Heimatliebe mit Risiko
„Ein bisschen Heimat, das braucht der Mensch nun mal ...“, singt Udo Jürgens in einem berühmten Schlager aus dem Jahr 1982. Für viele Lebensbereiche hat diese Aussage zweifelsohne ihre Gültigkeit. Bei der Geldanlage allerdings kann falsch verstandene Heimattreue für Anleger ein höheres Risiko bedeuten. Denn Investoren tendieren dazu, ihre Heimatländer – also Regionen, in denen sie sich vermeintlich gut auskennen – im Portfolio zu stark zu gewichten. Diesen Home-Bias-Effekt stellen wir auch bei den Zertifikate-Anlegern der comdirect bank fest.
DAX-Produkte beispielsweise haben im vergangenen Jahr im Schnitt rund 50% des Handelsvolumens mit Zertifikaten ausgemacht. Bei Optionsscheinen und Hebelzertifikaten lag der Anteil der Wertpapiere mit dem DAX als Basiswert sogar bei rund 70%. Hinzu kommen Produkte auf inländische Einzelwerte, die zum Beispiel auch im DAX enthalten sind.
Day-Trader sind mit dem DAX gut bedient
Für kurzfristig orientierte Dayoder HeavyTrader ist der Fokus auf den DAX auch gut nachvollziehbar. Die enorme Liquidität, die engen Spreads sowie die zum Teil sehr hohe Volatilität boten 2011 beste Voraussetzungen, um mit kurzfristigen Trades attraktive Renditen zu erwirtschaften. Auch die gute Informationslage ist für viele Day-Trader ein schlagkräftiges Argument für den DAX. Mittelund langfristig orientierte Anleger sollten aber den Blick über die Landesgrenzen hinaus nicht vergessen, um sich kein Klumpenrisiko ins Depot zu holen. Zwar liegt der deutsche Leitindex derzeit seit Jahresbeginn mit rund 12% im Plus und hat sich damit besser entwickelt als fast alle vergleichbaren internationalen Leitindizes. Allerdings ist fraglich, ob sich diese Entwicklung auch in den nächsten Monaten fortsetzen wird. Und auch der Blick zurück in das Börsenjahr 2011 zeigt, dass ein zu starker Fokus auf den Heimatmarkt das Verlustrisiko eines Portfolios deutlich erhöhen kann. Denn im vergangenen Jahr haben sich deutsche Aktien im Schnitt wesentlich schlechter entwickelt als etwa vergleichbare Leitindizes.
Besonders ausgeprägt ist die Heimattreue der deutschen Anleger bei Aktienanleihen. Unter den fünf bei der comdirect am meisten gehandelten Produkten sind vorrangig deutsche Basiswerte, insbesondere auf DAX 30-Titel, zu finden. Immerhin, so zeigen aktuelle Auswertungen der comdirect, haben die Zertifikate-Anleger zuletzt ihre Depots etwas stärker diversifiziert. Neben dem DAX bzw. DAX-Titeln als Basiswert sind zunehmend Anlagezertifikate auf Währungen und Edelmetalle gefragt. Anleger folgen dabei aber oftmals allgemeinen Trends, anstatt eigene Diversifikationsstrategien umzusetzen. So haben sie zuletzt vielfach auf Gold als Schutz vor einer möglichen steigenden Inflationsrate gesetzt oder den US-Dollar als vermeintlich sicheren Hafen in der Euro-Krise gesehen. Eine stärkere Nachfrage nach einer breiten Auswahl an Basiswerten wie dem EURO STOXX oder dem Dow Jones ist nach wie vor nicht feststellbar – und das, obwohl es sich bei diesen Basiswerten nicht um „Exoten“, sondern um etablierte Indizes handelt.
Dabei lässt sich komfortabel in unterschiedliche Märkte investieren und damit das Portfolio möglichst breit aus verschiedenen Regionen und Branchen zusammenzusetzen. Mit dem Zertifikate-Selector der comdirect können Anleger beispielsweise nach verschiedenen Kriterien aus den über 500.000 handelbaren Zertifikaten auswählen. Besonders Zertifikate bieten sich an, um kostengünstig in sonst nur schwer zugängliche Märkte zu investieren. Theoretisch steht Anlegern also die ganze Welt offen. „Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii“ – diese Zeilen eines weiteren Udo Jürgens-Hits sollten für Zertifikate-Anleger nicht nur ein Ohrwurm sein, sondern auch eine Anregung, beim Depot nicht nur auf heimische Werte zu setzen.