Komponentenzulieferer des iPADs

Heute geht das neue iPad in den Verkauf. Die ersten Geräte werden traditionell aufgebrochen und seziert. Ja, Apples Geheimniskrämerei ist bekannt und wenn Sie wissen möchten, welche Komponenten das iPad nun tatsächlich enthält, dann müssen Sie das Ding aufmachen und nachschauen.
Zulieferer, die über ihre Verträge mit Apple sprechen,
verlieren umgehend ihren Vertrag. Das will natürlich niemand
riskieren und so ist es schon ein kleiner Sport geworden, die
ersten Geräte aufzumachen und nachzuschauen.
Doch selbst das gibt noch keine Gewissheit. So verwendet Apple
Berichten zufolge häufig zwei Zulieferer für die gleichen
Komponenten, damit man nicht in eine zu große Abhängigkeit
gerät. Beim Bildschirm beispielsweise hat so neben Samsung auch
LG einen Auftrag von Apple erhalten.
WLAN- und Bluetooth-Chips kommen von Broadcom, einem
Spezialisten für integrierte Chips. Für das iPad hat Broadcom
(BRCM) die Übertragungsgeschwindigkeiten verdoppelt und, ganz
wichtig, den Stromverbrauch halbiert. 13% des Umsatzes von
Broadcom kommt von Apple. Ein „überraschender“ Erfolg des iPads
dürfte auch bei Broadcom positive Spuren in der Bilanz
hinterlassen.
Das KGV 12e von Broadcom beträgt nur 12, dabei wächst der
Umsatz in den nächsten Jahren den Erwartungen der Analysten
zufolge um 15% p.a. Broadcom ist neben Apple selsbt in meinen
Augen eine Aktie, die vom Erfolg des iPads überproportional
profitieren würde.
Zudem hat sich Broadcom über NetLogic den Zugang zur 4G-
Technologie gesichert, ein Bereich, den das Unternehmen zuvor
sträflich vernachlässigt hatte. Hier besteht also die
Möglichkeit, künftig mehr Komponenten für das iPad zu liefern,
die Zusammenarbeit mit Apple also noch auszubauen.
Bislang dominiert Qualcomm (QCOM) den Bereich der
Mobilfunkchips. Führend bei 3G hat Qualcomm auch bei der LTE-
Technologie, also beim 4G, die Nase vorn. Zusätzlich ist
Qualcomm auch mit dem Graphik-Chip Snapdragon bei Smartphones
und Touchpads vertreten, sein Snapdragon konnte die Leistung
seines Vorgängers um das Vierfache übertreffen.
Auch Qualcomm wächst mit 15% p.a., verfügt aber schon über ein
KGV 12e von 17, ist damit also schon ein wenig teurer als
Broadcom. Doch immerhin hat Qualcomm kürzlich eine
Dividendenanhebung bekannt gegeben sowie ein 4 Mrd. USD
Aktienrückkaufprogramm gestartet. Qualcomm ist in dieser Liste
sicherlich der etablierte Wettbewerber, ich habe jedoch die
Aussagen des Managements als häufig wenig verlässlich kennen
gelernt und halte mich daher von dieser Aktie fern.
Skyworks Solutions (SWKS) kümmert sich um den RF Power
Amplifier. Dabei handelt es sich um einen Verstärker von
Funkwellen für Sprach- und Datenübertragungen. Auch TriQuint
(TQNT) und RF Micro (RFMD) bieten diese Technologie an,
Skyworks Solutions ist jedoch profitabler und verfügt über das
breitere Kundenspektrum im Bereich der Smartphones und
Touchpads.
Zudem ist die Verwendung der Verstärker von Skyworks eine
kleine Überraschung, denn im iPhone 4S erhielt ein
Wettbewerber, Avago (AVGO), den Vorzug.
Die Aktie von Skyworks hat sich in den vergangenen Monaten von
14 auf nunmehr 28 USD verdoppelt. Das KGV 12e steht jedoch noch
immer bei 15, was ich bei der erwarteten Wachstumsrate von 15%
für angemessen halte.
20% des Umsatzes von Skyworks Solutions hängen an Apple und so
dürfte ein Verkaufserfolg des iPads ziemlich direkt in einen
Gewinnsprung bei Skyworks transferiert werden.
Cirrus Logic (CRUS) liefert Chips für das Management der
Stromversorgung der Audio-Komponenten, ein Bereich der meines
Wissens ebenfalls von Dialog Semiconductor bearbeitet wird. Ich
habe bei Dialog Semi diesbezüglich nachgefragt, eine Antwort
des Unternehmens steht noch aus.
Cirrus erwirtschaftet 53% seines Umsatzes mit Apple. Diese
starke Konzentration auf nur einen Kunden wird sich im Verlauf
des Jahres weiter erhöhen, man erwartet einen Anstieg auf 80%.
Das ist mir zu viel Abhängigkeit von nur einem Kunden.
Selbiges trifft auch auf Triquint zu, das wir weiter oben
bereits erwähnt hatten. Triquint liefert ebenfalls Verstärker
für Apple-Geräte und erzielt 41% seines Umsatzes mit Apple.
Klar, die Aktie wird abheben, wenn das iPad seine Prognosen
wieder einmal übertrifft. Doch sollte irgendetwas schief
laufen, und das könnte auch eine Entscheidung Apples zugunsten
eines anderen Lieferanten sein, dann ist diese Aktie sofort am
Boden.
Avago hatte ich ebenfalls oben bereits erwähnt. Das Unternehmen
liefert ebenfalls Verstärker an Apple, hat aber noch Samsung
als zweiten Großkunden. Der Mobilfunkbereich ist für 45% des
Umsatzes von Avago verantwortlich, die beiden Großkunden in
diesem Bereich sind Apple und Samsung.
Der Touchscreen des iPad kommt von Texas Instruments (TI), doch
das Unternehmen ist so groß, dass durch das iPad hier kein
nennenswerter Effekt erzielt wird. Immerhin ist es positiv für
Texas Instruments, dass man diesen Auftrag dem Wettbewerber
National Semiconductor wegschnappen konnte.
Samsung wird weiterhin der größte iPad-Zulieferer bleiben. CPU
und Retina-Display kommen aus Korea. Doch auch für Samsung ist
das iPad-Geschäft nur ein Mosaik-Steinchen im Konzern.
Somit bleiben meine beiden Favoriten Broadcom und ... natürlich
Apple selbst.
Diese Woche hat der DAX einen Rekord hingelegt: +4,5%, nachdem
noch vor kurzem die Rallye in Frage gestellt wurde und offen
diskutiert wurde, ob wir die Jahreshochs bereits gesehen
hätten. Pustekuchen, die Diskussion erweist sich schon nach
wenigen Tagen als fehlgeleitet.
Auch der Dow Jones sowie der Nikkei schnitten diese Woche sehr
gut ab. Und wenn ich beobachte, wie sich Wechselkurse,
Rohstoffpreise und Anleiherenditen vor dem Hintergrund der
himmelsstürmenden Aktienkurse entwickeln so muss ich
feststellen: Egal!
Schauen wir einmal, wie sich die einzelnen Indizes diese Woche
entwickelt haben:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES 15.03.12 Δ
Dow Jones 13.253 2,7%
DAX 7.144 4,5%
Nikkei 10.130 3,7%
Euro/US-Dollar 1,308 -1,5%
Euro/Yen 109,2565 0,9%
10-Jahre-US-Anleihe 2,28% 0,3
Umlaufrendite Dt 1,57% 0,1
Feinunze Gold USD $1.656,70 -2,6%
Fass Brent Öl USD $123,11 -1,8%
Kupfer in US$/to 8.548 2,5%
Baltic Dry Shipping I 866 6,7%
Es ist egal, ob die Rohstoffpreise ansteigen oder nicht, die
Aktienkurse steigen. Und es ist auch egal, ob die
Anleiherenditen steigen oder nicht, die Aktienkurse steigen in
jedem Fall. Gleiches gilt für die Rohstoffpreise, deren Anstieg
die Aktienrallye ebenfalls nicht stoppen kann.
Insbesondere aus den USA sind in den vergangenen Wochen immer
wieder positive Konjunkturdaten zu hören. Die Arbeitslosigkeit
geht zurück, die Wirtschaft nimmt Fahrt auf. Entsprechend
fassen Anleger Vertrauen in das System USA und transferieren
immer mehr Gelder dorthin, der US-Dollar steigt. Er steigt
gegenüber dem Euro und auch gegenüber dem japanischen Yen.
Diese Woche hat die Fed erneut einen Banken-Stresstest
durchgeführt und die Ergebnisse überraschend früh
veröffentlicht. Von 19 Banken haben 15 den Test bestanden. Zu
den vier, die durchgefallen sind, gehört die Citigroup. Da
jedoch derzeit der Fokus der Anleger auf die Chancen eines
Konjunkturaufschwungs gerichtet ist und nicht auf die risiken
einer Weltwirtschaftskrise hielt sich der Ausverkauf bei der
Citigroup in Grenzen.
Auf der anderen Seite haben jedoch eine reihe von Banken die
guten Ergebnisse genutzt um ihre Unabhängigkeit von der Fed zu
deklarieren. Dies geschah durch die Ankündigung von Dividenden
und Aktienrückkaufprogrammen, Dinge, die den Banken seit der
Finanzkrise 2007 / 2008 untersagt waren. Alle Banken mussten
damals TARP-Hilfen der US-Regierung in Anspruch nehmen, teuer
verzinsen und durften bis auf weiteres keine Dividenden
ausschütten.
Viele Banken sahen diese Maßnahme damals als Demütigung an.
Insbesondere J-P. Morgan, eine Bank, die ohne größere Blessuren
durch die Krise segelte, wehrt sich gegen diese drakonischen
Vorschriften. So war es nun auch J.P. Morgen, die diese Woche
als erstes – und offensichtlich ohne Absprache mit der FED zu
einem verfrühten Termin – die Ausschüttung einer Dividende
bekannt gaben.
Es gehört zum Selbstverständnis des Bankensektors, in jedem
Marktumfeld Geld verdienen zu können – oder, wie man es in den
USA formuliert, Geld zu „machen“. Ein Stolz, der mitunter auch
zu einer Arroganz führte und diese Arroganz wurde in dieser
Woche auf besondere Weise angegriffen: Greg Smith, ein
ehemaliger leitender Angestellter von Goldman Sachs, hat die
Begründung für seine Kündigung an die New York Times geschickt,
die diesen Brief auf der Titelseite abdruckte.
Darin beschwert sich Smith über den moralischen Verfall in
seinem Institut. Früher hatte das Wohl des Kunden im
Vordergrund gestanden, heute gehe es nur noch um den schnellen
Profit währen die Kunden abschätzig als „Muppets“ bezeichnet
würden.
Ohh, welch Überraschung! Ich meine damit den Begriff „Muppets“,
den ich sogar recht originell finde. Den Rest kennen wir schon.
Doch das ist es, was so schmerzt: Unter der Hand weiß heute
jeder, dass die Banken gerne auch mal gegen ihre eigenen Kunden
zocken. Doch so offen wurde das bislang noch nicht formuliert.
Der Brief hat hohe Wellen geschlagen und bezeichnenderweise
gibt es außer einem „das ist nicht wahr“ keine besonders
überzeugende Gegendarstellung aus dem Hause Goldman Sachs.
Wir erinnern uns: Goldman Sachs wurde schon im Rahmen der
Finanzkrise 2007 / 2008 vorgeworfen, toxische
Immobilienderivate geschaffen zu haben, die an ihre eigenen
Kunden verkauft wurden und an deren Verfall im rahmen des
Immobiliencrashs Goldman Sachs dann verdient hatte. CEO
Blankfein wurde in Washington vom Kongress dazu befragt und
erklärte, dass die seine Kunden diese Produkte wollten und über
ausreichend Expertise verfügten, um die Risiken selber
einzuschätzen.
Wir erinnern uns: Goldman Sachs war auch an der kreativen
Bilanzierung Griechenlands beteiligt, mit deren Hilfe sich das
Land in die EU schummelte, um anschließend wesentliche
Positionen in den Ausfallversicherungen auf Griechenland
aufzubauen. Natürlich stets zum Besten des Kunden, wie das
Institut noch immer behauptet. Fragen Sie Griechenland einmal,
wie gut das war.
Banken sitzen am Knotenpunkt wichtiger Informationsflüsse und
genießen traditionell das Vertrauen eines neutralen
Vermittlers. Seit zwanzig Jahren nun tritt die Bank immer
häufiger nicht als Vermittler sondern als Vertragspartner auf,
man nimmt die Gegenposition eines Geschäfts ein. Der Vorteil:
Mehr Liquidität. Jedes Geschäft, egal wie sinnig oder unsinnig,
wird über komplizierte mathematische Modelle berechnet und
ermöglicht. Toll, was? Natürlich hat die Bank meist einen
kleinen aber wesentlichen Informationsvorsprung und dadurch ist
es ihr möglich, die Gegenposition zu einem Preis einzunehmen,
der unterm Strich lukrativ für sie ist.
Ich halte das für unmoralisch, eben weil die Banken über mehr
Informationen verfügen. Es ist noch ein weiter weg, bis diese
Geschäftspraxis unterbunden wird, doch der Brief dieser Woche
war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Schauen wir einmal, wie sich die Stimmung unter Anlegern und
Analysten entwickelt:
Sentimentdaten
Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):
Kaufen / Verkaufen
24.02.- 02.03. (215): 42% / 12%
02.03.- 09.03. (178): 54% / 11%
09.03.- 16.03. (171): 43% / 14%
Kaufempfehlungen der Analysten
Volkswagen VZ, Linde, EADS
Verkaufsempfehlungen der Analysten
Wacker Chemie, RWE, Gamesa Corp.
Privatanleger
09. KW: 70% Bullen (134 Stimmen)
10. KW: 58% Bullen (147 Stimmen)
11. KW: 75% Bullen (132 Stimmen)
Kaufempfehlungen der Privatanleger
Archos S.A., Commerzbank, Alcatel-Lucent
Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Q-Cells, Nicox S.A., KLA-Tencor
Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenar-beit mit Sharewise
erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel
Analysten haben diese Woche deutlich weniger Kaufempfehlungen
rausgehauen (43% statt zuvor 54%), vielleicht weil ihnen vor
dem Hintergrund der anhaltenden Rallye langsam schwindelig
wird. Gleichzeitig sind die Privatanleger in einen
Freudentaumel verfallen, 75% Optimisten hatten wir schon sehr
lange nicht mehr.
Ist dies ein Zeichen dafür, dass eine Korrektur nun kurz bevor
steht? Immerhin wurden wichtige psychologische Marken
übersprungen: DAX über 7.000, Dow Jones über 13.000 und der
Nasdaq über 4.000. Es scheint, als seien wir wieder in einem
robusten Bullenmarkt und alle Anleger jubeln, doch...
...die wenigsten Privatanleger sind dabei. Und auch
institutionelle Anleger spüren den zunehmenden Druck dieser
Rallye. Während der DAX mit 21% im Plus steht weisen die
meisten Portfolios deutlich weniger Performance aus.
Auch mein Musterdepot bleibt mit „nur“ 14,5% deutlich hinter
dem Ergebnis des DAX zurück. Das ist der Preis für die
Sicherheitskomponenten, die wir nach den bösen Erfahrungen der
vergangenen Jahre ins Portfolio eingebaut haben.
Was wir derzeit sehen ist der zunehmende Druck auf
institutionelle Anleger, doch die Performance nicht zu sehr
hinter dem DAX zurückfallen zu lassen. Und so dürfte die Rallye
nun so langsam in eine Phase eintreten, in der die besten
Aktien noch besser laufen.
Top Analystenziele
Sie wollen wissen, was die Analysten im Ein-zelnen für Aussagen
treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie
ab sofort jede Woche eine Übersicht der Analysen mit den
höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach
an, wo das aktuel-le Kursziel des Analysten prozentual am meis-
ten über dem aktuellen Kurs liegt:
Firma Analyse vom Kurs Ziel Upside
DT.FORFAIT 12.03 2,71€ 5,50€ 102,95%
EUROMICRON 13.03 18,19€ 31,50€ 73,17%
ARQUES IND.15.03 3,07€ 5,30€ 72,64%
ADIDAS AG 12.03 46,80€ 80,00€ 70,94%
K&S AG 15.03 39,08€ 57,00€ 45,85%
Norma 14.03 18,76€ 27,00€ 43,92%
VW VORZ 14.03 141,45€ 192,0€ 35,74%
Metro AG 14.03 30,26€ 40,00€ 32,19%
Es handelt sich um Analysen aus dieser Wo-che. Bitte genießen
Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig
auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille
sorgen kann, weshalb Analystenein-schätzungen tendenziell
optimistischer ausfal-len als es die Realität anschließend
erlauben würde. Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber,
wo die Erwartungen mit dem aktuel-len Kurs am weitesten
auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst
oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall
individuell zu beurteilen.
Im nächsten Kapitel stelle ich Ihnen eine Tra-dingidee vor. Sie
alle kennen das Unterneh-men, Sie alle haben den Katalog des
Unter-nehmens bereits in der Hand gehalten. Doch ein
Großanleger hat durch seinen überstürzten Verkauf seiner
Anteile für eine gute Einstiegs-gelegenheit gesorgt, von der
wir kurzfristig pro-fitieren möchten.
Alles weitere dazu im nächsten Kapitel.