„Low Volatility Investing“: Eine nervenschonende Alternative mit überproportionalem Potenzial

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 17.10.2012
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Aktionärsbrief

Die Krisen der vergangenen Jahre haben die Anleger vorsichtig werden lassen. Dot-Com-Blase, Subprime-Krise, Lehman Brothers und Euro-Krise haben dafür gesorgt, dass viele Investoren das Risiko scheuen. Und das gilt für private und institutionelle Anleger gleichermaßen. Eine Umfrage der Economist Intelligence Unit (EIU) im Auftrag von State Street Global Advisors hat ergeben, dass 71 % der institutionellen Anleger innerhalb der kommenden 12 Monate den Eintritt von Extremereignissen („Tail Risks“) für „wahrscheinlich“ oder sogar „sehr wahrscheinlich“ halten.


Aufgrund der heftigen Kurseinbrüche in den letzten Jahren scheuen viele Anleger das Risiko. Vermeintlich sichere Investitionsalternativen erleben deshalb einen wahren Boom. Die Renditen von AAA-Staatsanleihen reichen vielfach nicht mehr aus, zumindest den inflationsbedingten Geldwertverfall zu kompensieren. Bei kürzeren Laufzeiten geben sich die Anleger sogar mit Negativrenditen zufrieden. Gold erfreut sich ebenfalls großer Beliebtheit; der Kurs strebt wieder seinem Allzeithoch entgegen. Um hingegen das Risiko bei Aktien zu minimieren, hat es sich seit vielen Jahrzehnten als probates Mittel erwiesen, auf Werte zu setzen, die eine nachhaltig stabile oder sogar steigende Dividende ausschütten.
 

Aktieninvestments mit niedriger Volatilität sind dagegen erst in der jüngeren Vergangenheit in den Fokus geraten. Unter Volatilität wird die Bandbreite verstanden, innerhalb der die Aktienkurse in einem defi nierten Zeitrahmen schwanken. Eine hohe Kursbandbreite bedeutet allerdings nichts anderes als hohes Risiko. Bei dem „Low Volatility“-Investmentansatz gilt es also, die Aktien mit der geringsten Volatilität, also dem geringsten Risiko, zu finden. Der Clou: Wie langfristige Analysen gezeigt haben, wird die Performance von einer niedrigen Volatilität nicht beeinträchtigt. Üblicherweise gibt es am Kapitalmarkt ja die Korrelation, dass mit dem Risiko auch die zu erwartende Rendite steigt. Je niedriger das Risiko, desto geringer sind normalerweise die zu erzielenden Renditen.


Dass eine niedrige Volatilität nicht die Performance eines Portfolios beeinträchtigt, wurde mittlerweile in verschiedenen Studien nachgewiesen. So haben die US-Amerikaner Robert Haugen und A. James Heins empirisch belegt, dass das Portfolio mit dem geringsten Risiko sogar eine höhere Rendite aufweist als ein Portfolio, das den gesamten Markt abbildet. Andere Studien haben im Rückblick auf die vergangenen 50 Jahre ergeben, dass sich Aktien mit niedriger Volatilität mindestens genauso gut entwickelt haben wie der Marktdurchschnitt, aber eben mit einem geringeren Risiko.


Mittlerweile fließt immer mehr Geld in Aktienanlagen mit niedriger Volatilität. So haben in den USA Anleger im 3. Quartal über 1 Mrd. $ in ETFs investiert, die einen Aktienkorb mit unterdurchschnittlicher Volatilität abbilden. Bisher gibt es nicht viele Produkte, die sich diesem Thema widmen. Vorreiter in den USA war der „PowerShares S&P 500 Low Volatility ETF“ (ISIN: US73937B7799), der im Mai 2011 aufgelegt wurde und seitdem Anlegergelder in Höhe von 2,5 Mrd. $ eingesammelt hat. Allein im 3. Quartal flossen dem ETF frische Anlegergelder im Volumen von 414,4 Mio. $ zu. Im laufenden Jahr läuft der ETF aber ausnahmsweise dem Gesamtmarkt hinterher: Während der S&P 500 seit Jahresbeginn bis zum 24. September eine Performance von 31,1 % gezeigt hat, waren es bei dem ETF lediglich 24,8 %.


• Der ETF „Europe Minimum Variance NR“ (ISIN: LU0599612842) ist seit Juni 2011 auf dem Markt. Das von der Natixis-Tochter Ossiam begebene Produkt konzentriert sich auf Titel aus dem Stoxx 600, die anhand ihrer historischen Rendite, der Volatilität und der Korrelationsparameter herausgefiltert werden. Der mit 140 Mio. € verhältnismäßig kleine Fonds hat binnen eines Jahres eine Rendite von gut 26 % erzielt und war damit deutlich besser als der Euro Stoxx 50, der im selben Zeitraum lediglich 15,8 % zugelegt hat.


• Der ETF „US Minimum Variance NR“ (ISIN: LU0599612685) investiert nach dem gleichen Prinzip in Aktien aus den USA. Der 204 Mio. € schwere ETF hat innerhalb eines Jahres 25,3 % zugelegt.


• State Street Global Advisors hat mit dem „SPDR S&P 500 Low Volatility ETF“ (ISIN: IE00B- 802KR88) jetzt den ersten Indexfonds aufgelegt, der ausschließlich in S&P 500-Aktien mit der niedrigsten Volatilität investiert. Es kommen lediglich Aktien in Frage, die seit mindestens 12 Monaten im S&P 500 gelistet und an allen 250 Handelstagen auch gehandelt worden sind. Aus diesen Aktien werden dann die 100 Werte mit der niedrigsten Volatilität ausgewählt und in den Index aufgenommen. Die Einzelwerte werden invers zu ihrer Volatilität im Index gewichtet, wobei die Gewichtung jedes Quartal angepasst wird.


Die Performance des „S&P 500 Low Volatility Index“ kann sich sehen lassen. Die durchschnittliche Rendite der vergangenen zehn Jahre beträgt 8,3 %, während es der S&P 500 lediglich auf 5,5 % bringt. Zudem lag die Standardabweichung der vergangenen fünf Jahre lediglich bei 12,7 % (S&P 500: 19,2 %). Die Fondsgesellschaft hält entsprechend der Indexvorgaben alle enthaltenen Werte physisch im Depot und versucht, die Performance nicht annäherungsweise durch Derivate abzubilden, wie das bei ETFs vielfach gerne praktiziert wird. Die Gesamtkostenquote liegt bei moderaten 0,35 % p. a.


Fazit: Eine gute Empfehlung für Anleger, die nervensparend in Aktien investieren und dabei nicht auf eine überproportional gute Rendite verzichten wollen.

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