Hamburger Hafen und Logistik: "Buy on bad news!"
Veröffentlicht am
09.02.2010
Die bekannte Börsenweisheit, die empfiehlt, in Werte von Unternehmen zu investieren, welche eine schlechte Nachricht bekannt gegeben haben, ist hinlänglich bekannt. Nur die wenigsten Anleger befolgen diese aber auch.
Ein gutes Beispiel dürfte derzeit das Papier der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) sein, das langfristig ein viel versprechendes Investment sein könnte.
Auswirkungen der Wirtschaftskrise
Vor knapp einer Woche konnte man Agenturmeldungen wie diese lesen: "In der Wirtschaftskrise hat Deutschlands größter Seehafen in Hamburg einen Rückgang beim Gütertransport von nahezu historischen Dimensionen zu verkraften gehabt. 2009 sei der Warenumschlag in der Hansestadt im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Fünftel auf 110 Mio. Tonnen gesunken, teilte die Interessengemeinschaft der Hafenbetriebe und -behörden mit." Aufgrund dieser Meldung sahen sich einige Analystenhäuser "gezwungen", einen (negativen) Kommentar zur HHLA-Aktie abzugeben. Unserer Meinung nach zu Unrecht. Das Unternehmen ist unverändert gut positioniert. Es ist sicherlich kein Geheimnis, dass der Hamburger Hafen als Wirtschaftsstandort mit den Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu kämpfen hat. Doch deshalb ein solides Investment in der Logistikbranche zu meiden, wäre verkehrt. Tatsache ist nämlich auch, dass die exportstarke deutsche Wirtschaft erneut von der Erholung des Welthandels profitieren wird und China als wichtigster Außenhandelspartner des Hamburger Hafens durch eine anziehende Außenwirtschaft voraussichtlich wieder für zunehmende Warenströme im Seeverkehr sorgen wird. Davon wird unmittelbar die HHLA profitieren, zumal der Konzern breit aufgestellt ist.
Gut aufgestellt
Der heutige HHLA-Konzern wurde mit Wirkung vom 1. Januar 2007 in die Teilkonzerne Hafenlogistik und Immobilien gegliedert. Für den Börsengang im November 2007 wurde das hafenbezogene Kerngeschäft der HHLA, die Hafenlogistik, in dieser neu geschaffenen Struktur gebündelt. Der Gesamtkonzern bietet seinen Kunden eine große Bandbreite an Dienstleistungen entlang der gesamten logistischen Kette: von der Kaimauer im Überseehafen bis zum Kunden im Hinterland. Der Teilkonzern Hafenlogistik umfasst die Segmente Container, Intermodal und Logistik und steht bei Analysten besonders im Fokus, da dieser Bereich das eigentliche Kerngeschäft umfasst und maßgeblich für die soliden Ergebnisse des Konzerns verantwortlich ist.
Prognosen trotz Krise erfüllt
Ein Blick auf die letzten Zahlen belegt dies. Die HHLA hat demnach die Ertragsziele für das vergangene Jahr 2009 trotz des schwierigen konjunkturellen Umfelds erreicht. Umsatz und Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) des fortgeführten Geschäfts hatten sogar die gegenüber den Markterwartungen etwas konservativeren Schätzungen leicht übertroffen. Dies wurde letzte Woche bei der Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2009 ganz deutlich. Man hat demnach nach vorläufigen Zahlen einen Umsatz von etwa 988 Mio. Euro erzielt, nach 1,33 Mrd. Euro im Vorjahr. Das EBIT aus fortgeführten Aktivitäten verringerte sich von 358 auf rund 176 Mio. Euro. Das börsennotierte Kerngeschäft der HHLA, der Teilkonzern Hafenlogistik, erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2009 einen Umsatz von etwa 960 Mio. Euro (Vorjahr: 1,3 Mrd. Euro) und ein EBIT aus fortgeführten Aktivitäten von rund 164 Mio. Euro (Vorjahr: 344 Mio. Euro). Mit diesen Zahlen konnte man die Jahresprognose also erfüllen. Firmenlenker Klaus-Dieter Peters sagte ferner: "Uns ist es gelungen, die finanzielle Stabilität der HHLA trotz der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit zu erhalten. Unser frühzeitig aufgelegtes Maßnahmenprogramm, mit dem wir nicht nur die Auswirkungen der Krise begrenzen, sondern auch Zukunftschancen wahren wollen, hat Wirkung gezeigt."
Fazit:
Vor der unmittelbaren Zukunft des Konzerns sollte man sich als Anleger nicht fürchten. Die Joint Venture-Vereinbarungen mit EUROGATE stärken die Wettbewerbsfähigkeit, auch wenn auf der anderen Seite sicherlich die bekannten Konjunkturrisiken unverändert bestehen. Betrachtet man sich die Daten der Aktie, so fällt einem das sicherlich nicht günstige 2010er-KGV von 21 auf. Dies einmal ausgeblendet, könnte man als Anleger aber bei dieser Aktie durchaus mit wieder deutlich anziehenden Kursen rechnen. Das Chance/Risiko-Profil ist unverändert attraktiv, ein Kurspotenzial von bis zu 40% ist nicht unrealistisch, zumal im aktuellen Aktienkurs die pessimistischen Erwartungen bereits abgebildet sein sollten. Ebenso sollte man als Anleger eines im Hinterkopf haben: Erholt sich die deutsche und die osteuropäische Wirtschaft, wird der Aufschwung auch am Hamburger Hafen nicht vorübergehen. Buy on bad news, sell on good news.
Derivate-Trading
Investoren, die sich der Risiken bewusst sind, können versuchen, mögliche Kurssteigerungen mit Derivaten zu hebeln. Auf den Basiswert HHLA gibt es dazu auch einige Hebelzertifikate. Interessant ist beispielsweise das Mini Long- Zertifikat von HSBC Trinkaus & Burkhardt (WKN: TB2ZRP). Ausgestattet mit einer theoretisch unbegrenzten Laufzeit liegt die Knockoutschwelle aktuell bei 21,44 Euro. Der Hebel beträgt derzeit 4,4.
Anleger sollten sich generell über die erhöhten Risiken beim Handel mit Optionsscheinen bzw. Knockout-Produkten bewusst sein und eine adäquate Limittechnik verfolgen. Sie sollten verstehen, dass der Handel mit Derivaten unter anderem durch die höhere Reagibilität wesentlich risikoreicher ist als der physische Aktienhandel und vornehmlich der gezielten Nutzung von zeitlich fest definierten Marktchancen dient. Aufgrund der Hebelwirkung ist im Vergleich zum physischen Erwerb der Aktie ferner lediglich ein wesentlich geringerer Kapitaleinsatz erforderlich.
In diesem Artikel erwähnt:
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