In Australien auf der Überholspur

Veröffentlicht am 04.10.2009

Australien ist zwar als Land mit beträchtlichen Gold- und anderen Rohstoffvorkommen bekannt, seine Goldproduzenten und –explorer sind aber im Vergleicht zu nordamerikanischen Unternehmen wenig bekannt und fristen meistens ein Schattendasein. Ein Grund mag sein, dass für australische Unternehmen Europa weit weg ist und sie Europa nicht als ihren Kern- Markt betrachten.


Der geringere Bekanntheitsgrad führt dann folgerichtig zu einer niedrigeren Bewertung als bei den Vergleichsunternehmen. Geht man davon aus, dass sich diese Diskrepanz aufheben wird, dann bieten sich für Anleger erstklassige Chancen.


Warum Australien?

Viele Argumente sprechen für Investitionen in Australien und seine Unternehmen. Als ehemalige britische Kolonie hat das Land ein westliches Rechtssystem, was den Unternehmen maximale Sicherheit gewährt. Durch die lange Bergbautradition ist qualifizierte Arbeit auch mehr als reichlich vorhanden. Der stabile australische Dollar als „Rohstoffwährung“ ist für potentielle Anleger ebenfalls nicht unbedeutend. Ein weiterer Pluspunkt ist die geographische Lage nahe der Haupt-Abnehmerländer. China, Japan und weitere Länder importieren aus Australien große Mengen Metalle, Kohle, Baustoffe etc. Einige Fakten: Der Anteil des Bergbausektors am BIP lag 2007 bei 7,7%. Unter den Exporten von 219,3 Mrd. A$ machten die Mineralien und Metalle 40% aus. Das Land ist der größte Produzent von Bauxit (2007: 62,4 Mio. t ) und mit 10.145 t der zweitgrößte Förderer von Uran nach Kanada. Australien gehört neben China und Brasilien zu den drei bedeutendsten Lieferanten von Eisenerz (2007: 299 Mio. t) , verschifft weltweit die meiste Kohle und verfügt über die einzigen bedeutenden Lagerstätten von seltenen Erden außerhalb Chinas. Die Produktion von Gold stieg in den 1980er und 90er Jahren deutlich an und erreichte 1997 mit über 300 t die Spitze. Dann ging es kontinuierlich auf 219 t in 2008 abwärts. Während man im vergangenen Jahr noch mit Südafrika um Rang 3 nach China und den USA stritt, ist jetzt eine Wende in Sicht. Für 2009 bzw. spätestens 2010 kann man davon ausgehen, dass Australien die USA übertreffen und weltweit zum zweitgrößten Produzenten nach China aufsteigen wird. Zahlreiche Projekte gehen in Produktion, die Boddington Mine von Newmont sorgt mit 1 Mio. oz Jahresproduktion für die größte Output- Steigerung. Hinzu kommen etliche kleinere Unternehmen mit neuen bzw. erweiterten Projekten wie A1 Minerals, Range River, ATW Gold, Catalpa und auch Focus Minerals.


Focus im Fokus – Rückblick

Eins der anfangs erwähnten, vernachlässigten Unternehmen ist Focus Minerals, ein schnell wachsender Produzent in der Region um Kalgoorlie in Westaustralien. Focus Minerals war ursprünglich zu 100% Eigentümer des Nepean Nickelprojekts und zu 50% des „Redemption Jointventures“. Dieses Gemeinschaftsunternehmen mit Committee Bay Resources aus Kanada betrieb ursprünglich das Coolgardie Goldprojekt. Das Hauptaugenmerk lag zunächst auf der Entwicklung der 100% eigenen Nickellagerstätte, verlagerte sich aber durch den Preisrückgang auf Gold. Focus unterbreitete Committee Bay im März 2008 abden Vorschlag, das Jointventure vollständig zu übernehmen. Focus zahlte für die Übernahme 19 Mio. A$ in bar, 2 Mio. A$ in Form einer Wandelanleihe und gab 140 Mio. eigene Aktien an Committee aus. Finanziert wurde die Transaktion durch einen 18,65 Mio. A$ Kredit (inkl. 32.000 oz Gold-Hedge zu 990 A$) und Aktienausgaben. Da die eigene Verarbeitungsanlage noch stillgelegt war, musste man auf die Kontraktverarbeitung von Erz in der Greenfields Mühle zurückgreifen. Im April 2008 begann man auf diese Weise mit der Goldproduktion und weiterte sie bis dato kontinuierlich aus.


Coolgardie

Focus´ Flaggschiff-Projekt – Coolgardie – befindet sich 40 km westlich von Kalgoorlie, verfügt über eine voll genehmigte 1,2 Mio. t Verarbeitungsanlage, Ressourcen von zusammen 1,88 Mio. oz und 210 km² Explorations- liegenschaften. Die Ressourcen befinden sich, bis auf die von „The Mount“, in mehreren Satellitenlagerstätten (siehe Karte) im Umkreis der Verarbeitungsanlage. Die wichtigste dieser Lagerstätten ist die hochgradige Perseverance Lagerstätte, die anfänglich gut 100.000 oz Reserven und jetzt noch ca. 50.000 oz enthält. Perseverance und Countess sind aktuell die Erzquellen für die Kontraktverarbeitung. Während des Erzabbaus wird auch exploriert – mit guten Ergebnissen. So meldete man am 11. August 5,41 m mit 33,03 g/t Gold • 3,99 m mit 11,62 g/t Gold • 1,45 m mit 11,89 g/t Gold Eine Verlängerung des Abbaus dieser hochgradigen Ressource ist also absehbar.


The Mount-Projekt

Das 900 ha große Mount Projekt liegt ca. 80 km südlich der anderen Lagerstätten. Es handelt sich hierbei um eine historische Untergrundmine, die zwischen 1921-1986 und 1990-2003 abgebaut wurde. Zur Zeit ist eine abgeleitete Ressource von 2,09 Mio. t mit 5,5 g/t Gold bzw. 369.600 oz Gold vorhanden. The Mount wird eine wichtige Rolle bei der zukünftigen Produktionssteigerung spielen. Anfang September wurde mit dem Bau einer Rampe begonnen, um so die Lagerstätte weiter zu definieren und Erz für die Testverarbeitung zu gewinnen.


Nepean-Nickelprojekt

Das Projekt liegt ca. 25 km südwestlich der Three Mile Hill Anlage und es verfügt über eine abgeleitete Ressource von 591.300 t mit 2,2% Nickel, also rund 13.000 t reines Nickel. Die historische Nickelmine hat in 17 Jahren bis 1987 gut 32.000 t Nickel produziert. Der Durchschnittsgehalt betrug 2,99%. Focus hat hier eine Machbarkeitsstudie abgeschlossen, dann aber die Produktionsentscheidung wegen des einbrechenden Nickelpreises aufgeschoben. Die Lagerstätte besitzt beträchtliches Explorationspotential, besonders in die Tiefe. Bohrergebnisse wie 3 m mit 12,53% Ni oder 6 m mit 7,44% Ni lassen noch einiges erwarten. Umfangreichere Bohrungen sind für 2010 vorgesehen.


Produktion und Wirtschaftlichkeit

Wie erwähnt, konnte Focus bisher nur mittels einer fremdem Verarbeitungsanlage Gold gewinnen. Dem Unternehmen steht hier eine Kapazität von maximal 480.000 t im Jahr zur Verfügung, wofür man 35 A$ je Tonne Gebühren an den Betreiber der Anlage entrichtet. Im Geschäftsjahr per Juni 2008 produzierte man 4.456 oz, im gerade abgelaufenen Jahr per 30.06.2009 waren es 41.401 oz, davon alleine im letzten Quartal 19.226 oz zu Cashkosten von 695 A$/oz, es fiel ein Nettogewinn von 3,15 Mio. A$ an. Focus hat also sein im letzten Jahr kommuniziertes Ziel, im Fiskaljahr 08/09 45.000 oz zu produzieren,  fast erreicht und ist auch weiter auf Zielkurs. Für das kommende Geschäftsjahr will man mit Greenfields und der betriebsbereiten Three Mile Hill Anlage ca. 80.000 oz produzieren und im Folgejahr ca. 100.000 oz. Anfang September hat Focus den Beginn der nächsten Verarbeitungskampagne gemeldet. Bis Ende Oktober kann man an 49 Tagen in der Kontraktanlage Erz verarbeiten. Im Anschluß daran wird Focus die restlichen Hedge abgebaut und die Schulden getilgt haben.


Bewertung

Im Fiskaljahr 08/09 per Ende Juni betrugen die Cashkosten je Unze 603 A$. In der jetzt laufenden Periode wird auch Erz der etwas niedriggradigeren „The Mount“ Lagerstätte eingesetzt, durch die Nutzung der eigenen Anlage wiederum sinken die Verarbeitungskosten je Tonne von 35 auf 22 AUD. Damit sollte der niedrigere Durchschnittsgehalt überkompensiert werden. Voraussetzung für eine Produktionssteigerung nach Plan ist die reibungslose Inbetriebnahme der eigenen Anlage. Naturgemäß kommt es hier immer zu Verzögerungen und höhere als die erwarteten Kosten, weswegen ich für 09/10 „nur“ eine Produktion von 70.000 oz (wird großteils weiter über Greenfields Mühle erfolgen) und Cashkosten von 650 A$ ansetze. Zu beachten ist auch, dass Focus schon vereinbart hat, die eigene Anlage ab Februar mit Erz des Unternehmens Matsa zu versorgen, quasi ein großer Testlauf gegen Entgelt. Den vollen Einsatz der Anlage rechne ich ab Geschäftsjahr 10/11, also ab Juli 2010 ein. 70.000 oz Goldproduktion über die Greenfields-Anlage zu Cashkosten von 650 A$, totale Kosten von geschätzten 750 A$ und bei einem realisierten Goldpreis von 1150 A$ (1000 US$) ergäben einen Gewinn von 28 Mio. A$ für 2009/10. Mit Einsatz der Three Mile Hill Anlage ab Geschäftsjahr 10/11 sind 100.000 oz leicht erreichbar. Theoretisch ergäben 1,2 Mio. t mit 4 g/t Gold und 90% Ausbeute sogar fast 140.000 oz! Kostendegression und Lerneffekte werden die Cashkosten senken, 550 A$ sind realistisch. Es ergäbe sich mithin ein bei 650 A$ totalen Kosten und 1150 A$ Verkaufspreis ein Gewinn von 50 Mio. A$. Als Randbemerkung sei noch erwähnt, dass Focus in der jetzt laufenden Verarbeitungskampagne 105.000 t Erz durchsetzen wird, die im letzten Quartal aufgehäuft, aber wegen der Kapazitätsbeschränkung nicht verarbeitet werden konnten. Bei 35 A$ Fremdkosten und einem angenommenen Verkaufspreis von 1000 US$ bzw. 1150 A$ ergäbe sich aus diesen 10.000 oz ein Gewinn und Cashzufluss von 8 Mio. A$. Weitere Kosten fallen nicht an, da die Erzproduktion schon im Juniquartal verbucht wurde. Dieser Erlös ist fast dekkungsgleich mit den restlichen Verbindlichkeiten! Focus Minerals hat zur Zeit 2,646 Mrd. Aktien ausstehend, ein typischer Australier also! Ein faires KGV von 10 angenommen, übersetzt sich dies für kommendes Jahr in einen Unternehmenswert von 280 Mio. A$ bzw. 0,106 A$, für das Folgejahr entsprechend 0,19 A$.


Fazit

Focus Minerals ist eine Erfolgsstory in Australien. Seit der vollständigen Übernahme des Coolgardie Goldprojekts 2008 hat das Management wie ein Uhrwerk an der Verfolgung seiner Ziele gearbeitet und sie fast exakt erfüllt. Man kann also davon ausgehen, dass die Produktionsschätzungen der kommenden Jahre auch erreicht werden. Eine Ressourcenbasis von 1,88 Mio. oz ermöglicht schon heute bei 100.000 oz Jahresproduktion eine lange Betriebszeit. Focus ist auch intensiv damit beschäftigt, weitere Ressourcen zu Reserven aufzuwerten, bohrt pro Monat ca. 2.000 m und erzielt gute Resultate. Die letzte Kapitalerhöhung von 28 Mio. A$ hat die Kasse bestens gefüllt und noch in diesem Jahr steht das Unternehmen schulden- und hedgefrei da. Die o.g. Gewinne ergeben sich schon bei einem Goldpreis von nur 1000 US$, ich erwarte bald deutlich mehr! Damit wird auch eine weitere Aufwertung des australischen Dollars gegenüber dem US-Dollar mehr als überkompensiert. Bei Focus Minerals bewahrheitet sich einmal mehr die anfangs gemachte Bemerkung, dass es in Australien Unternehmen zu Discountpreisen gibt. Die Aktie bietet bei durchschnittlichen Risiken hohes Kurspotential. Vertreter des Unternehmens stellen sich gern Ihren Fragen auf der Edelmetallmesse im November in München.


Über den Autor:

Der studierte Dipl. Kaufmann Jan Kneist beschäftigt sich seit 1994 mit den Edelmetallmärkten und analysiert seit einigen Jahren Minenunternehmen. Sein Spezialgebiet sind kanadische Explorationsunternehmen.  

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