GoPro: ActionCam für Helden

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 23.09.2014
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

GoPro ist der erfolgreichste Börsengang des Jahre 2014, und dieser Erfolg zieht immer mehr spekulative Gelder an. Das Momentum stimmt, die Aktie befindet sich in einer Rallye. Doch aus fundamentalen Gesichtspunkten kann diese Rallye jederzeit enden. Ich habe in dieser Wunschanalyse aufgezeigt, welche Dinge für ein Ende der Rallye, für ein abflauendes Momentum verantwortlich sein können.


Jeder kann einen Camcorder mitführen, wenn er auf Skiern die Piste herunterfährt. Doch wenn Sie Kunststücke machen wollen, brauchen Sie beide Hände. Entsprechend bietet GoPro eine Vielzahl von Befestigungssystemen für seine stoßfesten ActionCams, sei es für einen Helm, fürs Rad oder fürs Board (Snow-, Surf-, Skate-, ...). Natürlich gibt es komfortable Möglichkeiten, die Aufnahme zu starten und zu stoppen, entweder durch große Knöpfe oder auch per Fernbedienung.

Die Aufnahmen können entsprechend individuell vorkonfiguriert werden: Viele Bilder pro Sekunde für extrem schnelle Action oder weniger Bilder pro Sekunde für längere Aufnahmezeiten.

Soweit ist das alles nicht sensationell, es ist nichts weiter als ein Stückchen gut gemachte Hardware für einen extrem spezialisierten Nischenmarkt. Doch das ist es nicht, was GoPro ausmacht.

GoPro ist die lang ersehnte Möglichkeit für viele waghalsige Sportler, ihr Können der Welt zu zeigen. So wird das Online-Stellen der entsprechenden Action-Videos durch eine App sowie Computer-Software unterstützt. Darin lassen sich die Video-Sequenzen leicht zu atemberaubenden Filmen bearbeiten, mit Zeitlupe, Zeitraffer, Standbildern und natürlich unterlegt mit Musik.

Diese Filme werden in der GoPro Scene nunmehr gepostet und vielfach angeklickt. Das ist die Belohnung für jeden Individual-Sportler, der seinen Stunt online stellt. Und glauben Sie mir: Es gibt unzählige Sportler, die darin eine unendlich große Befriedigung sehen.

Auf dieser Welle des Erfolgs schwimmt auch die Aktie, die seit dem Börsengang kräftig angestiegen ist.
 

Erfolgreichster Börsengang von 2014

GoPro ist der erfolgreichste Börsengang (IPO) des laufenden Jahres. Am 25. Juni ging das Unternehmen mit einem Aktienkurs von 24 USD an die Börse (Marktkapitalisierung 2,96 Mrd. USD). Seither ist der Kurs um 200% auf 72,88 USD in die Höhe geschossen, das Unternehmen ist nun 9,18 Mrd. USD wert.

Erfolgreich aus Sicht der Anleger, weil jeder, der den IPO gezeichnet hat, dick im Plus ist. Erfolgreich auch aus Sicht des Unternehmens, weil es mehr als doppelt so viel durch den IPO eingenommen hat, wie ursprünglich geplant. Und die Aktie steigt weiter.
 

Bewertungsniveau: Eine Frage der Perspektive

Mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) 15e von 71 kann GoPro keinen Value-Investor hinterm Ofen hervor locken. 1 Mrd. USD Jahresumsatz werden mit dem neunfachen Börsenwert belegt. Und das bei einer Gewinnmarge von gerade einmal 3,3%. Das ist ein Bewertungsniveau jenseits von Gut und Böse.

Doch Wachstumsinvestoren sehen das anders. Das Unternehmen ist profitabel, hat keine Netto-Schulden und wächst mit 35% p.a. Für Wachstumsunternehmen mit Wachstumsraten nördlich 20% wird schon mal das doppelte KGV als faire Bewertung dafür herangezogen. Die PEG-Ratio, das Verhältnis vom KGV zur Wachstumsgeschwindigkeit, darf bei besonders guten Unternehmen schon mal bei zwei liegen.

Ich werde in der Ausgabe des Heibel-Tickers am kommenden Freitag detailliert auf diese unterschiedliche Wahrnehmung eingehen: In diesem Jahr haben sich Aktien von Wachstumsunternehmen viel besser entwickelt als Value-Aktien. Und was glauben Sie wird bis zum Jahresende passieren? Aktien von Wachstumsunternehmen werden so lange besser laufen wie spekulative Wachstumsinvestoren frisches Geld von Kunden erhalten. Und da Kunden gerne in Fonds und Anlageprodukte investieren, die erfolgreich WAREN, dürfte dieser Trend bis zum Jahresende anhalten.
 

Zukunftsphantasie oder Momentum

Wenn Sie mich fragen, und das haben Sie ja durch Ihre Abstimmung für diese Wunschanalyse, dann sollten Sie sich GoPro, die ActionCam, kaufen. Ein fantastisches Produkt, das viel Spaß bringt. Die Aktie jedoch benötigt frische Phantasie: Wo möchte GoPro hinwachsen? Wird das Filmen von Action-Sequenzen zum Mainstream? Werden plötzlich breite Bevölkerungsschichten waghalsige Abenteuer eingehen, um sich im Internet zu präsentieren?

Ich glaube nein. GoPro hat einen Markt erschlossen, der zuvor vernachlässigt wurde, und dieser Markt wurde im Sturm erobert. Klar, es wird immer neuere Modelle geben, die dem Unternehmen einen nachhaltigen und lukrativen Umsatzstrom bereiten. Aber 35% Wachstum p.a. dürften bereits das obere Ende der Erwartungen darstellen.

Das Momentum hingegen ist intakt. Momentum ist das, was ich oben beschrieben habe: Institutionelle Investoren, die Erfolg mit dem Kauf von Aktien wie GoPro hatten, gewinnen neue Kundengelder mit dem Auftrag, „weiter so" zu machen. Und das wird die Aktie weiter anheizen, bis die breite Marktstimmung sich gegen solche Highflyer stellt.
 

Das Ende des Momentums

Mit den neu aufkeimenden Konjunkturängsten (Europa leidet unter Ukraine-Sanktionen, China schließt Stimulus aus, USA hatte zuletzt schwache Arbeitsmarktdaten und die US-Notenbank hat die Konjunkturerwartung zurückgeschraubt) suchen Anleger verstärkt Aktien von Unternehmen, die möglichst unabhängig von Konjunkturschwankungen sind. Und das sind eben Aktien, die einen neuen Markt im Sturm erobern. Aktien wie GoPro.

So könnte der Aktienkurs von GoPro mittelbar sogar an der weiteren Entwicklung der Ukraine-Krise hängen. Gibt es eine Lösung, dann werden konjunktursensible Aktien wieder interessanter, und das könnte den Zunder unter GoPro entfernen.

In den kommenden drei Wochen werden wir ein Feuerwerk an weiteren Börsengängen erleben. In Deutschland gehen Zalando am 1.10. an die Börse, Rocket Internet am 9.10. In den USA stehen Box, DropBox und AirBnB in der Warteschlange. Heute (Mittwoch) geht Citizens Financial Group, eine Tochter der Royal Bank of Scotland, an die Börse. Dies sind alles Milliarden-IPOs, die Anlegergelder aufsaugen werden. Irgendwann wird nicht mehr genug Geld da sein, um die Rallye von GoPro aufrechtzuerhalten.

Fragen Sie mich also nicht, bis zu welchem Kurs GoPro noch steigen kann. Es liegt weniger an GoPro selbst, wie ich Ihnen hier zu zeigen versuche, als an den Rahmenbedingungen. Wer mitfahren will, erkauft sich die Chance, in kurzer Zeit extrem hohe Kursgewinne einzufahren. Er geht jedoch das Risiko ein, den Absprung zu verpassen und sodann noch schneller dick ins Minus zu rutschen.
 

Kursentwicklung: Nicht aussagekräftig

Nein, zur Kursentwicklung dieses jungen Unternehmens kann ich nicht viel sagen. Charttechniker haben hier noch nicht viel zu melden, dazu gibt es zu wenige Daten.
 

Fazit

GoPro ist ein gutes Unternehmen, das sich in rekordverdächtiger Geschwindigkeit einen lukrativen Nischen-Markt erschlossen hat: ActionCams, mit denen junge Leute ihr Können der Welt zeigen können. Doch ich glaube nicht, dass diese ActionCams zu einem Mainstream heranwachsen können. Die Aktie steigt aus Gründen, die mit fundamentalen Bewertungen nicht zu erklären sind: Das Momentum bedingt weitere Käufe. Ich gehe davon aus, dass die Aktie noch kräftig weitersteigen wird. Doch ein Spekulieren in dieser Aktie ist extrem riskant und sollte nur mit dem Teil Ihres Vermögens geschehen, das Sie entbehren können.
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