Kleiner Einsatz, große Wirkung
Veröffentlicht von
Weimer Media Group GmbH
am
06.11.2010
Knock-out-Produkte haben sich als feste Größe im Universum der Hebelpapiere etabliert. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, bereits mit kleinen Geldbeträgen überproportional an Kursbewegungen eines Basiswerts, zum Beispiel einer Aktie oder eines Aktienindex, teilzunehmen. Je nach Typ ist dabei eine Spekulation auf steigende oder fallende Kurse möglich. Dann tragen sie entweder den Zusatz Bull (Call) oder Bear (Put). Ebenso lassen sich mit Knock-out-Papieren bestimmte Positionen im Depot ohne großen Aufwand absichern.
Was macht nun den speziellen Reiz dieser Hebelanlagen aus? Einer ihrer größten Vorteile ist ihre Transparenz, da die Volatilität des Basiswerts – anders als bei Optionsscheinen – keinen beziehungsweise nur einen relativ geringen Einfluss auf den Preis des Knock-outs ausübt. Das hängt wiederum damit zusammen, dass Knock-out-Produkte über keinen oder nur einen sehr geringen Zeitwert verfügen. Stattdessen ergibt sich ihr Preis – vereinfacht ausgedrückt – aus der Differenz zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswerts und dem Basispreis des Knockouts. Demnach würde ein Knock-out Turbo Bull auf die Aktie der Deutschen Telekom mit einem Basispreis bei 9,00 Euro bei einem aktuellen Kurs der T-Aktie von 10,00 Euro theoretisch 1,00 Euro kosten. In der Praxis wird der Turbo Bull jedoch etwas teurer sein. Der Aufschlag ergibt sich aus den Finanzierungskosten, die der Emittent für das „Leihen“ des Basispreises in Rechnung stellt. Der Anleger hat ja bekanntlich nur den Betrag aufzuwenden, der über den Basispreis hinausgeht. Genau dieser Punkt – also der geringere Kapitaleinsatz gegenüber einer Direktanlage – ist es, aus dem der Hebeleffekt resultiert. Angenommen die T-Aktie steigt um 1% von 10,00 Euro auf 10,10 Euro.
Der Turbo Bull aus dem Beispiel wäre dann – ohne Berücksichtigung der Finanzierungskosten – 1,10 Euro Wert. Er hätte also um 10% zugelegt, was einem Hebelfaktor von 10 entspricht. Allerdings wirkt der Hebel auch in die andere Richtung. Denn sollte die T-Aktie um 1% auf 9,90 Euro fallen, wäre der Turbo Bull rechnerisch nur noch 0,90 Euro wert – ein Minus von 10%. Weil der Zeitwert bei Knock-out-Papieren kaum eine Rolle spielt, sind sie in der Regel günstiger als Optionsscheine, was zu höheren Hebeln führt. Als Faustformel gilt: Je näher der Basispreis am aktuellen Kurs des Basiswertes liegt, desto höher ist der Hebel. Allerdings steigt dann auch das Knock-out-Risiko. Denn bei klassischen Knockout- Produkten (in der Praxis auch als Turbos bezeichnet) stellt der Basispreis auch die Knock-out-Schwelle dar. Wird diese Schwelle verletzt, endet die im Vorhinein festgesetzte Laufzeit abrupt und der Anleger erleidet einen Totalverlust seines eingesetzten Kapitals. Klassische Optionsscheine können dagegen während der Laufzeit nicht ausgeknockt werden. Eine im Vergleich zum Optionsschein höhere Chance (je nach Höhe des Hebels) geht also mit einem höheren Risiko (in Gestalt eines vorzeitigen Knock-outs bei enger Knock-out- Schwelle) einher. Knock-out-Produkte gibt es mit unterschiedlichen Ausstattungsvarianten, etwa mit einer dem Basispreis vorgelagerten Stop-Loss-Schwelle und/oder einer unbefristeten Laufzeit (auch als Mini Futures oder Open-end-knock-outs bezeichnet). Was sie eint, ist ihr hohes Maß an Transparenz bei der Preisbildung. Allein aus diesem Grund werden sie weiterhin ein populäres Instrument für Trader bleiben.