Merkel hat gute Lösung gefunden

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 25.03.2010
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Die gefeierte Lösung für Griechenland ist in meinen Augen ein Aufschieben der Entscheidung, wobei die Möglichkeit einer Hilfe für Griechenland durch die EU-Staaten als Ultima Ratio den Refinanzierungsbemühungen Griechenlands sehr helfen wird. Die Entscheidung über die Hilfe muss von allen 16 EU- Mitgliedsländern einstimmig fallen. Deutschland, das im Fall von Griechenland 19% der zu erwartenden Kredite stellen würde, könnte also noch immer ein Veto einlegen.


Es ist also keine Entscheidung gefallen, sondern ein Prozess definiert worden, wie Griechenland im Falle des Falles geholfen wird. Der IWF wird mit an Bord sein. Alle anderen Kapitalbeschaffungsmaßnahmen müssen zum Zeitpunkt der Hilfe erschöpft sein. Die EU will nur der wirklich letzte Notnagel sein, an den sich Griechenland hängen kann. Es ist der politische Kompromiss, den wir Volkswirte immer fürchten: Ja, Angela Merkel hat auf die Mahnungen von Prof. Issing gehört und weigerte sich erfolgreich, falsch verstandene Solidarität durch das Öffnen der deutschen Staatskasse auszuüben. Aber es wird sich erst zeigen müssen, wie der Weg der Ultima Ratio in Anspruch genommen wird. Unterm Strich würde ich sagen, dass der gefundene Kompromiss uns einige Monate, vielleicht sogar Jahre Zeit kauft, bevor der Fall der Fälle eintritt und das erste Land vor der Pleite steht. Über die künftige Rolle einer Harmonisierung der Wirtschaftspolitik der EU wird noch diskutiert werden: Die gestern von Frankreich publizierte Lösung einer Stärkung des Europarats in diesem Bereich wurde heute schon wieder zurück genommen. Selten haben wir das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Ideologien so deutlich gesehen wie im Griechenland-Konflikt. Die großzügige Hilfsbereitschaft aller EU-Länder außer Deutschland mit den zum großen Teil deutschen Steuergeldern wurde von Angela Merkel zu Recht abgeschmettert. Solidarität bedeutet nicht, für Fehler der anderen zu zahlen. Solidarität bedeutet, dem anderen zu helfen, diesen Fehler nicht ein zweites Mal zu begehen. Mag sein, dass Sie den Vergleich etwas weit hergeholt finden: Aber es ist wie in der Erziehung. Es ist mir ein Leichtes, meinem nächste Woche ein Jahr alt werdenden Sohn zu zeigen, wie man Becher ineinander stapelt. Und wenn sie ihm vom Tisch fallen, kann ich sie schnell aufheben. Doch es braucht mehr Geduld, ihn immer wieder zu motivieren, diese Aufgabe selber zu lösen. Und gleichzeitig muss ich dann auch noch die Wut des eifrigen Spielers ertragen, wenn er mal wieder gescheitert ist. Helfen ist leicht. Richtig helfen ist richtig schwer. So kann ich Angela Merkel zu dem gefundenen Kompromiss nur beglückwünschen. Je mehr ich mir den Kompromiss im Detail anschaue desto besser gefällt er mir. Natürlich hätten Börsianer am liebsten eine Lösung heute auf dem Tisch: Ein klares „Nein“ zu Griechenland-Hilfen wäre aus deren Sicht besser als das jetzt kursierende „Vielleicht, sofern nichts anderes mehr geht“. Dementsprechend stabilisiert sich der Euro zwar derzeit, ich nehme aber nicht an, dass er schnell wieder an alte Höchststände anknüpfen wird. Erst die nächsten Monate werden zeigen, wie die Finanzmärkte die gefundene Lösung für Griechenland einschätzen. Wünschenswert wäre, dass Griechenland mit der „Vielleicht“- Zusage der EU-Staaten im Rücken erfolgreich die Refinanzierung der 20 Mrd. Euro in den nächsten 8 Wochen sowie die weiteren ca. 30 Mrd. Euro bis Jahresende schafft. Ich nehme an, dass bereits in den nächsten 8 Wochen absehbar sein wird, ob Griechenland es alleine schaffen wird oder nicht. So wird es sich lohnen, in den nächsten Wochen einen Blick auf die Entwicklung des Zinsaufschlags zu werfen, den Griechenland gegenüber Deutschland für Staatsanleihen zahlen muss. Heute ist er schon mal kräftig zurückgegangen. In den vergangenen Wochen hat der Euro kräftig Federn gelassen. Insbesondere die exportorientierte Nation Deutschland wird von dieser Euro-Schwäche profitieren. Das ist in meinen Augen auch der Grund für den überproportionalen Anstieg des DAX in dieser Woche. Ein steigender Euro könnte in den kommenden Tagen für den DAX die Rallye beenden, eine Korrektur ist dann nicht mehr auszuschließen. Doch wir werden weiter mitfeiern, solange die Party läuft. Für unsere beobachteten Werte haben wir eine entsprechende Strategie implementiert.
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