Ölpreis: Hurrikansaison kurzfristig im Fokus

Veröffentlicht am 06.07.2010

Der Ölpreis korrigierte im Mai kräftig. Ein stärkerer US-Dollar sowie zunehmende Konjunktursorgen belasteten. In der Spritze rutschte die US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) um rund 25% ab. Der kräftige Rückgang war jedoch offenbar übertrieben, und nach einer kurzen Stabilisierungsphase ging es zuletzt wieder aufwärts. Dazu beigetragen hat Alex, der erste Tropensturm der Saison.


Auf der atlantischen Hurrikansaison von Juni bis November liegt ein großes Augenmerk, können die Stürme doch für erhebliche Störungen im Golf von Mexiko sorgen. Nicht ohne Folgen für das Öl-Angebot in den USA, denn dort sind rund 30% der US-Ölproduktion beheimatet. Außerdem sind an der Golfküste sieben der zehn wichtigsten US-Häfen zu finden, an denen zum Teil auch Erdöl umgeschlagen wird, beispielsweise in Houston. Etwa zwei Drittel der US-Rohölimporte kommen über den Golf ins Land. Zudem ist in diesem Gebiet rund die Hälfte der Raffineriekapazitäten der USA angesiedelt. Befürchtungen, dass Stürme zu Produktions- und Lieferstörungen führen und somit das Angebot verknappen, sorgen daher immer wieder für mehr oder minder heftige Kurskapriolen. So auch jüngst durch den Tropensturm Alex, der den Ölpreis kurzfristig nach oben schnellen ließ. Preisauftrieb in Grenzen? Allerdings sind die Erdölläger in den USA mit mehr als 360 Mio. Barrel prall gefüllt, sodass es schon größerer Beeinträchtigungen bedarf, um das Angebot zu verknappen. Entsprechend entspannt kann man wohl auf die diesjährige Hurrikansaison blicken, 2010 sind womöglich nur kurzfristige Preissprünge zu erwarten. Schließlich ist auch die Nachfrage derzeit nicht gerade üppig, woran wohl auch die laufende US-Sommerreisezeit, die so genannte Driving Season, nicht viel ändern dürfte. Angesichts der eher zögerlichen Konjunkturerholung sowie der nach wie vor hohen Arbeitslosigkeit in den USA, zusammen mit den ebenfalls gut gefüllten Benzinlägern, ist mit keiner massiven Nachfrage oder gar Angebotsengpässen zu rechnen. Von dieser Warte aus dürfte sich nach jetzigem Kenntnisstand der Preisauftrieb in den nächsten Monaten in Grenzen halten. Steigende Kosten Mittel- bis langfristig könnte es jedoch anders aussehen, und wieder deutlich steigende Notierungen sind nicht ausgeschlossen. Der Untergang der Bohrplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko und die daraus resultierende Umweltkatastrophe hat die Frage aufgeworfen, ob die Ölförderung aus der Tiefsee so wie bisher fortgesetzt werden kann. Zwar wurde jüngst das von der US-Regierung vollstreckte zunächst einmal zeitlich begrenzte Verbot von Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko durch ein US-Gericht aufgehoben, das letzte Wort ist jedoch noch nicht gesprochen. Aber nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern wird das Thema angesichts der Katastrophe, deren Ausmaß und Kosten noch immer nicht abzuschätzen sind, diskutiert, was in den nächsten Jahren zum einen dafür sorgen könnte, dass weniger Quellen in der Tiefsee angezapft werden. Zum anderen könnten künftig verschärfte Beschränkungen, aber auch Sicherheitsauflagen, höhere Ausgaben für moderne Technik sowie wohl auch steigende Versicherungsprämien die Produktionskosten für die Förderung auf dem Meer steigen lassen. Fazit: Steigende Kosten in den USA und weltweit sowie das zu erwartende Anziehen der globalen Nachfrage, insbesondere durch den wachsenden Bedarf in den Schwellenländern, könnten die Ölpreise mittel- bis langfristig weiter antreiben.

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