Konsumgüterunternehmen verfolgen unterschiedliche Strategien, um ihr Profil zu schärfen.
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
29.07.2015
Dennoch haben alle das gleiche Ziel: Schwächere Wachstumsraten, vor allem in den bisher wachstumstreibenden Emerging Markets, sowie steigende Marketingaufwendungen zwingen die großen Player in der Konsumgüter- und Nahrungsmittelindustrie, ihre Portfolios umzugestalten. Ziel ist, das Markensortiment derart zu bereinigen bzw. auszubauen, dass es profi tabler wird. Indirekter, aber nicht minder wichtiger Effekt: Das Interesse von Investoren auf sich zu ziehen, so dass der Aktienkurs zulegt und sich somit die Finanzierungsmöglichkeiten am Kapitalmarkt verbessern.
Den radikalsten Weg dürfte bisher PROCTER & GAMBLE (852 062; 80,44 $) beschritten haben. Vor zwei Jahren wurde der ehemalige CEO Alan G. Lafl ey an die Konzernspitze zurückgeholt, damit der P&G wieder zur früheren Ertragsstärke zurückbringt. Das Rezept Lafl eys: Das Markenportfolio rigoros bereinigen. Hunderte Marken sollen entweder verkauft oder ganz aufgegeben werden. Zukünftig will sich P&G auf nur noch ca. 65 umsatz- und ertragsstarke Marken konzentrieren.
Lafleys jüngster Streich: Der Verkauf der Haarpflegesparte Wella und des Kosmetikgeschäfts an das US-Unternehmen Coty, das jedoch von der deutschen Milliardärsfamilie Reimann kontrolliert wird. Der Verkauf hat P&G einen Buchgewinn von schätzungsweise 5 bis 7 Mrd. $ in die Kasse gespült. Kein schlechtes Ergebnis für einen Geschäftsbereich, der einen Jahresumsatz in Höhe von 5,9 Mrd. $ generiert. Pikantes Detail am Rande: Derselbe Lafley, der nun den Verkauf durchführte, hatte in seiner ersten Amtszeit den Kauf der Sparte eingefädelt. Vor dem Verkauf von Wella wurde bereits in einer ähnlich großen Transaktion das Batteriegeschäft von Duracell an Warren Buffetts Berkshire Hathaway durchgeführt.
P&Gs jüngste Portfoliokonzentration ist noch nicht voll auf die Gewinnrechnung durchgeschlagen. Aber immerhin: Die steigende EBIT-Marge und Kapitalrendite zeigen, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Auch wenn die EBIT-Marge mittlerweile sogar schon wieder das Niveau vor der Finanzkrise erreicht hat, bleibt doch weiterhin einiges zu tun.
Der niederländisch-britische Konzern UNILEVER (A0J MZB; 40,26 €) hat dagegen eine andere Strategie gewählt. P&G will die Profi tabilität vor allem durch eine Schrumpfung des Markenportfolios bewerkstelligen. Unilever führt hingegen sowohl Devestitionen als auch Akquisitionen durch. Abgegebene Geschäftsbereiche werden also durch Zukäufe ersetzt bzw. vorhandene zusätzlich gestärkt. Freigewordenes Kapital wird also direkt wieder in das Geschäft investiert. P&G nutzt es dagegen vor allem für Aktienrückkäufe.
Auch UNILEVER hat sich zuletzt von wenig profitablen Marken getrennt. Die Devestitionen betrafen vor allem den Lebensmittelbereich, wie z. B. den Saucenhersteller Ragu, die Salamimarke Bifi sowie die Diätmarke Slimfast. Die Erfolge zeigen sich bisher nur zögerlich. Immerhin zeigte die Nahrungsmittelsparte im ersten Halbjahr die langsamste Entwicklung im gesamten Konzern, aber immerhin konnte man nun schon wieder organisches Wachstum zeigen.
Bezüglich der Zukäufe zeigte sich Unilever zunächst etwas zögerlich. Mit der Übernahme des US-Speiseeisunternehmens Talenti konnte man nun immerhin das Premiumsegment stärken, wo Unilever bisher nur unterdurchschnittlich präsent war. Auch in der Sparte „Personal Care“ will man vermehrt auf Premiummarken setzen. Vor allem im Bereich Hautpflege baut man derzeit einen ganzen Pool prestigeträchtiger Marken auf. So wurden hier in diesem Jahr bisher Murad, Dermalogica, Kate Somerville sowie REN gekauft. Dazu kommen die Seifenmarken Camay und Zest.
Seit sechs Jahren sitzt CEO Paul Polman nun bei Unilever im Sattel. In dieser Zeit ist die EBITMarge kontinuierlich gestiegen, wobei sich der Anstieg wegen des Zukaufs von Premiummarken weiter dynamisieren dürfte. Zusätzliche Marketingkosten kann man locker aus dem üppig sprudelnden operativen Cashfl ow bezahlen. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital liegt deutlich sowohl über den Kapitalkosten als auch über dem Branchendurchschnitt.
NESTLÉ (A0Q 4DC; 71,90 CHF) landete mit dem Teilausstieg bei L‘Oréal 2014 einen Befreiungsschlag. Sie machte den Branchenplatzhirsch beweglicher, aber bezüglich Portfoliobereinigungen waren zuletzt die Erfolgsmeldungen rar. Wird die im April angekündigte Tempoverschärfung wahrgemacht, dürfte sich das aber schnell ändern. Mit Spannung werden am 12. August auch die Zahlen Nestlés erwartet.
DANONE (851 194; 60,99 €) hingegen konzentriert sich derzeit ganz auf organisches Wachstum und Effizienzsteigerung. Sowohl die EBIT-Marge als auch die Rendite auf das eingesetzte Kapital liegt unter dem Branchendurchschnitt. Der Konzernumbau bindet weiterhin Kräfte und Ressourcen. Immerhin konnten im 1. Halbjahr erste Erfolge gefeiert werden.
Fazit: NESTLÉ bleibt weiterhin erste Wahl, auch wenn die Erfolgsstory zuletzt etwas ins Stocken geraten ist. Bei UNILEVER sind die Erfolge des Portfolioumbaus bisher am besten sichtbar, auch beim Aktienkurs. Der Aktienkurs von DANONE scheint dagegen schon viele Erfolgslorbeeren zu enthalten. Nun müssen die Franzosen erst einmal liefern. PROCTER & GAMBLE hatte bisher zwar die spektakulärsten Deals zu bieten, lässt es aber an Dynamik in den angestammten Geschäftsfeldern vermissen. Konservative Anleger sollten also weiter auf NESTLÉ setzen, spekulative Investoren sollten aber auch UNILEVER in Betracht ziehen.
Lafleys jüngster Streich: Der Verkauf der Haarpflegesparte Wella und des Kosmetikgeschäfts an das US-Unternehmen Coty, das jedoch von der deutschen Milliardärsfamilie Reimann kontrolliert wird. Der Verkauf hat P&G einen Buchgewinn von schätzungsweise 5 bis 7 Mrd. $ in die Kasse gespült. Kein schlechtes Ergebnis für einen Geschäftsbereich, der einen Jahresumsatz in Höhe von 5,9 Mrd. $ generiert. Pikantes Detail am Rande: Derselbe Lafley, der nun den Verkauf durchführte, hatte in seiner ersten Amtszeit den Kauf der Sparte eingefädelt. Vor dem Verkauf von Wella wurde bereits in einer ähnlich großen Transaktion das Batteriegeschäft von Duracell an Warren Buffetts Berkshire Hathaway durchgeführt.
P&Gs jüngste Portfoliokonzentration ist noch nicht voll auf die Gewinnrechnung durchgeschlagen. Aber immerhin: Die steigende EBIT-Marge und Kapitalrendite zeigen, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Auch wenn die EBIT-Marge mittlerweile sogar schon wieder das Niveau vor der Finanzkrise erreicht hat, bleibt doch weiterhin einiges zu tun.
Der niederländisch-britische Konzern UNILEVER (A0J MZB; 40,26 €) hat dagegen eine andere Strategie gewählt. P&G will die Profi tabilität vor allem durch eine Schrumpfung des Markenportfolios bewerkstelligen. Unilever führt hingegen sowohl Devestitionen als auch Akquisitionen durch. Abgegebene Geschäftsbereiche werden also durch Zukäufe ersetzt bzw. vorhandene zusätzlich gestärkt. Freigewordenes Kapital wird also direkt wieder in das Geschäft investiert. P&G nutzt es dagegen vor allem für Aktienrückkäufe.
Auch UNILEVER hat sich zuletzt von wenig profitablen Marken getrennt. Die Devestitionen betrafen vor allem den Lebensmittelbereich, wie z. B. den Saucenhersteller Ragu, die Salamimarke Bifi sowie die Diätmarke Slimfast. Die Erfolge zeigen sich bisher nur zögerlich. Immerhin zeigte die Nahrungsmittelsparte im ersten Halbjahr die langsamste Entwicklung im gesamten Konzern, aber immerhin konnte man nun schon wieder organisches Wachstum zeigen.
Bezüglich der Zukäufe zeigte sich Unilever zunächst etwas zögerlich. Mit der Übernahme des US-Speiseeisunternehmens Talenti konnte man nun immerhin das Premiumsegment stärken, wo Unilever bisher nur unterdurchschnittlich präsent war. Auch in der Sparte „Personal Care“ will man vermehrt auf Premiummarken setzen. Vor allem im Bereich Hautpflege baut man derzeit einen ganzen Pool prestigeträchtiger Marken auf. So wurden hier in diesem Jahr bisher Murad, Dermalogica, Kate Somerville sowie REN gekauft. Dazu kommen die Seifenmarken Camay und Zest.
Seit sechs Jahren sitzt CEO Paul Polman nun bei Unilever im Sattel. In dieser Zeit ist die EBITMarge kontinuierlich gestiegen, wobei sich der Anstieg wegen des Zukaufs von Premiummarken weiter dynamisieren dürfte. Zusätzliche Marketingkosten kann man locker aus dem üppig sprudelnden operativen Cashfl ow bezahlen. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital liegt deutlich sowohl über den Kapitalkosten als auch über dem Branchendurchschnitt.
NESTLÉ (A0Q 4DC; 71,90 CHF) landete mit dem Teilausstieg bei L‘Oréal 2014 einen Befreiungsschlag. Sie machte den Branchenplatzhirsch beweglicher, aber bezüglich Portfoliobereinigungen waren zuletzt die Erfolgsmeldungen rar. Wird die im April angekündigte Tempoverschärfung wahrgemacht, dürfte sich das aber schnell ändern. Mit Spannung werden am 12. August auch die Zahlen Nestlés erwartet.
DANONE (851 194; 60,99 €) hingegen konzentriert sich derzeit ganz auf organisches Wachstum und Effizienzsteigerung. Sowohl die EBIT-Marge als auch die Rendite auf das eingesetzte Kapital liegt unter dem Branchendurchschnitt. Der Konzernumbau bindet weiterhin Kräfte und Ressourcen. Immerhin konnten im 1. Halbjahr erste Erfolge gefeiert werden.
Fazit: NESTLÉ bleibt weiterhin erste Wahl, auch wenn die Erfolgsstory zuletzt etwas ins Stocken geraten ist. Bei UNILEVER sind die Erfolge des Portfolioumbaus bisher am besten sichtbar, auch beim Aktienkurs. Der Aktienkurs von DANONE scheint dagegen schon viele Erfolgslorbeeren zu enthalten. Nun müssen die Franzosen erst einmal liefern. PROCTER & GAMBLE hatte bisher zwar die spektakulärsten Deals zu bieten, lässt es aber an Dynamik in den angestammten Geschäftsfeldern vermissen. Konservative Anleger sollten also weiter auf NESTLÉ setzen, spekulative Investoren sollten aber auch UNILEVER in Betracht ziehen.