Henry Schein Inc.: US-Gesundheitsausrüsters in der Analyse

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 25.06.2015
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Heibel-Ticker Börsenbrief

Heute hat die Aktie des US-Gesundheitsausrüsters Henry Schein die Abstimmung gewonnen. Die Aktie notiert aktuell auf einem Allzeithoch. Schauen wir uns daher nun einmal gemeinsam an, ob dies berechtigt ist und ob die Aktie womöglich noch über weiteres Kurspotenzial verfügt.


KLEINE UNTERNEHMENSGESCHICHTE

Die Wurzeln der heutigen Henry Schein Inc. (NASDAQ: HSIC) gehen zurück auf eine im Jahr 1932 durch Henry und Esther Schein gegründete Apotheke in Woodside im US-Bundesstaat New York. Etwa 10 Jahre nach der Gründung begann das Unternehmen mit dem Direktvertrieb von Penicillin, was zu einer ersten Phase starken Wachstums führte.

In den 1950er Jahren dann verlagerte die Gesellschaft ihren Schwerpunkt weg vom Verbrauchergeschäft hin zur Belieferung von Laboren und Praxen. In den 1980er Jahren gelang es Jay Schein die Lieferkette mit Hilfe moderner Technologien weitestgehend zu automatisieren, was zu einer erneuten Phase starken Wachstums führte. Im Zuge dieser Wachstumsphase verstärkte sich das Unternehmen mit zahlreichen, dieses Wachstum unterstützenden, Übernahmen.

Nach dem Tod von Jay Schein im Jahr 1989 begann das Unternehmen dann die erfolgreiche Internationalisierung seiner Geschäfte unter dem bis heute amtierenden CEO Stanley M. Bergman (65 Jahre alt). Schließlich führte dieser auch das zwischenzeitlich zu einem Konzern herangereifte Unternehmen im Jahr 1995 an die Börse. Inzwischen hat die Aktie sogar den Sprung in den NASDAQ-100 geschafft.


UNTERNEHMENSPROFIL

Heute versteht sich Henry Schein als ein global agierender Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für niedergelassene Ärzte (Humanmediziner), Zahnärzte sowie Veterinäre. Ferner betreut der Konzern staatliche und institutionelle Kliniken sowie Zahntechniker und weitere medizinische Einrichtungen. Insgesamt arbeiten zurzeit rund 18.000 Mitarbeiter an der Betreuung der weltweit fast 1 Million Kunden. Der Hauptsitz des Konzerns liegt in Melville und somit weiterhin im US-Bundesstaat New York.

Der Konzern unterteilt sein operatives Geschäft in die zwei Geschäftsbereiche Globaler Vertrieb von Gesundheitsprodukten sowie Technologie & Zusatzdienstleistungen. Das Unternehmen verfügt dabei über Niederlassungen oder Tochtergesellschaften in knapp 30 verschiedenen Staaten. Dabei können die Kunden inzwischen über ein automatisiertes Vertriebsnetz aus einem Lager von über 100.000 Markenprodukten bzw. Henry Schein Eigenmarkenprodukten wählen. Ferner bietet man weitere 150.000 Produkte an, die erst noch beim entsprechenden Hersteller geordert und anschließend durch Henry Schein weiterverkauft und geliefert werden.

Zu guter Letzt bietet Henry Schein seinen Kunden auch noch spezielle Technologie-Lösungen wie bspw. eine Praxis-Management-Software, eCommerce-Lösungen sowie eine ganze Reihe verschiedener Finanzdienstleistungen an. In der Praxis-Management-Software sind dabei solche Dinge wie die Behandlungsgeschichte der Patienten, elektronische Patientenakten, die Debitorenanalyse sowie das Debitorenmanagement, die Fakturierung oder auch ein elektronischer Terminkalender integriert.


DIE BEIDEN GESCHÄFTSBEREICHE IM ÜBERBLICK

Der Geschäftsbereich des Globalen Vertriebs von Gesundheitsprodukten unterteilt sich in die drei Unterbereiche des globalen Vertriebs medizinischer Produkte sowie des globalen Vertriebs von Produkten für die Zahn- und die Tiergesundheit.

Im Bereich der Medizinprodukte umfasst die Produktpalette bspw. chirurgische Produkte, diagnostische Tests, verschiedene medizinische Geräte, Impfstoffe, Röntgenbedarf oder auch Vitamine. Beliefert werden sowohl niedergelassene Ärzte als auch ambulante Chirurgie-Zentren oder alternative Pflege-Einrichtungen.

Im Bereich der Zahnmedizin umfasst die Produktpalette zum Beispiel Abdruckmaterialien, Acryl, Anästhetika, Gips, Schleifmittel, Verbundwerkstoffe oder Zahnimplantate. Darüber hinaus gehören jedoch auch Leuchten, Röntgenbedarf oder Zahnarztstühle zum Angebot des Unternehmens. Beliefert werden hier Zahntechniker, niedergelassene Zahnärzte oder auch Schulen.

Im Bereich der Tiergesundheit beliefert die Gesellschaft dann Tierarztpraxen und Tierkliniken in erster Linie mit der entsprechenden Ausrüstung, generischen Arzneimitteln, chirurgischen und anderen Verbrauchsmaterialien sowie Tiergesundheitsprodukten.

Der Geschäftsbereich Technologie & Zusatzdienstleistungen wiederum unterteilt sich nochmals in die drei Unterbereiche Software, Technologie sowie Zusatzdienstleistungen. Im Bereich Software umfasst das Angebot in erster Linie die bereits angesprochene Praxis-Management-Lösung sowie eCommerce-Lösungen. Im Bereich Technologie offeriert das Unternehmen Hardware- und Netzwerk-Services sowie entsprechende Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. In den Bereich der Zusatzleistungen fällt dann noch das Angebot an diversen Finanzdienstleistungen. Sämtliche Angebote richten sich dabei an niedergelassene Ärzte, Zahnärzte oder Veterinäre sowie Labore und Kliniken.


UMSATZ- UND GEWINNENTWICKLUNG ZULETZT

Im Geschäftsjahr 2013 erzielte Henry Schein noch einen Jahresumsatz in Höhe von 9,56 Mrd. US-Dollar bei einem Gewinn je Aktie in Höhe von 4,93 US-Dollar. Im Geschäftsjahr 2014 steigerte die Gesellschaft dann ihren Umsatz um +8,5% auf 10,37 Mrd. US-Dollar sowie ihren Gewinn je Aktie leicht überproportional um +10,3% auf 5,44 US-Dollar.

Wichtig zu erwähnen ist dabei in diesen Zeiten, dass der Gewinn je Aktie durch ein laufendes Aktienrückkaufprogramm etwas positiv verzerrt wurde. So lag das rein organische Gewinnwachstum nämlich nur bei knapp +8% und damit leicht unter dem Umsatzwachstum von +8,5%.

Im bereits abgelaufenen ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2015 erzielte Henry Schein einen Quartalsumsatz von 2,46 Mrd. US-Dollar (+13,8% gegenüber Q1/2014) sowie einen Gewinn je Aktie von 1,22 US-Dollar (+3,4% gegenüber Q1/2014). Allerdings basierte nunmehr das Gewinnwachstum gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal nahezu vollständig auf dem laufenden Aktienrückkaufprogramm. Ohne Verzerrung durch dieses Programm hätte das Gewinnwachstum nämlich nur noch bei mickrigen +1,2% gelegen.


UMSATZ- UND GEWINNENTWICKLUNG IN DER NAHEN ZUKUNFT

Für das laufende zweite Quartal des Geschäftsjahres 2015e erwarten die Analysten im Durchschnitt einen Quartalsumsatz von 2,68 Mrd. US-Dollar (+2,5% gegenüber Q2/2014) bei einem Gewinn je Aktie von 1,46 US-Dollar (+8,1% gegenüber Q2/2014), wobei der Gewinn je Aktie weiterhin von dem laufenden Aktienrückkaufprogramm positiv verzerrt wird. Für das Gesamtjahr 2015e peilen die Analysten dann einen Jahresumsatz von 10,71 Mrd. US-Dollar (+3,3%) bei einem Gewinn je Aktie von 5,93 US-Dollar (+9,0%) an. Auch hierbei gilt es jedoch die Verzerrung des Gewinns je Aktie durch das laufende Aktienrückkaufprogramm zu berücksichtigen.

Für das kommende Geschäftsjahr 2016e kalkulieren die Analysten dann mit einem Jahresumsatz von 11,40 Mrd. US-Dollar (+6,4%) sowie einem Gewinn je Aktie von 6,61 US-Dollar (+11,5%). Weiterhin gilt dabei, dass der Gewinn je Aktie durch das laufende Aktienrückkaufprogramm jedoch etwas positiv verzerrt wird.


LANGFRISTIGE WACHSTUMSPERSPEKTIVEN GUT

Bevor ich gleich zur fundamentalen Bewertung der Aktie komme, lassen Sie mich an dieser Stelle noch einige Worte zu den langfristigen Wachstumsperspektiven des Konzerns verlieren. Aktien von Unternehmen wie Coca Cola, McDonald's oder Starbucks werden oftmals lapidar mit der Begründung empfohlen, dass immer gegessen und getrunken wird. In Anlehnung an diese einfache Weisheit, kann man dann auch Henry Schein langfristig nur empfehlen.

Denn laut den aktuellsten Studien der Demographen wird sich das Wachstum der Weltbevölkerung in den nächsten Jahren weiter fortsetzen, sodass in absehbarer Zeit zwischen 8-9 Mrd. Menschen die Erde bevölkern werden (zurzeit sind es 4-5 Mrd. Menschen). Zugleich werden, insbesondere in den westlichen Industrienationen, die Menschen im Durchschnitt immer älter. Besonders dieser Fakt spricht dann für Henry Schein. Denn gerade in den westlichen Industrienationen ist die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung auf einem hohen Niveau, sodass immer mehr Ältere für ein stetiges Wachstum sorgen.

Allerdings wird der größte Teil des Weltbevölkerungswachstums wohl nicht mehr in den westlichen Industrienationen erzielt werden, sondern in aufstrebenden Staaten wie Afrika, Asien oder Südamerika. Doch auch diese Zeichen der Zeit hat Henry Schein bereits erkannt und ist daher bereits heutzutage in Ländern wie Brasilien, China, Malaysia, Südafrika oder auch Thailand mit eigenen Niederlassungen vertreten.

Alles in allem sind die langfristigen Wachstumsperspektiven des Konzerns daher gut wenngleich man ein wenig einschränken muss, dass in einigen Staaten die Politik auf Einsparungen in der Gesundheitsversorgung drängen wird. Hier haben Coca Cola, McDonald's und Co. einen gewissen Vorteil, denn den Preis eines Big Mac oder einer Coke wird der Staat wohl nicht bestimmen. Bisher konnte Henry Schein jedoch oftmals sogar von staatlich verordneten Einsparungen profitieren, da man dank des hohen Automatisierungsgrades ohnehin sehr effizient aufgestellt ist.


FUNDAMENTAL FAIRER WERT

Bei einem erwarteten Gewinn je Aktie in Höhe von 5,93 US-Dollar für 2015e liegt das 2015er KGV der Aktie bei knapp 25. Eine Dividende schüttet das Unternehmen bis heute nicht aus. Stattdessen setzt das Management um den langjährigen CEO Stanley M. Bergman auf ein Aktienrückkaufprogramm.

Im kommenden Geschäftsjahr soll der Gewinn je Aktie dann auf 6,61 US-Dollar steigen und es wird wohl auch weiterhin keine Dividende geben. Dadurch sinkt das KGV in 2016e dann auf 22. Demgegenüber steht ein Umsatzwachstum von durchschnittlich +4,8% sowie einem durchschnittlichen Gewinnwachstum (auf Basis des Gewinns je Aktie) von +10,2%. Allerdings wird dieses Gewinnwachstum durch das laufende Aktienrückkaufprogramm etwas verzerrt, sodass das rein organische durchschnittliche Gewinnwachstum eher zwischen 7-8% liegen dürfte.

Bekanntlich gestehen wir im Heibel-Ticker Wachstumsunternehmen ein KGV in Höhe von maximal dem doppelten Gewinnwachstum zu. Selbst wenn ich nun das durch das Aktienrückkaufprogramm positiv verzerrte Gewinnwachstum von +10,2% als Basis nehme, kann ich für die Aktie eigentlich leider kein KGV von deutlich über 20 rechtfertigen. Zumal die Wachstumsraten des Konzerns heutzutage auch gar nicht mehr so hoch sind, als dass man überhaupt von einem Wachstumsunternehmen sprechen könnte.

Aufgrund der großen Kontinuität im Management sowie beim Wachstum in der Vergangenheit sehe ich Henry Schein jedoch als ein Qualitätsunternehmen an, sodass ich beide Augen zudrücke. Dies gilt umso mehr, da sich Henry Schein zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung bekennt, was einst zur Gründung von Henry Schein Cares, dem Corporate-Social-Responsibility-Programm des Unternehmens (http://www.henryschein.com/us-en/Corporate/SocialResponsibility.aspx), führte.

Im Rahmen dieses Programms unterstützt das Unternehmen unter dem Motto Helping Health Happen weltweit Aktivitäten, die eine bessere medizinische Versorgung von benachteiligten Bevölkerungsgruppen ermöglichen soll. Aufgrund dieses Programms wurde die Gesellschaft übrigens vom Wirtschaftsmagazin „Fortune" mit dem ersten Platz in der Kategorie „Soziale Verantwortung" in ihrer Branche ausgezeichnet.

Ich ignoriere daher an dieser Stelle einfach mal die positive Verzerrung des Gewinns je Aktie durch das Aktienrückkaufprogramm und gestehe der Aktie ein KGV des doppelten Gewinnwachstums und somit von 20 zu. Damit errechnet sich hier ein fundamental fairer Wert von 20x 6,61 US-Dollar und somit 132,20 US-Dollar auf Sicht der kommenden 12-18 Monate. Dies entspricht einem Abschlag von knapp 6% gegenüber dem aktuellen Kursniveau von ca. 140,00 US-Dollar. Die Aktie ist damit aus fundamentaler Sicht nicht krass überbewertet, aber doch einen Tick zu teuer.


FAZIT: HALTEN UND ERST UNTER 135 US-DOLLAR KAUFEN

Zurzeit ist Henry Schein einen Tick zu teuer. Ein Kauf drängt sich auf diesem hohen Kursniveau allerdings nicht mehr auf. Daher sollte man die Aktie derzeit halten und erst zu Kursen unter 135,00 US-Dollar einsammeln.

Das Kursziel liegt anschließend auf Sicht von 18-24 Monaten bei 145,00 US-Dollar sowie auf Sicht von 2-3 Jahren bei 160,00 US-Dollar. Ein Highflyer wie in den letzten zwei Jahren dürfte die Aktie in den nächsten 2-3 Jahren nicht wieder werden. Dennoch handelt es sich bei dieser Aktie um eine Qualitätsaktie, die langfristig in jedes wachstumsorientierte Portfolio gehört. Nur eben nicht zu den aktuellen Kursen, wo der Titel auf einem Allzeithoch notiert, sondern bei einem entsprechenden Rücksetzer.
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