Im Biotech-Sektor winken große Chancen - aber auch hohe Risiken
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
29.04.2015
Das Risikobewusstsein ist in den letzten Quartalen vielen Anlegern offensichtlich abhanden gekommen. Nur so sind die atemberaubenden Kursexplosionen vieler Biotech-Aktien - auch in Deutschland - zu erklären. Jeder Newsfl ow aus dem Sektor, der nur halbwegs positiv klingt und den die meisten Anleger kaum verstehen, wird abgefeiert. Viele Biotechs nutzen die gute Stimmung und finanzieren sich vermehrt über die Börsen. 2014 erreichte die Anzahl an IPOs in den USA als auch in Europa neue Höchstwerte. Im ersten Quartal 2015 wurden bereits 12 neue Börsengänge angekündigt.
Ein Blick auf den Nasdaq Biotechnology-Index stimmt bedenklich. Der Biotechnologiesektor boomt seit fünf Jahren. Während der Weltaktienindex in dieser Zeit 50 % zulegte, gewannen Biotech-Aktien 270 %. Die Bewertungen sind inzwischen in luftige Höhen geschossen – der Sektor handelt zu einem Kurs-Umsatz-Verhältnis (nicht Kurs-/Gewinn-Verhältnis!) von fast neun. Das Kurs-/Buchwert-Verhältnis ist nochmals leicht darüber. 109 von 150 im Nasdaq Biotechnology-Index enthaltenen Unternehmen schrieben im vergangenen Jahr Verluste. Daraus resultiert die Gefahr einer Blasenbildung mit enormen Risiken. Im Jahr 2000 hatte sich der Index in kurzer Zeit halbiert. Wer in diesem Sektor investiert, muss sich dies zwingend bewusst machen und auch mal Gewinne mitnehmen.
Beispiel Schockmeldung bei BIOTEST (522 723; 80,49 €): Ein Hoffnungsträger, der Antikörper Tregalizumab, der bei Patienten mit schwerer rheumatoider Arthritis eingesetzt werden sollte, hat die Phase II nicht erfolgreich beenden können. Signifi kante Verbesserungen der Beschwerden im Rahmen einer Studie wurden nicht registriert. Nun ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Entwicklungspartner Abbvie innerhalb der nächsten 90 Tage die Forschung einstellt. Das würde das Jahresergebnis um 30 Mio. € reduzieren. Dem Antikörper wurde Blockbusterpotenzial zugetraut, also ein Umsatz von mehr als 1 Mrd. €. Damit ist die Aktie, die auf unserer Empfehlungsliste stand, derzeit kein Investment mehr. Bitte verkaufen.
Wer auf einen Biotech-Wert setzt, wandelt auf schmalen Grat. Die Statistik besagt, dass nur 12 % aller Pharmaprojekte tatsächlich erfolgreich enden. Besonders häufig scheitern die Projekte ein Phase II der klinischen Prüfung. In dieser Phase muss bewiesen werden, dass ein Medikament auch Wirkung zeigt. Biotest konnte diesen Beweis nicht erbringen. Selbst in Phase III kommt es immer noch oft zum Scheitern eines Wirkstoffes. Den Zulassungsantrag schaffen hier nur rd. 60 % der Medikamente. Im laufenden Jahr stehen einige Projekte großer Biotechs an wichtigen Phasen-Endpunkten. Allein die Statistik zeigt, dass es hier zu einigen Flops kommen dürfte. Das wiederum könnte eine Korrektur des heißgelaufenen Nasdaq Biotech-Index auslösen.
Besonders bei den kleinen bis mittelgroßen Biotechs sind die Risiken enorm. Sie stützen sich oft nur auf ein oder zwei Hoffnungsträger, sind defizitär und haben noch keine Präparate auf dem Markt. In Deutschland halten wir Titel wie Cytotools, Sygnis oder Wilex.
Die „Großen“ sind weniger anfällig. Dazu zählen wir Marktführer wie Gilead, Biogen oder Celgene. Ihr Produktportfolio ist groß und variantenreich. Sie haben bewiesen, Medikamente zur Marktreife zu führen, wachsen dynamisch und sind profi tabel. Es gibt keinerlei Abhängigkeiten von fremden Kapitalgebern. Korrekturen sollten hier bei 20 bis 25 % enden. Diese Werte eignen sich sicherlich auch als langjährige Trendinvestments.
Wer dennoch nicht die Finger von kleineren Biotechs lassen kann, schaut auf die deutsche FORMYCON (WKN: A1E WVY; 29,80 €). Der Kursanstieg der letzten Monate erscheint atemberaubend. Der Börsenwert liegt inzwischen bei rd. 230 Mio. €. Fokussiert hat man sich auf sog. Biosimilare. Das sind Nachahmerprodukte von biotechnologisch hergestellten Medikamenten. Der Biologika-Umsatz weltweit liegt derzeit bei rd. 170 Mrd. $. Ab 2020 fallen viele Patente weg. Formycon hat sich auf drei Moleküle fokussiert, deren Patentschutz jeweils 2020 ablaufen. CEO Brockmeyer hat einst das Biosimilargeschäft von Hexal aufgebaut und hier eine Vorreiterrolle übernommen. Drei Biosimilare wurden unter Brockmeyer zur Marktreife gebracht. Schließlich wurde Hexal für rd. 10 Mrd. € an Novartis verkauft.
Auch Formycon hat drei Biosimilare in der Pipeline. Die Phase III-Studie für eines dieser Moleküle könnte schon Ende 2015 abgeschlossen werden. Im Falle einer Auslizenzierung könnten 70 Mio. € an Lizenzeinnahmen p. a. hängen bleiben. Aus Konkurrenzgründen hat man Details zu allen drei Produkten bislang hinter verschlossenen Türen gehalten. Inzwischen soll man so weit fortgeschritten sein, dass man in den nächsten Monaten die Moleküle offenlegt. Brancheninsider rechnen im Falle eines Erfolges mit Zielkursen zwischen 50 und 70€. Fazit: Hochspekulativ, aber nicht aussichtslos.
Beispiel Schockmeldung bei BIOTEST (522 723; 80,49 €): Ein Hoffnungsträger, der Antikörper Tregalizumab, der bei Patienten mit schwerer rheumatoider Arthritis eingesetzt werden sollte, hat die Phase II nicht erfolgreich beenden können. Signifi kante Verbesserungen der Beschwerden im Rahmen einer Studie wurden nicht registriert. Nun ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Entwicklungspartner Abbvie innerhalb der nächsten 90 Tage die Forschung einstellt. Das würde das Jahresergebnis um 30 Mio. € reduzieren. Dem Antikörper wurde Blockbusterpotenzial zugetraut, also ein Umsatz von mehr als 1 Mrd. €. Damit ist die Aktie, die auf unserer Empfehlungsliste stand, derzeit kein Investment mehr. Bitte verkaufen.
Wer auf einen Biotech-Wert setzt, wandelt auf schmalen Grat. Die Statistik besagt, dass nur 12 % aller Pharmaprojekte tatsächlich erfolgreich enden. Besonders häufig scheitern die Projekte ein Phase II der klinischen Prüfung. In dieser Phase muss bewiesen werden, dass ein Medikament auch Wirkung zeigt. Biotest konnte diesen Beweis nicht erbringen. Selbst in Phase III kommt es immer noch oft zum Scheitern eines Wirkstoffes. Den Zulassungsantrag schaffen hier nur rd. 60 % der Medikamente. Im laufenden Jahr stehen einige Projekte großer Biotechs an wichtigen Phasen-Endpunkten. Allein die Statistik zeigt, dass es hier zu einigen Flops kommen dürfte. Das wiederum könnte eine Korrektur des heißgelaufenen Nasdaq Biotech-Index auslösen.
Besonders bei den kleinen bis mittelgroßen Biotechs sind die Risiken enorm. Sie stützen sich oft nur auf ein oder zwei Hoffnungsträger, sind defizitär und haben noch keine Präparate auf dem Markt. In Deutschland halten wir Titel wie Cytotools, Sygnis oder Wilex.
Die „Großen“ sind weniger anfällig. Dazu zählen wir Marktführer wie Gilead, Biogen oder Celgene. Ihr Produktportfolio ist groß und variantenreich. Sie haben bewiesen, Medikamente zur Marktreife zu führen, wachsen dynamisch und sind profi tabel. Es gibt keinerlei Abhängigkeiten von fremden Kapitalgebern. Korrekturen sollten hier bei 20 bis 25 % enden. Diese Werte eignen sich sicherlich auch als langjährige Trendinvestments.
Wer dennoch nicht die Finger von kleineren Biotechs lassen kann, schaut auf die deutsche FORMYCON (WKN: A1E WVY; 29,80 €). Der Kursanstieg der letzten Monate erscheint atemberaubend. Der Börsenwert liegt inzwischen bei rd. 230 Mio. €. Fokussiert hat man sich auf sog. Biosimilare. Das sind Nachahmerprodukte von biotechnologisch hergestellten Medikamenten. Der Biologika-Umsatz weltweit liegt derzeit bei rd. 170 Mrd. $. Ab 2020 fallen viele Patente weg. Formycon hat sich auf drei Moleküle fokussiert, deren Patentschutz jeweils 2020 ablaufen. CEO Brockmeyer hat einst das Biosimilargeschäft von Hexal aufgebaut und hier eine Vorreiterrolle übernommen. Drei Biosimilare wurden unter Brockmeyer zur Marktreife gebracht. Schließlich wurde Hexal für rd. 10 Mrd. € an Novartis verkauft.
Auch Formycon hat drei Biosimilare in der Pipeline. Die Phase III-Studie für eines dieser Moleküle könnte schon Ende 2015 abgeschlossen werden. Im Falle einer Auslizenzierung könnten 70 Mio. € an Lizenzeinnahmen p. a. hängen bleiben. Aus Konkurrenzgründen hat man Details zu allen drei Produkten bislang hinter verschlossenen Türen gehalten. Inzwischen soll man so weit fortgeschritten sein, dass man in den nächsten Monaten die Moleküle offenlegt. Brancheninsider rechnen im Falle eines Erfolges mit Zielkursen zwischen 50 und 70€. Fazit: Hochspekulativ, aber nicht aussichtslos.