Können Unternehmens- und Konjunkturzahlen dauerhaft in unterschiedliche Richtungen laufen?

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 03.08.2010
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Aktionärsbrief

Im Moment ist das der Fall. Die Unternehmen liefern ein Bild nachhaltiger Ertragsqualität, während die Konjunkturdaten uneinheitlich ausfallen.


Vor allem die US-Zahlen sind nicht gut genug. 2,4 % Wachstum klingen zunächst positiv, liegen aber deutlich unter den 3,7 % zum 1. Quartal. Aufgrund des Erholungspotenzials nach der Krise müsste diese Wachstumszahl höher liegen. Es ist zwar kein strukturelles Problem, aber es fehlt die flächendeckende Dynamik, was folglich zu einer Wachstumsdelle im Herbst führt. Dies versetzt der Stimmung der Märkte einen Dämpfer. Die deutschen Zahlen sind dagegen glänzend. Hier liegen die Schätzungen für das laufende Jahr ebenfalls zwischen 2 und 2,5 %, was aber für die deutsche Konjunktur sehr gut wäre, zumal die Arbeitslosenquote nachhaltig sinkt (7,7 %) und sowohl der Konsum als auch die Erwartungshaltung der Unternehmen deutlich steigen. Damit liegen die Deutschen im Moment ziemlich weit vorne, denn: Die restliche Eurozone stagniert mehr oder minder. Vor dem Hintergrund der Euro-Diskussionen im Frühjahr ist dies gar nicht mal schlecht, aber auch hier fehlt die Dynamik. Eine große Rolle spielen die Sparanstrengungen der einzelnen Staaten, die logischerweise die Ausgaben der öffentlichen Hand drastisch senken. Darin liegt ein statistischer Bremseffekt, den der private Sektor kaum kompensieren kann. Die Asiaten, vor allem die Chinesen, kühlen ebenfalls ihre Konjunktur ab. Vom Grundsatz her positiv, aber natürlich führt dies zu einiger Nervosität bezüglich der Folgewirkungen für die europäischen und amerikanischen Konjunkturen. Die Unternehmenszahlen spiegeln dies alles nicht wider. Vor allem im Umsatz, aber auch im Gewinn, legen sie eine wesentlich höhere Dynamik an den Tag, als die Konjunkturdaten vermuten lassen. Nur in Deutschland passen beide Zahlen zusammen. Die Aktienmärkte tun sich mit dieser unterschiedlichen Entwicklung sichtbar schwer, denn sie unterstellen, dass per Saldo die Unternehmenszahlen der konjunkturellen Entwicklung folgen. Dies muss aber nicht der Fall sein, denn: Der uneinheitliche Konjunkturverlauf wird Zinsverteuerungen seitens der Notenbanken nach hinten verschieben. Das ist zunächst einmal für die Aktienmärkte positiv, solange keine ernsthafte Inflationserwartung entsteht. Angesichts der schwachen Konjunkturen wäre dies aber auch unlogisch. Grundsätzlich müssen Konjunkturdaten und Unternehmenszahlen nicht übereinstimmen. Eigentlich sind beide Einheiten nicht vergleichbar. Vor allem Großkonzerne bewegen sich über verschiedene Wirtschaftsräume hinaus und folgen aufgrund ihrer Spezialisierung eigenen Tendenzen. Die Kapitalmärkte tun sich mit dieser Differenzierung allerdings schwer. Genau das ist das derzeitige Dilemma der Börsen.
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