wochenende von

Frankreichs Vorwahlen überrascht wurde. Dies wird auch durch

die heutige Reaktion, oder besser gesagt die ausgebliebene

Reaktion, auf die S&P Abstufung Spaniens untermauert.

 

 

TOP ANALYSTENZIELE

 

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen

treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie

ab sofort jede Woche eine Übersicht der Analysen mit den

höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach

an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am

meisten über dem aktuellen Kurs liegt:

 

Firma  Analyse vom  Kurs   Ziel   Upside

IVG IMMOBILIE 23.04  1,73€  4,00€ 131,21%

PVA TEPLA AG  23.04  3,66€  6,40€  74,86%

ADIDAS AG     25.04 46,80€ 80,00€  70,94%

METRO AG      27.04 23,65€ 40,00€  69,13%

CENTROTHERM   23.04  7,41€ 12,00€  61,94%

TUI AG        24.04  5,62€  9,00€  60,14%

THYSSENKRUPP  25.04 17,83€ 28,00€  57,04%

HOCHTIEF AG   26.04 44,10€ 67,00€  51,93%

WINCORNIXDORF 27.04 28,98€ 43,00€  48,38%

VOLKSWAGEN    27.04  141 €  206 €  46,05%

 

 

Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen

Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig

auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille

sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell

optimistischer ausfallen als es die Realität anschließend

erlauben würde. Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber,

wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten

auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst

oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall

individuell zu beurteilen.

 

 

Es wird spannend: Werden die Probleme Spaniens Europa mit einem

sozialistischen Hollande in die Knie zwingen, oder wird sich

der Franzose nach kurzen Verhandlungen zur Wahrung seines

Gesichts sodann dem Druck der anderen Europäer beugen und die

beschlossenen Vereinbarungen akzeptieren?

 

Werden die Unternehmen unabhängig vom politischen Gerangel

agieren und Gewinne einfahren, oder werden die Probleme erneut

auf die Finanzmärkte abfärben und der Wirtschaft schaden?

 

Meine Gedanken dazu lesen Sie im nächsten Kapitel.

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