„Obamacare“ auf sicheren Füßen - wer sind die Gewinner?

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 22.07.2015
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Der Supreme Court hielt am 25. Juni die vor fünf Jahren verabschiedete Gesundheitsreform unverändert aufrecht. Damit hat Obamas wichtigstes Gesetz seiner Präsidentschaft auch einen zweiten großen rechtlichen Angriff überstanden. Die staatliche Subventionierung von Krankenversicherungsprämien ist demnach für alle Bundesstaaten der USA gültig. Somit dürfte das Gesetz von nun an juristisch unantastbar sein.


Mehr als 16 Millionen zuvor unversicherter Bürger haben wegen der Reform inzwischen eine Versicherung. Weitere 30 Millionen sollen noch dazu kommen. Im kommenden Januar werden erneut Millionen von Bürgern die Obamacare-Policen, offiziell „Affordable Care Act“, abschließen können. Welche Titel profi tieren von dieser Entwicklung?

Die US-Krankenhausbetreiber profi tieren gleich doppelt. Zum einen ist da die Hoffnung auf neue Kunden (Patienten), um die Auslastung zu steigern. Zum anderen gilt: In den USA wälzt der Staat einen Teil der Kosten für Unversicherte auf die Unternehmen ab. Gut 60 % aller Privatinsolvenzen in den USA resultieren zudem aus unbezahlbaren Krankenhausrechnungen, die selbst für Krankenversicherte schnell sechsstellig werden können. Nach einem Privatkonkurs muss ein Krankenhausbetreiber seine Forderungen immer abschreiben. Das drückt auf den Gewinn. Demnächst sieht das anders aus: Mehr Umsatz durch mehr Kunden und weniger Ausfälle durch bessere finanzielle Absicherung.

TENET HEALTH (WKN: A1J 5US; 57,96 $) steht vor deutlichen Kosteneinsparungen und Umsatzausweitungen. Die Kosteneffekte waren zuletzt ohnehin schon spürbar und werden sich noch verstärken. Im ersten Quartal 2015 mussten 174 Mio. $ abgeschrieben werden. Die Ausgaben für die kostenlose Krankenpflege Bedürftiger lagen bei 537 Mio. $. Im Jahr zuvor lagen die Werte jedoch noch bei 221 bzw. 601 Mio. $. Damit verringerten sich die Kosten aus unversicherten Dienstleistungen um satte 13,5 %. Für das laufende Jahr sehen die Analysten einen Gewinn je Aktie von 2,20 $. Per 2016 liegen die Taxen bei 2,76 $. Aufgrund der Entscheidung des Supreme Courts sind aber auch mehr als 3 $ möglich. Per 2017 ist nochmals ein Sprung auf 3,70 bis 4 $ möglich. Dann sinkt das KGV von derzeit 20 auf 15, was für einen Krankenhausbetreiber nicht viel ist. Wir trauen der Aktie auf Sicht von 12 Monaten ein Potenzial von 20 % zu.

HCA HOLDINGS (WKN: A1J FMW; 92,28 $) besitzt und betreibt Krankenhäuser in den USA. Dazu gehören Chirurgie-Zentren, Zentren für Onkologie-Therapien, umfassende Rehabilitationsund Physiotherapie-Zentren. Die Situation ist 1:1 vergleichbar mit der von Tenet Health. Für das laufende Jahr wird der Gewinn je Aktie auf 5,27 $ taxiert. 2016 dürfte bereits die 6 $-Marke tangiert werden. Das macht ein KGV von 15. Auch hier sehen wir auf Jahressicht rund 20 bis 25% Luft für Kursgewinne.

Ein indirekter Profiteur von Obamacare ist STERICYCLE (WKN: 902 518; 133,42 $). Das Unternehmen ist Marktführer für die Beseitigung von medizinischen Abfällen. Je mehr Menschen ärztliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen, umso größer die Produktion von Medizinabfällen. Die operativen Margen des Konzerns liegen bei rund 25 %. Seit Jahren überzeugt man mit einer zweistelligen Gewinndynamik. Für 2015 rechnen die Analysten mit 4,66 $ Gewinn je Aktie. Per 2016 wird ein Gewinnanstieg von rd. 14 % auf 5,30 $ gerechnet. Die höchsten Schätzungen reichen sogar bis 5,63 $. Das KGV von 25 erscheint zwar hoch, ist aber aufgrund des stetig zweistelligen Wachstums sowie der Konjunkturresistenz (Medizinabfälle fallen auch in schlechten Zeiten an) gerechtfertigt. Die Aktie steht seit Jahren auf der Empfehlungsliste des Aktionärsbriefes. Selten lag das KGV unter 25. Stericycle bleibt ein hervorragendes Trendinvestment, welches Kursgewinne zwischen 10 und 15 % jährlich abwerfen wird.

Die US-Krankenversicherer dürfen sich auf mehr Kundschaft freuen. Titel wie Universal Health Services oder UnitedHealth verzeichneten in der letzten Woche bereits schöne Kursgewinne. Der höhere Regulierungsdruck sorgt aber zugleich auch für Konsolidierungsdruck. So soll der Versicherungskonzern Anthem eine Übernahme des Konkurrenten Cigna erwägen. Dieser könnte wiederum auch für UnitedHealth in Frage kommen, falls es mit Aetna nicht klappt. Außerdem soll der Gesundheitsdienstleister Humana (WKN: 856 584; 185,85 $) auf mehreren Einkaufszetteln stehen. An Humana könnten wiederum Cigna oder eventuell auch Aetna interessiert sein. Deshalb halten wir Humana für das spannendste Investment unter den US-Krankenversicherungen. Versuchen Sie um 185 $ zum Zuge zu kommen.

Fazit: Die Obamacare-Spekulation ist lohnenswert. Sie ist nicht nur krisenresistent, sondern auch unabhängig von Währungstendenzen. Die Demographieentwicklung inklusive Zuwanderung untermauert diese Spekulation. Ein Unsicherheitsfaktor könnten die Wahlen im November 2016 sein. Aber selbst wenn die Republikaner siegen sollten, dürfte es sehr schwer werden, das Gesetz wieder abzuschaffen.
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