Japan führt die Bedenken der Währungs-Skeptiker erneut ad absurdum

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 11.08.2010
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Frankfurter Börsenbrief

„Wie kann das gehen? Der Yen präsentiert sich stark und der Export kreuzt wieder unter vollen Segeln?“ Im Juni zogen die Ausfuhren um 27,7 % an. Im Durchschnitt waren die Auguren im Vorfeld von 23,5 % Wachstum ausgegangen. Im Ver- gleich zum Vormonat sahen wir jedoch ein leichtes Minus von 1,8 %. Bis zum Juni waren die Exporte sieben Monate in Folge gestiegen.


Die Währungsdebatte ist nachvollziehbar gedacht, aber falsch interpretiert! Ein ähnliches Bild ist uns Mitte des Jahrzehnts aus Deutschland vertraut. Auch hier führ- ten die starken Exporte zu einem Anziehen des Euro. Und wie in Deutschland damals, gibt es auch in Japan wieder genug Stimmen, die vor der schädlichen Wirkung einer festen Währung für den Export warnen. Tatsächlich ver- fehlt der Yen seine Wirkung nicht. Bei Toyota wird für jede Yen-Aufwertung gegenüber dem Dollar mit einem Ergebnis-Effekt von 30 Mrd. Yen gerechnet. Insofern ist nachvollziehbar, dass schlichte Gemüter bei der Yen- Entwicklung Angst und Bange wird. Allerdings wissen Leser des Frankfurter Börsenbriefes längst, dass der Zu- sammenhang genau umgekehrt ist. Der Schwanz wedelt nicht mit dem Hund! Genau deshalb machen wir uns auch keine Sorgen wegen der im Juni leicht zurück- gefallenen Exporte, genau wegen der Yen-Stärke teilen wir die Erwartung einer Abkühlung für das zweite Halbjahr explizit nicht. Auch die starken Importe (+ 26,1 %) zeugen von einem stabilen Weg aus der Defla- tion. Noch immer reicht es für einen Außenhandelsüberschuss von 687 Mrd. Yen (+ 41,1 %). Wie sind diese Daten zu interpretieren? Die Bedeutung des Exports bitte nicht überschätzen. In Europa wird Japan stets als große Export- nation wahrgenommen. Tatsächlich, wenn wir die absolute Summe der Exporte ansehen, gehört Ja- pan seit nunmehr 25 Jahren zu den Top 5 auf der Welt. Relativ zum Bruttoinlandsprodukt ist der Anteil aber wesentlich kleiner als beispielsweise in Deutschland. Nur gut 14 % generiert Japan mit seinem Handel. Insofern sind die jetzt vermeldeten Daten keine gute Indikation für das Bruttoinlandsprodukt. Der Anstieg vom Zeitraum Januar/März 2010 um 5 % wird nicht zu wiederholen sein. Vielmehr wird sich die Ökonomie auf einem Pfad von + 1,5 bis 2,2 % bewegen. So gilt trotz boomender Exporte: Bank of Japan erwartet für das nächste Jahr ein schwächeres Wachstum. Für das laufende Jahr wurde die Prognose nochmals von 1,9 auf 2 % erhöht, für 2011 aber von 2,6 auf 1,8 % reduziert. Im laufenden Jahr wirkt noch die Expansion der benachbarten Schwellenländer wie Korea, China oder Taiwan als Rückenwind. Bezüglich der Nachhaltigkeit dieser Anschubhilfe gibt man sich am Kabutocho allerdings skeptisch. Die Wäh- rungshüter wollen frühzeitig die Weichen stellen, um einer Wachstumsverlangsamung entgegenzuwirken. So wurde ein neues 3 Billionen Yen schweres Kreditprogramm aufgelegt. Man erhofft sich dadurch eine Stimu- lation durch eine erhöhte Kreditvergabe. Wir haben diesbezüglich einige Zweifel. Schon in der Vergangen- heit hat dieses Medikament seine Wirkung verfehlt, weil Banken die Kredite nicht weitergegeben haben oder die vorsichtigen japanischen Unternehmenslenker diese erst gar nicht nachfragten. Wo liegen die Chancen? Der japanische Immobilienmarkt könnte zum heimlichen Star avancieren? Für viele alte Börsenhasen eine abwegige These. Sorgte doch 1990 der Zusammenbruch des japanischen Immobilienmarktes für eine bis heute andauernde Flaute in Japans Volkswirtschaft. Zuvor war die Blase spektakulär aufgebläht. Wir erinnern uns, dass ein Block in Japans Geschäftszentrum damals teurer war als alle Immobilien in Kaliforni- en zusammen. Die Zeiten sind lange vorbei. Jetzt könnte der Tiefpunkt nahe sein. Gegenwärtig kosten die Geschäftsimmobilien in Tokio rd. 40 - 50 % weniger als im 4. Quartal 2007, dem letzten Zwischenhoch. Lan- desweit fielen die Landpreise 2009 um 8 %. Die Akquisition der Private Equity-Gesellschaft Blackstone macht aufmerksam. Die Truppe um Schwarzman kauft sämtliche Immobilienbeteiligungen von Morgan Stanley in Japan. Es ist der erste Einstieg der Gruppe in dieses Land. 100 Mrd. Yen (1,16 Mrd. Dollar) ist der Buchwert dieser Immobilien. Es wird gemunkelt, dass Blackstone aber gerade die Hälfte dieses Preises bezahlen wird. Die Amerikaner sind mit ihrem Interesse nicht allein. Die 38 an der Börse gehandelten Immobilienfonds ha- ben im ersten Quartal ihre Investments auf 229 Mrd. Yen gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Das fiel ihnen angesichts von Kapitalzuflüssen von 195 Mrd. Yen in den ersten 6 Monaten nicht schwer. Es war das größte Interesse japanischer Anleger seit 2008.
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