Je länger die Europäer streiten und zögern, desto schwieriger wird es für die Märkte, eine positive Orientierung zu finden
Ohne eine klare Perspektive, wie man die Schulden und die Bankenkrise in Europa abfangen will, bleibt dem Kapital keine andere Wahl, als sich zurückzuziehen. Daran ändern auch die historisch niedrigen Bewertungen nichts. Die Folgen:
Der Rückzug aus dem Euro ist auch nicht mehr zu leugnen. Gegenüber dem Dollar hat der Euro in den letzten 4 Wochen 7 % verloren, gegenüber dem Yen 8 %. Diese Tendenz wird sich auch fortsetzen, wenngleich technische Gegenbewegungen zu erwarten sind. Sollte die EZB noch einmal ein Zinssignal setzen, ist eine solche Gegenbewegung des Euro denkbar. Am Donnerstag dieser Woche wird es eine Orientierung geben. Dadurch ändert sich aber nicht der Trend. Klar ist: Das Kapital verlässt die Euro-Zone.
Niedrige Bewertungen und technische Signale reichen nicht aus, um einen Aktienmarkt zu drehen, der aus der Baisse spekuliert. Das haben die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt. Sie stellen die Ausgangslage für Erholungen, liefern aber für sich alleine nicht den zündenden Impuls. Steigende Aktienmärkte brauchen einen Aufhänger, der eine Perspektive auf deutlich höhere Kurse gibt. Eine Spekulation auf eine Erholung der Eurozone samt Banken deutet sich aber nicht an.
Bis dahin spielen die Märkte weiter: „Risk on, Risk off!“ Nach 2 bis 3 Tagen traut man sich aus der Deckung und zieht die Märkte nach oben. Anschließend wird aus Angst wieder Kapital abgezogen. Quasi wie ein Lichtschalter, der einund ausgeschaltet wird. Daraus ergibt sich die hohe Volatilität der Märkte, aber überhaupt keine Tendenz. Die simple Erkenntnis:
Solange Kapital den Märkten entzogen wird, können diese nicht steigen. Das gilt für Aktien, Anleihen, Devisen oder Rohstoffe. Der Effekt ist stets der Gleiche und dominiert derzeit das Bild. Übrig bleibt eine Landschaft völlig verzerrter Bewertungen, die einerseits verlockend sind, andererseits aber ohne Kapitalzufluss sich auch nicht verbessern.
Fazit: Die europäische Politik reagiert zu langsam und findet keine mutigen Entscheidungen. Das ist aber die Grundlage für eine Normalisierung der Märkte. Stattdessen sind sie zerstritten und spielen auf Zeit. Das ist genau das Falsche. Solange die Griechenland-Problematik mit den möglichen Konsequenzen für die Banken nicht beseitigt ist, bleiben die Märkte blockiert. Das selbst ein so kleines und unbedeutendes Land wie Griechenland solche Auswirkungen für das gesamte Finanzsysem haben kann, ist geradezu irrwitzig, zeigt aber, wie hoch die Verflechtungen heute sind.
In diesem Artikel erwähnt:
DE0007274136 | STO3 |