Linienspiel im TecDAX
Veröffentlicht am
20.09.2010
Eines der wichtigsten Hilfsmittel in der Charttechnik sind Linien. Dabei unterscheidet man Trendlinien, die schräg verlaufen, und horizontale Unterstützungs- bzw. Widerstandslinien. Zeichnet man nur eine solche Linie ein, so ist es ziemlich einfach, über Trading-Entscheidungen zu sprechen. Doch die Realität sieht anders aus. Eine Situation, in der nur eine einzige Linie wichtig ist, gibt es selten. In der Regel entsteht ein ganzes Gewirr von Linien, wenn man alle wichtigen Hoch- und Tiefpunkte miteinander verbindet. So wollen wir uns dieses Mal an einen Chart des TecDAX wagen und einige Linien einzeichnen, um das Trading-Potenzial dieses Index zu ergründen.
Zunächst starten wir mit einer Ansicht, in der wir möglichst weit Abstand nehmen. Wir erreichen dies, indem wir einen Wochenchart wählen und darin die letzten drei Jahre betrachten. Hier sehen wir eine fallende Tendenz, ausgehend vom Hoch Ende 2007. Legt man eine Linie über die Hochpunkte der letzten Jahre, so entsteht die dicke rote Linie im Chart. Durch das unnatürlich tiefe Tief im Frühjahr 2009 lässt sich das Gleiche an der Unterseite des Kurses schlecht wiederholen. So verwenden wir dort eine Linie, welche die Tiefpunkte dieses Jahres nach links mit einem Tief im Sommer 2009 verbindet. Es entsteht die grüne Linie. Beide zusammen bilden ein symmetrisches Dreieck. Wie in dieser Ausgabe an anderer Stelle besprochen, ist unklar, wohin dieses Dreieck verlassen werden wird. Es wird auch noch eine Weile dauern, bis es sich schließt. Wir sollten daher nachsehen, was sich innerhalb dieses Dreiecks tut. Schalten wir auf einen Tageschart um, so erkennen wir eine wellenförmige Seitwärtsbewegung, die um 750 Punkte pendelt. Diese Bewegung lässt sich durch zwei Begrenzungslinien darstellen, die im Chart als dünne rote Linien zu sehen sind. Erreichte der Kurs des TecDAX diese Linien, so drehte er in den vergangenen vier Monaten jedes Mal. Die obere Linie stellt dabei einen Widerstand dar, während die untere Linie eine Unterstützung ist. Hier ergibt sich bereits die erste Chance zu einem Trade. Besonders gut standen die Chancen im August, als der Wendepunkt auf der grünen Trendlinie lag. Das dürfte sich in Zukunft ändern, denn beim nächsten Mal liegt diese Trendlinie innerhalb des Bandes, das durch die Seitwärtsbewegung definiert wird. Nun werden die Trader also nicht mehr so sicher sagen können, wo ein Wendepunkt liegen wird. Unterhalb von 800 Punkten kreuzt eine untergeordnete Trendlinie (gestrichelt) die Widerstandslinie. Auch wenn diese Trendlinie von geringerer Bedeutung zu sein scheint, so kann eine Kreuzung zu einem so genannten Kreuzwiderstand führen, der die Wirkung verstärkt. Der Kurs dreht in der Regel an solchen Punkten wahrscheinlicher als an anderen. Gleichzeitig ergibt sich eine fallende Trendlinie (auch gestrichelt dargestellt), die der TecDAX in der Vergangenheit kaum beachtet hat. Doch das kann sich ändern. Bisher hat der Kurs die steigende Trendlinie als Obergrenze beachtet, während der RSI historisch meist über 70 notierte, wenn es zu einer Wende kam. Kürzlich lag er sogar noch höher, und der Kurs steuert auf Widerstände zu. Für Bullen könnte es also schwierig werden.
Fazit:
Durch Hilfslinien lässt sich der scheinbar zufällige Kurs des TecDAX in ein Muster verwandeln, in dem es wenig Spielraum gibt und sich Wahrscheinlichkeiten für das tägliche Trading ableiten lassen.