Gerresheimer: Prämie für medizintechnische Wachstumsphantasie gerechtfertigt

Performaxx-Anlegermedien GmbH
Veröffentlicht von Performaxx-Anlegermedien GmbH am 01.11.2009
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Der Performaxx Anlegerbrief

Sehr gut hat sich unsere MDax-Empfehlung Gerresheimer seit unserem letzten Update vom Frühjahr 2009 entwickelt. Die Aktien des Düsseldorfer Primärverpackungsspezialisten kamen Mitte Juni 2007 zu 40 Euro deutlich zu teuer an die Börse, mussten in einem langen Konsolidierungsprozess erst ihren wahren Wert finden (zwischenzeitlich nur noch 13 Euro), um jetzt den Blick auf die Zukunft frei zu haben. Und diese sieht alles andere als schlecht aus.


Von Maschinenbau zu Medtech

Gerresheimer ist ein Hersteller qualitativ hochwertiger Verpackungen aus Spezialglas und Kunststoffen. Das Unternehmen hat sich auf die Pharma- und Lifescience-Industrie spezialisiert und versorgt diese als Komplettanbieter mit Röhren- und Behälterglas sowie mit Primärverpackungen aus Kunststoff. Glas- und Kunststoffbehälter sowie Bauteile für Spezialsegmente der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie und der Automobilindustrie befinden sich im Leistungsumfang. Das Geschäft unterteilen die Düsseldorfer in die vier Bereiche Tubular Glass, Plastic Systems, Moulded Glass und Life Science Research. Die Vorgängergesellschaft „Gerresheimer Glas“ wurde erst Ende 2003 im Zuge eines Squeeze-outs von der Börse genommen und anschließend von der Private-Equity-Gesellschaft Blackstone konsolidiert. Der Finanzinvestor hatte Gerresheimer Glas von JP Morgan und Investcorp für angeblich nur rund 600 Mio. Euro übernommen.

Aus Fehlern wird man klug – oder?

Der zweite Börsengang Mitte 2007 sollte vor allem gezielte Akquisitionen ermöglichen. Anfang 2007 hatte Gerresheimer den Regensburger Kunststoffhersteller Wilden übernommen, wodurch die Finanzschulden auf fast 900 Mio. Euro nach oben schossen. Das ist nicht wenig für ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz in ähnlicher Größenordnung. Interessant ist, dass Gerresheimer acht Zukäufe in zwei Jahren tätigte, zu denen der Private Equity-Investor Blackstone selbst nichts beitrug. Auch die eigene Übernahme durch eben Blackstone mussten die Düsseldorfer praktisch selbst finanzieren. Man sah sehr deutlich, wer bei dem neuerlichen Börsengang 2007 das Sagen hatte: Das KGV zum IPO lag bei fast 30 (!) für das zurückliegende Jahr. So konnte Gerresheimer die Emissionserlöse nicht zur Forcierung weiteren Wachstums verwenden, da das Geld zur Rückführung der Verbindlichkeiten reserviert war.

Konsolidierung in allen Geschäftsfeldern

Als Zulieferer von „Big Pharma“ profitieren die Düsseldorfer vom Healthcare- und demografischen Trend: Eine alternde Bevölkerung braucht zunehmend mehr Medikamente – und die müssen kompetent verpackt werden, Flaute hin oder her. Hohe Markteintrittsbarrieren sind hier an der Tagesordnung. Obwohl vom Markt anders befürchtet, schaffte Gerresheimer 2008 noch ein positives Nettoergebnis. Dabei zeigte sich wie erwartet vor allem der Bereich Pharma & Lifescience, der drei Viertel zu den Gesamterlösen beiträgt, als noch sehr robust. Nachfragetreiber waren Diabetes-Produkte und sogenannte RTF-Spritzsysteme. Gerresheimer könnte ca. 10 bis 15 % pro Jahr wachsen, mittelfristig und mit gezielten Zukäufen. Kurzfristig jedoch packt man erst einmal kleinere Päckchen. Anlaufkosten für Produkteinführungen sind für 2009 ein Thema, während der Benefit daraus erst ab 2010 aufwärts sichtbar werden kann. Der Bereich Technische Kunststoffsysteme wurde derweil zur Jahresmitte 2009 veräußert.

Talsohle in Q3 durchschritten?

Mit Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal äußerte sich Vorstandschef Axel Herberg bereits recht zuversichtlich: Die Talsohle sei durchschritten, und zwar im dritten Quartal, so der Konzernlenker. Für 2009 gehe Gerresheimer von einem leichten Umsatzrückgang zwischen 1 und 2,5 % aus, was auf maximal rund 1,05 Mrd. Euro hinausliefe. Die EBITDA-Marge werde um einen Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 18,5 % sinken. Dies ist aber vor dem Hintergrund zu sehen, dass sich die Erlöse im dritten Quartal um fast 10 % auf 243 Mio. Euro reduzierten, ohne den Spartenverkauf immerhin noch um 5 %. Das unbereinigte Ergebnis brach von 22,8 auf minus 4 Mio. Euro ein. Sowohl der bis dahin anhaltende Lagerabbau als auch die vorübergehend noch schwache Nachfrage im Kosmetikgeschäft boten eine plausible Erklärung für diese alles andere als beeindruckenden Geschäftszahlen. Ab 2010 wird wieder eine deutlichere Verbesserung bei der Umsatz- und Ertragsentwicklung zu erwarten sein können, nicht zuletzt getrieben durch diverse Wachstumsprojekte, darunter die 3. RTF-Linie, Pen-Systeme und Diabetes Diagnostics.

Fazit

Die Durststrecke hat sich etwas länger hingezogen als man das erwartet hatte, doch dürfte sie gleichwohl mit Ablauf des dritten Quartals beendet worden sein. Die neuen Projekte werden ab 2010 zu Buche schlagen. Vor diesem Hintergrund liegt das KGV 2010 mit 12 bis 13 im Bereich einer fairen Bewertung. Speziell die medizintechnischen Wachstumstreiber rechtfertigen die kleine Prämie gegenüber Peers, die mehr im Maschinenbausektor angesiedelt sind und bei denen das KGV demzufolge höchstens einstellig sein dürfte. Kurse bis 25 Euro könnten so noch im vierten Quartal oder Anfang des nächsten Jahres erreicht werden – spätestens dann wird man wissen, ob die Weltwirtschaftsflaute auch wirklich ausgestanden ist oder ob sich Investoren doch auf eine längere Warteperiode werden einstellen müssen.

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