Hat der PC-Markt inzwischen das Schlimmste hinter sich?

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 22.01.2014
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Die Vermutung liegt zumindest nahe, denn was schon sehr tief gefallen ist, kann kaum noch weiter fallen. 2013 war das mit Abstand schwächste Jahr der rund drei Jahrzehnte langen PC-Geschichte. Anstatt sich klobige Rechner auf den Schreibtisch zu stellen, kaufen sich die Kunden lieber mobile Geräte wie Smartphones oder Tablet- PCs. Aber der Abwärtstrend für die PC-Branche scheint sich mittlerweile zumindest abzuflachen. Laut dem Marktforschungsinstitut Gartner wurden im vergangenen Quartal 82,6 Mio. Geräte verkauft, was einem Rückgang von 6,9 % entspricht. Im gesamten vergangenen Jahr belief sich das Minus noch auf 10 %. So wenige PCs wurden zuletzt vor fünf Jahren verkauft.


Aber nach sieben verlustreichen Quartalen in Folge sehen nun sowohl Gartner als auch Wettbewerber IDC einen ersten Silberstreif am Horizont. Die Hoffnung stützt sich darauf, dass vor allen Dingen Geschäftskunden aufrüsten müssen. Wachstumstreiber dürfte vor allem sein, dass Microsoft im Frühling dieses Jahres die Unterstützung für das mittlerweile 13 Jahre alte Betriebssystem Windows XP aufgeben wird. Das heißt, dass Kunden nicht mehr mit sicherheitsrelevanten Updates versorgt werden. Insbesondere Unternehmen können es sich aber nicht leisten, Hackern Tür und Tor zu öffnen. Neue Generationen von Betriebssystemen benötigen allerdings mehr Rechen- und Speicherkapazität, so dass Unternehmen also gar keine andere Wahl haben als technologisch aufzurüsten. Möglicherweise werden viele Firmen spätestens dann zugreifen, wenn Microsoft voraussichtlich im kommenden Jahr Windows 9 auf den Markt bringt.

Privatkunden scheinen sich dagegen vermehrt für Geräte zu interessieren, die eine Kombination aus Tablet und Laptop darstellen. Zu diesem Zweck kann eine Tastatur angesteckt werden. Die Geräte laufen mit zwei Betriebssystemen, zum einen mit Googles Android im Tablet-Modus und mit Microsofts Windows als klassischer PC bzw. Laptop.

• ASUSTEK (ISIN: US04648R6053; 287 NT-$) stellt mit dem „Asus Transformer Book T100“ einen solchen Hybriden aus Tablet und Laptop her. Teilweise ist die Nachfrage so hoch, dass man mit dem Produzieren gar nicht hinterherkommt und die Geräte ausverkauft sind. Dieses Gerät bescherte Asustek im 4. Quartal im Vergleich zum Vorquartal ein Umsatzplus von 28 %. Das hat den Fall des Unternehmens aus Taiwan etwas gedämpft: Zum Vorjahr ist aber immer noch ein Umsatzrückgang von 14,1 % zu beklagen, was dem größten Rückgang unter den fünf wichtigsten Herstellern entspricht.

Asustek hat in den vergangenen Jahren besonders deutlich unter dem Fall des PC-Marktes gelitten. Auch wenn im letzten Quartal der Rückgang im Branchenvergleich immer noch überproportional hoch war, scheint sich nun langsam eine Bodenbildung mit anschließender Trendwende anzudeuten. Der Aktienkurs jedenfalls nimmt das vorweg. Das „T100“ könnte ein wichtiger Kristallisationskeim für einen Turn-around sein. Dennoch ist die Aktie weiterhin mit hohen Risiken verbunden und somit keinesfalls für konservative Anleger geeignet. Die Aktie sollte an der Heimatbörse Taipeh geordert werden. Am OTC-Markt der Nasdaq ist der Handel zu illiquide.

• LENOVO (894 983; 0,99 €) ist auf Kurs. Die Chinesen hatten bereits 2005 von IBM das PCGeschäft übernommen und verkaufen bis zum heutigen Tage Notebooks der Marke „ThinkPad“. Gerüchten zufolge verhandelt Lenovo nun wieder mit IBM. Dieses Mal soll es um IBM‘s Serversparte „x86“ gehen, die Computer für Rechenzentren von Unternehmen herstellt. Lenovo bestätigte zwar, dass man sich um einen Zukauf bemühe, wollte die Pläne aber nicht weiter konkretisieren.

Lenovo hatte bisher einen guten Riecher. Den Status des weltgrößten PC-Herstellers hat man schon länger. Aber das Unternehmen ist breiter aufgestellt als viele denken. Ohnehin ist man bereits gut in der Sparte für Geschäftskunden verankert, könnte sie aber mit dem Kauf des Servergeschäfts von IBM zusätzlich stärken. Auch im Privatkundensegment bietet man innovative Produkte. Was Smartphones angeht, rangiert Lenovo auf dem chinesischen Heimatmarkt schon auf den vorderen Plätzen und will jetzt auch den europäischen Markt verstärkt in Angriff nehmen. Die Aktie ist mit einem KGV von 15 im Branchenvergleich eher teuer (Asustek: 11, HP: 8), aber die Prämie ist durchaus berechtigt. Fazit: Wer auf einen wiedererstarkenden PC-Markt setzt, kommt an Lenovo nicht vorbei!

• INTEL (855 681; 25,85 €) hingegen zehrt noch von den Erfolgen der Vergangenheit. Jahrzehntelang hatte man mit seiner Dominanz im PC-Geschäft viel Geld verdient. Den Trendwechsel hin zu mobilen Endgeräten hat Intel aber erst mit einiger Verspätung begriffen. Der neue CEO Brian Krzanich ist im Mai 2013 mit dem Ziel angetreten, Intels Abhängigkeit vom PC-Geschäft zu senken. Zukünftig will man auch bei Smartphones und Tablets mitmischen. Bisher haben hier aber Qualcomm und Samsung mit Abstand die Nase vorn. Immerhin konnte man im vergangenen Quartal den Umsatz mit Chips für Mobilgeräte um 8,5 % auf 1,1 Mrd. $ steigern, aber der operative Verlust dieser Sparte lag immer noch bei 620 Mio. $.

Insgesamt hat sich Intel im 4. Quartal nicht schlecht geschlagen. Der Umsatz ist um 2,6 % auf 13,8 Mrd. $ gestiegen, während der Gewinn um 6,4 % auf 2,6 Mrd. $ zulegte. Der Markt hatte allerdings etwas mehr erwartet. Die Aktie ist mit einem KGV von 13 eher durchschnittlich bewertet. Deutliches Kurspotenzial kann sich aber nur entwickeln, wenn CEO Krzanich den Beweis antritt, dass er Intel wirklich erfolgreich in neue Wachstumsmärkte führen kann.
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