KUKA - Holding im Anlagen- und Maschinenbau
Veröffentlicht von
Stephan Heibel
am
08.10.2015
Heute hat also die Aktie des Robotikspezialisten KUKA AG die Abstimmung zur Wunschanalyse gewonnen. Dabei ist KUKA zwar kein klassischer Automobilzulieferer, die Geschäftsentwicklung des Unternehmens hängt jedoch ähnlich stark von den Autobauern ab wie das bei klassischen Automobilzulieferern der Fall ist. Lassen Sie uns gemeinsam erarbeiten, warum das so ist und weshalb ich die Aktie daher in letzter Konsequenz eben doch als Automobilzulieferer betrachte.
KLEINES UNTERNEHMENSPROFIL
Die KUKA AG fungiert als Holding einer global tätigen Unternehmensgruppe aus dem Anlagen- und Maschinenbau mit Fokus auf die robotergestützte Automation für die industrielle Fertigung. Die Gesellschaft sieht sich dabei selbst bereits seit einigen Jahren als Technologieführer in der Automobilindustrie. Daher werden zahlreiche moderne Pkws, insbesondere der großen deutschen Automobilhersteller, inzwischen mit Hilfe der Roboter der KUKA AG produziert. Allerdings ruht sich das Unternehmen keineswegs auf den vergangenen Erfolgen aus, sondern versucht mittels Technologietransfers das erarbeitete Know-How auf andere Industriebereiche zu übertragen.
KLEINE UNTERNEHMENSGESCHICHTE
Das Unternehmen wurde bereits 1898 in Augsburg-Oberhausen durch Johann Josef Keller und Jakob Knappich gegründet und war zunächst auf die Produktion von Acetylen-Generatoren für Beleuchtungskörper spezialisiert. Nach Ende des Ersten Weltkriegs nahm die Gesellschaft 1918 dann die Produktion von Hand-, Kraft- und Sicherheitswinden mit automatischen Bremsreglern sowie von Großbehältern auf, woraus 1922 schließlich die Bayerische Kesselwagen GmbH entstand. Nachdem man zunächst nur Aufbauten für Müllwagen entwickelte und produzierte, wurden ab 1927 Großmüllautos vertrieben. Zudem benannte sich das Unternehmen in KUKA (für Keller Und Knappich Augsburg) um. Ab 1936 spezialisierte sich die Gesellschaft dann auf die Entwicklung und Produktion von Punktschweißgeräten.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, in dessen Zuge auch das Werksgelände des Unternehmens schwer getroffen wurde, begann KUKA zunächst wieder mit der Produktion von Schweißgeräten und anderen Kleingeräten. Kurze Zeit später übernahm der Großindustrielle Günther Quandt die Firma. 1956 lieferte KUKA seine erste Vielpunktschweißstraße an VW aus, ehe man ab 1957 durch die Produktion von Stachelband-Schutzsystemen in den Markt für militärischen und zivilen Objektschutz einstieg.
Schließlich wurde das Rüstungsgeschäft ausgebaut, sodass man 1960 den Auftrag zur Produktion von 1.800 Türmen mit 20mm-Maschinenkanonen für den Schützenpanzer HS 30 der Bundeswehr erhielt. 1970 fusionierten dann die beiden zur Quandt-Gruppe gehörenden Unternehmen KUKA GmbH und Industrie-Werke Karlsruhe zur Industrie-Werke Karlsruhe Augsburg AG oder kurz: IWKA AG. Dieser gelang 1973 schließlich mit der Entwicklung des Roboters „Famulus" der Einstieg in die Roboterproduktion, die 1978 mit dem IR 601/60 in Serie ging.
1981 wurde die IWKA AG zur Holding innerhalb derer die einzelnen Geschäftsbereiche als rechtlich selbstständige Gesellschaften geführt wurden. Dabei handelte es sich um die KUKA Schweißanlagen und Roboter GmbH, die KUKA Umwelttechnik GmbH sowie die KUKA Wehrtechnik GmbH. Nach dem Ausstieg aus dem Rüstungsgeschäft durch Veräußerung der Wehrtechniksparte an die Rheinmetall AG im Jahr 1999 konzentrierte sich das Unternehmen zunehmend auf sein Geschäft mit Robotern. Folgerichtig beschloss die Hauptversammlung im Jahr 2005 die Umbenennung von IWKA in KUKA sowie die Verlegung des Hauptsitzes nach Augsburg.
HEUTIGE AUFSTELLUNG
Wie eingangs bereits erwähnt hat der Konzern bis heute diese Holdingstruktur beibehalten. Daher sind unter dem Dach der KUKA AG heute die drei Geschäftsbereiche KUKA Industries, KUKA Roboter und KUKA Systems gebündelt.
KUKA Industries entstand dabei erst im laufenden Geschäftsjahr 2015 durch Zusammenlegung der Sparte Technology Solutions, die zuvor ein Teil der KUKA Systems war, mit der 2014 durch KUKA übernommenen Reis Robotics.
In der Sparte KUKA Roboter fokussiert sich die Gesellschaft auf die Herstellung sowie die Vermarktung von automatisierten Produktionslösungen sowie Industrierobotern für die Automobilbranche, die Luft- und Raumfahrtindustrie, die Medizintechnik und die Solarbranche. KUKA betrachtet sich dabei selbst als europäischen Marktführer. Eine Tochtergesellschaft der KUKA Roboter ist die KUKA Laboratories, die sich auf die Grundlagenforschung in Sachen Robotertechnik spezialisiert hat.
KUKA Systems dagegen hat sich spezialisiert auf Dienstleistungen und Produkte im Bereich der industriellen Verarbeitung, sowohl von metallischen als auch nichtmetallischen Werkstoffen. Von KUKA Systems werden in erster Linie Unternehmen aus der Automobilbranche, dem Bahn- und Schienenverkehr, der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie der Solarbranche betreut. Kunden sind hier bspw. Unternehmen wie Airbus, Boeing, Bosch, Ford oder Siemens.
Als Vorstandsvorsitzender der börsennotierten KUKA AG fungiert Dr. Till Reuter, dem Aufsichtsrat sitzt Bernd Minning vor. Größter Anteilseigner an der KUKA AG ist mit 25,1% des Aktienkapitals die Voith Gruppe, gefolgt von der Investmentgesellschaft der Friedhelm Loh Gruppe, der SWOCTEM GmbH, mit gut 10%. Ferner halten mehrere institutionelle Anleger wie die Bank of America oder die AXA S.A. größere Anteile, sodass der Streubesitz nur bei rund 51% liegt.
UMSATZ- UND GEWINNENTWICKLUNG ZULETZT
Im Geschäftsjahr 2012 erzielte die KUKA AG einen Jahresumsatz von knapp 1,74 Mrd. Euro, der im Geschäftsjahr 2013 nur leicht um +2% auf 1,755 Mrd. Euro gesteigert werden konnte. Dabei erzielte die Gesellschaft in 2012 einen Gewinn je Aktie in Höhe von 1,64 Euro, der in 2013 leicht überproportional um knapp +5% auf 1,72 Euro gesteigert werden konnte. Folglich steigerte das Unternehmen seine Dividende von 0,20 Euro je Aktie in 2012 auf 0,30 Euro je Aktie in 2013.
Im Geschäftsjahr 2014 schließlich erzielte die KUKA AG einen Jahresumsatz von knapp 2,1 Mrd. Euro (+18,1%) sowie einen Gewinn je Aktie in Höhe von 1,99 Euro (+15,7%). Erneut steigerte man daher die Dividende von 0,30 Euro je Aktie auf 0,40 Euro je Aktie. Wachstumsfördernd wirkten sich dabei Akquisitionen wie bspw. die Übernahme der Schweizer Swisslog (im November 2014 für insgesamt rund 280 Mio. Euro) aus.
Trotz einer Verdopplung der Dividende von 0,20 Euro auf 0,40 Euro je Aktie zwischen 2012 und 2014 liegt die Dividendenrendite bei vergleichsweise mageren 0,6%.
DIE NEUE HERAUSFORDERUNG HEISST CHINA
Die KUKA AG erwartet bisher dank eines positiven konjunkturellen Umfelds weiteres Wachstum, angetrieben von einer guten Nachfrage aus den Regionen Nordamerika sowie Asien und hier insbesondere China. China war dabei bereits in den vergangenen Jahren ein Wachstumstreiber für das Unternehmen, zumal hier die deutschen Autobauer – allen voran Volkswagen – große Erfolge feierten und daher neue Fabriken errichteten.
Genau hierin liegt jedoch die Krux, denn die letzten Nachrichten bzgl. des chinesischen Wirtschaftswachstums waren doch etwas ernüchternd. Zwar versicherten Konzernlenker wie Apple CEO Tim Cook, dass es in China weiterhin gut laufe, aber Absatzprobleme bei Volkswagen sind nicht von der Hand zu weisen. Schließlich hatte VW seine Absatzprognose für das laufende Geschäftsjahr bereits vor dem aktuellen „Dieselgate"-Skandal reduziert.
UMSATZ- UND GEWINNERWARTUNGEN DES UNTERNEHMENS
Bisher ist jedoch von den Problemen in China noch nichts zu sehen. So hob CEO Dr. Till Reuter die firmeneigene Umsatzprognose erst im Juli von bisher 2,8 Mrd. Euro auf 2,9 Mrd. Euro an. Zugleich möchte er auch noch die EBIT-Marge auf ca. 6,5-7% steigern (bisheriges Ziel: 5,5%), woraus sich eine EBIT-Prognose von knapp 190 Mio. Euro für 2015 errechnen würde. In dieser Prognose sind jedoch Abschreibungen im Volumen von ca. 60 Mio. Euro, die im Zuge der Swisslog-Übernahme fällig werden, noch nicht enthalten.
Als langfristiges Ziel hat CEO Dr. Till Reuter ausgegeben, den Jahresumsatz bis 2020 auf 4-4,5 Mrd. Euro sowie die EBIT-Marge auf 7,5% steigern zu wollen. Zur Erreichung des unteren Endes der genannten Umsatzspanne wäre ein jährliches Umsatzwachstum von 6,6%, zur Erreichung des oberen Endes ein jährliches Umsatzwachstum von knapp 9,2% notwendig. Dies erscheint trotz möglicher Probleme in China durchaus möglich. Angesichts einer EBIT-Marge von 6,5-7% in 2015 halte ich zudem das Margenziel für 2020 für alles andere als ambitioniert.
MEINE UMSATZ- UND GEWINNSCHÄTZUNGEN FÜR 2015-2017E
Auf Basis der unternehmenseigenen Geschäftsprognosen sowie unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Analystenerwartungen gehe ich für 2015 von einem Jahresumsatz in Höhe von 2,9 Mrd. Euro bei einem Gewinn je Aktie in Höhe von 2,68 Euro aus.
Angesichts der wirtschaftlichen Schwäche Chinas sowie den derzeitigen Problemen des Großkunden VW rechne ich jedoch in 2016 mit einem Übergangsjahr. Daher dürfte der Jahresumsatz auch nur leicht um ca. +4% auf 3,02 Mrd. Euro steigen und der Gewinn je Aktie mit nur 3,15 Euro die Analysten etwas enttäuschen (durchschnittliche Analystenschätzung: 3,34 Euro).
Für 2017e erwarte ich dann jedoch schon wieder eine leichte Beschleunigung des Wachstums, sodass die KUKA AG ihren Jahresumsatz auf mindestens 3,25 Mrd. Euro (+7,6%) und den Gewinn je Aktie auf mindestens 3,65 Euro (+15,9%) steigern können sollte.
Dabei erwarte ich für 2015 eine Anhebung der Dividende auf 0,60 Euro, für 2016 eine Anhebung der Dividende auf 0,75 Euro und für 2017 eine Anhebung der Dividende auf 0,85 Euro je Aktie.
FUNDAMENTALE BEWERTUNG
Die KUKA AG weist zurzeit eine Marktkapitalisierung von gut 2,4 Mrd. Euro auf. Demgegenüber steht ein Jahresumsatz von 2,9 Mrd. Euro, woraus sich ein aktuelles KUV von nur knapp 0,83 errechnet. Zugleich liegt das aktuelle 2015er KGV bei knapp 26. Demgegenüber steht ein aktuelles Gewinnwachstum von fast +35%, das sich jedoch in Zukunft etwas abschwächen dürfte.
Auf Basis der von CEO Dr. Till Reuter ausgegebenen Geschäftsziele bis 2020 jedenfalls liegt das jährliche Umsatzwachstum bis zu diesem Zeitpunkt zwischen 6,6-9,2% und das jährliche Gewinnwachstum (EBIT) zwischen 9,8-12,4%.
Da es sich bei der KUKA AG um einen Marktführer in einer Zukunftsbranche (Robotik) handelt, würde ich der Aktie, gemäß unserer Bewertungsrichtlinien im Heibel-Ticker, schon ein KGV in Höhe des doppelten jährlichen Gewinnwachstums zugestehen. Demnach wäre die Aktie mit einem KGV um 25 fair bewertet. Demnach wäre die Aktie zurzeit weder unter- noch überbewertet.
FUNDAMENTAL FAIRER WERT UND KURSZIEL
Belege ich die Aktie mit einem KGV von 25 und ziehe die o.g. Gewinnschätzungen heran, so ergibt sich für das Jahr 2016e ein fundamental fairer Wert von 78,75 Euro sowie für das Jahr 2017e ein fundamental fairer Wert von 91,25 Euro. Normalerweise schaut die Börse jedoch bis zu einem Jahr in die Zukunft, sodass der fundamental faire Wert etwa ein Jahr vorher erreicht werden dürfte.
Demnach hätte die Aktie zurzeit noch ein Kurspotenzial von ca. +15% sowie auf Sicht eines Jahres von knapp +35%. Allerdings setze ich die Kursziele, insbesondere wegen der unklaren Lage Chinas und der aktuellen Probleme von VW, lieber einen Tick vorsichtiger.
Daher sehe ich das Kursziel für die Aktie kurzfristig bei maximal 75 Euro sowie auf Sicht eines Jahres bei maximal 85 Euro. Dennoch liegt das Kursziel auf Sicht eines Jahres somit rund +25% über dem aktuellen Kurs, was eine Kaufempfehlung rechtfertigt.
FAZIT: KAUFKANDIDAT MIT CHANCEN, ABER NICHT OHNE RISIKEN
Alles in allem sehe ich in der Aktie der KUKA AG, gerade nach dem Rücksetzer zuletzt, eine durchaus gute Kaufgelegenheit. Klar ist jedoch auch, dass zurzeit gewisse außergewöhnliche Risiken auf der Aktie lasten. So ist die weitere wirtschaftliche Entwicklung ebenso unklar wie die Entwicklungen beim Großkunden VW.
Ich sehe jedoch weder einen völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch Chinas noch eine Pleite von VW. Zudem führten genau diese Risiken ja auch zu dem Kursrücksetzer in der Aktie zuletzt, sodass diese Risiken zumindest teilweise bereits eingepreist sein dürften.
Daher ist die Aktie der KUKA AG für mich zu Kursen zwischen 65,00 und 67,50 Euro ein Kaufkandidat mit kurzfristigem Kursziel 75 Euro. Auf Sicht eines Jahres sollten dann sogar Kursziele bis 85 Euro oder mehr erreichbar sein. Zum Schutz vor größeren Kursverlusten würde ich die Aktie nach einem Kauf jedoch mit einem Stoppkurs knapp unterhalb von 60,00 Euro absichern.
Die KUKA AG fungiert als Holding einer global tätigen Unternehmensgruppe aus dem Anlagen- und Maschinenbau mit Fokus auf die robotergestützte Automation für die industrielle Fertigung. Die Gesellschaft sieht sich dabei selbst bereits seit einigen Jahren als Technologieführer in der Automobilindustrie. Daher werden zahlreiche moderne Pkws, insbesondere der großen deutschen Automobilhersteller, inzwischen mit Hilfe der Roboter der KUKA AG produziert. Allerdings ruht sich das Unternehmen keineswegs auf den vergangenen Erfolgen aus, sondern versucht mittels Technologietransfers das erarbeitete Know-How auf andere Industriebereiche zu übertragen.
KLEINE UNTERNEHMENSGESCHICHTE
Das Unternehmen wurde bereits 1898 in Augsburg-Oberhausen durch Johann Josef Keller und Jakob Knappich gegründet und war zunächst auf die Produktion von Acetylen-Generatoren für Beleuchtungskörper spezialisiert. Nach Ende des Ersten Weltkriegs nahm die Gesellschaft 1918 dann die Produktion von Hand-, Kraft- und Sicherheitswinden mit automatischen Bremsreglern sowie von Großbehältern auf, woraus 1922 schließlich die Bayerische Kesselwagen GmbH entstand. Nachdem man zunächst nur Aufbauten für Müllwagen entwickelte und produzierte, wurden ab 1927 Großmüllautos vertrieben. Zudem benannte sich das Unternehmen in KUKA (für Keller Und Knappich Augsburg) um. Ab 1936 spezialisierte sich die Gesellschaft dann auf die Entwicklung und Produktion von Punktschweißgeräten.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, in dessen Zuge auch das Werksgelände des Unternehmens schwer getroffen wurde, begann KUKA zunächst wieder mit der Produktion von Schweißgeräten und anderen Kleingeräten. Kurze Zeit später übernahm der Großindustrielle Günther Quandt die Firma. 1956 lieferte KUKA seine erste Vielpunktschweißstraße an VW aus, ehe man ab 1957 durch die Produktion von Stachelband-Schutzsystemen in den Markt für militärischen und zivilen Objektschutz einstieg.
Schließlich wurde das Rüstungsgeschäft ausgebaut, sodass man 1960 den Auftrag zur Produktion von 1.800 Türmen mit 20mm-Maschinenkanonen für den Schützenpanzer HS 30 der Bundeswehr erhielt. 1970 fusionierten dann die beiden zur Quandt-Gruppe gehörenden Unternehmen KUKA GmbH und Industrie-Werke Karlsruhe zur Industrie-Werke Karlsruhe Augsburg AG oder kurz: IWKA AG. Dieser gelang 1973 schließlich mit der Entwicklung des Roboters „Famulus" der Einstieg in die Roboterproduktion, die 1978 mit dem IR 601/60 in Serie ging.
1981 wurde die IWKA AG zur Holding innerhalb derer die einzelnen Geschäftsbereiche als rechtlich selbstständige Gesellschaften geführt wurden. Dabei handelte es sich um die KUKA Schweißanlagen und Roboter GmbH, die KUKA Umwelttechnik GmbH sowie die KUKA Wehrtechnik GmbH. Nach dem Ausstieg aus dem Rüstungsgeschäft durch Veräußerung der Wehrtechniksparte an die Rheinmetall AG im Jahr 1999 konzentrierte sich das Unternehmen zunehmend auf sein Geschäft mit Robotern. Folgerichtig beschloss die Hauptversammlung im Jahr 2005 die Umbenennung von IWKA in KUKA sowie die Verlegung des Hauptsitzes nach Augsburg.
HEUTIGE AUFSTELLUNG
Wie eingangs bereits erwähnt hat der Konzern bis heute diese Holdingstruktur beibehalten. Daher sind unter dem Dach der KUKA AG heute die drei Geschäftsbereiche KUKA Industries, KUKA Roboter und KUKA Systems gebündelt.
KUKA Industries entstand dabei erst im laufenden Geschäftsjahr 2015 durch Zusammenlegung der Sparte Technology Solutions, die zuvor ein Teil der KUKA Systems war, mit der 2014 durch KUKA übernommenen Reis Robotics.
In der Sparte KUKA Roboter fokussiert sich die Gesellschaft auf die Herstellung sowie die Vermarktung von automatisierten Produktionslösungen sowie Industrierobotern für die Automobilbranche, die Luft- und Raumfahrtindustrie, die Medizintechnik und die Solarbranche. KUKA betrachtet sich dabei selbst als europäischen Marktführer. Eine Tochtergesellschaft der KUKA Roboter ist die KUKA Laboratories, die sich auf die Grundlagenforschung in Sachen Robotertechnik spezialisiert hat.
KUKA Systems dagegen hat sich spezialisiert auf Dienstleistungen und Produkte im Bereich der industriellen Verarbeitung, sowohl von metallischen als auch nichtmetallischen Werkstoffen. Von KUKA Systems werden in erster Linie Unternehmen aus der Automobilbranche, dem Bahn- und Schienenverkehr, der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie der Solarbranche betreut. Kunden sind hier bspw. Unternehmen wie Airbus, Boeing, Bosch, Ford oder Siemens.
Als Vorstandsvorsitzender der börsennotierten KUKA AG fungiert Dr. Till Reuter, dem Aufsichtsrat sitzt Bernd Minning vor. Größter Anteilseigner an der KUKA AG ist mit 25,1% des Aktienkapitals die Voith Gruppe, gefolgt von der Investmentgesellschaft der Friedhelm Loh Gruppe, der SWOCTEM GmbH, mit gut 10%. Ferner halten mehrere institutionelle Anleger wie die Bank of America oder die AXA S.A. größere Anteile, sodass der Streubesitz nur bei rund 51% liegt.
UMSATZ- UND GEWINNENTWICKLUNG ZULETZT
Im Geschäftsjahr 2012 erzielte die KUKA AG einen Jahresumsatz von knapp 1,74 Mrd. Euro, der im Geschäftsjahr 2013 nur leicht um +2% auf 1,755 Mrd. Euro gesteigert werden konnte. Dabei erzielte die Gesellschaft in 2012 einen Gewinn je Aktie in Höhe von 1,64 Euro, der in 2013 leicht überproportional um knapp +5% auf 1,72 Euro gesteigert werden konnte. Folglich steigerte das Unternehmen seine Dividende von 0,20 Euro je Aktie in 2012 auf 0,30 Euro je Aktie in 2013.
Im Geschäftsjahr 2014 schließlich erzielte die KUKA AG einen Jahresumsatz von knapp 2,1 Mrd. Euro (+18,1%) sowie einen Gewinn je Aktie in Höhe von 1,99 Euro (+15,7%). Erneut steigerte man daher die Dividende von 0,30 Euro je Aktie auf 0,40 Euro je Aktie. Wachstumsfördernd wirkten sich dabei Akquisitionen wie bspw. die Übernahme der Schweizer Swisslog (im November 2014 für insgesamt rund 280 Mio. Euro) aus.
Trotz einer Verdopplung der Dividende von 0,20 Euro auf 0,40 Euro je Aktie zwischen 2012 und 2014 liegt die Dividendenrendite bei vergleichsweise mageren 0,6%.
DIE NEUE HERAUSFORDERUNG HEISST CHINA
Die KUKA AG erwartet bisher dank eines positiven konjunkturellen Umfelds weiteres Wachstum, angetrieben von einer guten Nachfrage aus den Regionen Nordamerika sowie Asien und hier insbesondere China. China war dabei bereits in den vergangenen Jahren ein Wachstumstreiber für das Unternehmen, zumal hier die deutschen Autobauer – allen voran Volkswagen – große Erfolge feierten und daher neue Fabriken errichteten.
Genau hierin liegt jedoch die Krux, denn die letzten Nachrichten bzgl. des chinesischen Wirtschaftswachstums waren doch etwas ernüchternd. Zwar versicherten Konzernlenker wie Apple CEO Tim Cook, dass es in China weiterhin gut laufe, aber Absatzprobleme bei Volkswagen sind nicht von der Hand zu weisen. Schließlich hatte VW seine Absatzprognose für das laufende Geschäftsjahr bereits vor dem aktuellen „Dieselgate"-Skandal reduziert.
UMSATZ- UND GEWINNERWARTUNGEN DES UNTERNEHMENS
Bisher ist jedoch von den Problemen in China noch nichts zu sehen. So hob CEO Dr. Till Reuter die firmeneigene Umsatzprognose erst im Juli von bisher 2,8 Mrd. Euro auf 2,9 Mrd. Euro an. Zugleich möchte er auch noch die EBIT-Marge auf ca. 6,5-7% steigern (bisheriges Ziel: 5,5%), woraus sich eine EBIT-Prognose von knapp 190 Mio. Euro für 2015 errechnen würde. In dieser Prognose sind jedoch Abschreibungen im Volumen von ca. 60 Mio. Euro, die im Zuge der Swisslog-Übernahme fällig werden, noch nicht enthalten.
Als langfristiges Ziel hat CEO Dr. Till Reuter ausgegeben, den Jahresumsatz bis 2020 auf 4-4,5 Mrd. Euro sowie die EBIT-Marge auf 7,5% steigern zu wollen. Zur Erreichung des unteren Endes der genannten Umsatzspanne wäre ein jährliches Umsatzwachstum von 6,6%, zur Erreichung des oberen Endes ein jährliches Umsatzwachstum von knapp 9,2% notwendig. Dies erscheint trotz möglicher Probleme in China durchaus möglich. Angesichts einer EBIT-Marge von 6,5-7% in 2015 halte ich zudem das Margenziel für 2020 für alles andere als ambitioniert.
MEINE UMSATZ- UND GEWINNSCHÄTZUNGEN FÜR 2015-2017E
Auf Basis der unternehmenseigenen Geschäftsprognosen sowie unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Analystenerwartungen gehe ich für 2015 von einem Jahresumsatz in Höhe von 2,9 Mrd. Euro bei einem Gewinn je Aktie in Höhe von 2,68 Euro aus.
Angesichts der wirtschaftlichen Schwäche Chinas sowie den derzeitigen Problemen des Großkunden VW rechne ich jedoch in 2016 mit einem Übergangsjahr. Daher dürfte der Jahresumsatz auch nur leicht um ca. +4% auf 3,02 Mrd. Euro steigen und der Gewinn je Aktie mit nur 3,15 Euro die Analysten etwas enttäuschen (durchschnittliche Analystenschätzung: 3,34 Euro).
Für 2017e erwarte ich dann jedoch schon wieder eine leichte Beschleunigung des Wachstums, sodass die KUKA AG ihren Jahresumsatz auf mindestens 3,25 Mrd. Euro (+7,6%) und den Gewinn je Aktie auf mindestens 3,65 Euro (+15,9%) steigern können sollte.
Dabei erwarte ich für 2015 eine Anhebung der Dividende auf 0,60 Euro, für 2016 eine Anhebung der Dividende auf 0,75 Euro und für 2017 eine Anhebung der Dividende auf 0,85 Euro je Aktie.
FUNDAMENTALE BEWERTUNG
Die KUKA AG weist zurzeit eine Marktkapitalisierung von gut 2,4 Mrd. Euro auf. Demgegenüber steht ein Jahresumsatz von 2,9 Mrd. Euro, woraus sich ein aktuelles KUV von nur knapp 0,83 errechnet. Zugleich liegt das aktuelle 2015er KGV bei knapp 26. Demgegenüber steht ein aktuelles Gewinnwachstum von fast +35%, das sich jedoch in Zukunft etwas abschwächen dürfte.
Auf Basis der von CEO Dr. Till Reuter ausgegebenen Geschäftsziele bis 2020 jedenfalls liegt das jährliche Umsatzwachstum bis zu diesem Zeitpunkt zwischen 6,6-9,2% und das jährliche Gewinnwachstum (EBIT) zwischen 9,8-12,4%.
Da es sich bei der KUKA AG um einen Marktführer in einer Zukunftsbranche (Robotik) handelt, würde ich der Aktie, gemäß unserer Bewertungsrichtlinien im Heibel-Ticker, schon ein KGV in Höhe des doppelten jährlichen Gewinnwachstums zugestehen. Demnach wäre die Aktie mit einem KGV um 25 fair bewertet. Demnach wäre die Aktie zurzeit weder unter- noch überbewertet.
FUNDAMENTAL FAIRER WERT UND KURSZIEL
Belege ich die Aktie mit einem KGV von 25 und ziehe die o.g. Gewinnschätzungen heran, so ergibt sich für das Jahr 2016e ein fundamental fairer Wert von 78,75 Euro sowie für das Jahr 2017e ein fundamental fairer Wert von 91,25 Euro. Normalerweise schaut die Börse jedoch bis zu einem Jahr in die Zukunft, sodass der fundamental faire Wert etwa ein Jahr vorher erreicht werden dürfte.
Demnach hätte die Aktie zurzeit noch ein Kurspotenzial von ca. +15% sowie auf Sicht eines Jahres von knapp +35%. Allerdings setze ich die Kursziele, insbesondere wegen der unklaren Lage Chinas und der aktuellen Probleme von VW, lieber einen Tick vorsichtiger.
Daher sehe ich das Kursziel für die Aktie kurzfristig bei maximal 75 Euro sowie auf Sicht eines Jahres bei maximal 85 Euro. Dennoch liegt das Kursziel auf Sicht eines Jahres somit rund +25% über dem aktuellen Kurs, was eine Kaufempfehlung rechtfertigt.
FAZIT: KAUFKANDIDAT MIT CHANCEN, ABER NICHT OHNE RISIKEN
Alles in allem sehe ich in der Aktie der KUKA AG, gerade nach dem Rücksetzer zuletzt, eine durchaus gute Kaufgelegenheit. Klar ist jedoch auch, dass zurzeit gewisse außergewöhnliche Risiken auf der Aktie lasten. So ist die weitere wirtschaftliche Entwicklung ebenso unklar wie die Entwicklungen beim Großkunden VW.
Ich sehe jedoch weder einen völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch Chinas noch eine Pleite von VW. Zudem führten genau diese Risiken ja auch zu dem Kursrücksetzer in der Aktie zuletzt, sodass diese Risiken zumindest teilweise bereits eingepreist sein dürften.
Daher ist die Aktie der KUKA AG für mich zu Kursen zwischen 65,00 und 67,50 Euro ein Kaufkandidat mit kurzfristigem Kursziel 75 Euro. Auf Sicht eines Jahres sollten dann sogar Kursziele bis 85 Euro oder mehr erreichbar sein. Zum Schutz vor größeren Kursverlusten würde ich die Aktie nach einem Kauf jedoch mit einem Stoppkurs knapp unterhalb von 60,00 Euro absichern.
In diesem Artikel erwähnt:
DE0006204407 | KU2 |