Fuchs Petrolub - schon immer teuer

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 25.11.2014
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Fuchs Petrolub war schon immer teuer. So ist das bei guten Unternehmen, die bekommen Sie eben nicht günstig. Und so ist es auch jetzt, denn der für 2015 erwartete Gewinnsprung ist leider nur dem Sondereffekt des fallenden Ölpreises zu verdanken und erhöht damit nicht nachhaltig die Wachstumsaussichten des Unternehmens. Aufgrund der überaus soliden Unternehmensführung ist Fuchs Petrolub in meinen Augen ein gutes Langfristinvestment. Sie dürfen aber nicht den schnellen Kursgewinn erwarten sondern werden viel Geduld brauchen.


MONTAGEFETT ERHÖHT STABILITÄT BEI CARBON-BAUTEILEN

Gestern wurde es geliefert: mein Carbon-Rennrad. Da ich nun seit vielen Jahren Cyclassics fahre und Triathlon mache, habe ich mir dieses Schätzchen geleistet. Carbonteile sind sehr stabil in der für sie bestimmten Funktion, allerdings können sie schnell bei punktuellem Druck oder harten Schlägen brechen.

Den Sattel sowie den Lenker muss ich selber montieren. Dazu wurde eine „Montagepaste" mitgeliefert. Ein Schmiermittel, das die Festigkeit erhöht, Reibung vermindert und die Stärke, mit der die haltenden Schrauben angezogen werden müssen, halbiert. Ja, allein durch den Einsatz dieser speziellen Montagepaste können die entsprechenden Bauteile leichter gefertigt werden, ohne ihre Funktion zu mindern.

Es gibt weltweit 720 namhafte Produzenten von speziellen Ölen und Schmiermitteln. So ziemlich alle 130 Ölkonzerne liefern Schmiermittel quasi als Abfallprodukt. 590 Produzenten haben sich auf spezielle Schmiermittel und Öle konzentriert. Unter den 590 Spezialisten ist Fuchs Petrolub weltweit der größte Anbieter, lediglich acht Ölkonzerne (Shell, Exxon, BP, etc.) produzieren mehr als Fuchs Petrolub. Somit bezeichnet sich Fuchs Petrolub in meinen Augen zu Recht als Innovationsführer mit den kürzesten Entwicklungszeiten für spezielle Bedürfnisse am Markt.

Die Anwendungen sind vielfältig: Schmierfette werden insbesondere bei Motoren der Autoindustrie in Deutschland nachgefragt. Spezielle Öle werden bei verschiedenen Verarbeitungsprozessen von Stahl und Zement eingesetzt. Die Windradbauer sowie auch die Flugzeugbauer sorgen derzeit für Wachstumsimpulse. Bau, Minenbetreiber und Landwirtschaft sorgen für eine gute Grundauslastung.


PREISENTWICKLUNG DES ÖLS SCHLÄGT NUR AUF UMSATZ DURCH, KAUM AUF DEN GEWINN

40,4% des Umsatzes werden allein mit der Autoindustrie gemacht. Da ist es wenig verwunderlich, dass die Aktie von Fuchs Petrolub wie ein Automobilzulieferer behandelt wird. Im Kielwasser des Autoabsatzes schwankt auch das Geschäft von Fuchs parallel zu den Konjunkturschwankungen.

Dabei ist die Automobilindustrie glücklicherweise für Fuchs Petrolub ziemlich schwerzfrei, was den Preis für Schmiermittel und Öle angeht. Die Kosten dieser Einsatzstoffe je Fahrzeug finden wir nur in den Nachkommastellen der Konzernbilanzen bei den Autobauern. Den Preisanstieg des Öls von 70 USD/Fass Nordseeöl im Jahr 2010 auf 125 USD/Fass im Jahr 2011 konnte Fuchs also vollständig an seine Kunden weitergeben. Der Umsatz stieg entsprechend an, das Unternehmen galt als Wachstumsunternehmen. Dabei blieb die Gewinnmarge in dieser Zeit überwiegend konstant.

Seit Juni ist der Ölpreis von 115 auf 78 USD/Fass eingebrochen. Ich habe jedoch noch keine Meldung gehört, dass Fuchs Petrolub Preissenkungen an seine Kunden weitergibt. Im Gegenteil, bislang bedauert das Management lediglich, dass sich derzeit kaum Preiserhöhungen durchsetzen ließen.

Entsprechend überraschte Fuchs Anfang November mit einer besseren Gewinnmarge von 16,8%, in den Vorquartalen lag die Gewinnmarge bei rund 16 %. Ich gehe davon aus, dass Fuchs seine Einsatzstoffe mit Rahmenverträgen über eine Laufzeit von in der Regel einem Jahr einkauft, wie es in der Branche üblich ist. Darin sind dann lediglich für große Preisschwankungen moderate Preisanpassungen vereinbart. Die Verhandlungen für das kommende Jahr finden stets im Herbst statt. Die Margenverbesserung in Q3 stellt daher in meinen Augen nur einen kleinen Teil dessen dar, was wir in den kommenden Quartalen erwarten dürfen, wenn die Einkaufskosten dem nunmehr deutlich niedrigeren Ölpreis angepasst sind.


SCHWACHER EURO ZEHRT AN AUSLANDSGEWINNEN

Allerdings wird Öl in US-Dollar eingekauft und nicht in Euro. Mit dem Ölpreisverfall ging ein US-Dollaranstieg einher. Fuchs Petrolub muss heute 10% mehr Euros für einen US-Dollar auf den Tisch legen als im Juni. Von den 32% Ölpreisvorteil werden also 10% wieder als Währungsbelastung abgezogen.

Auch die erst 2013 in China, Russland und den USA eröffneten neuen Standorte sind nunmehr, in Euro gerechnet, teurer zu unterhalten. Entsprechend haben die dortigen Regionen zuletzt einen Rückgang der EBIT-Marge vermeldet während der Margenanstieg überwiegend in Deutschland erzielt wurde.

Unterm Strich bleibt also ein moderates Gewinnwachstum von lediglich 2% im laufenden Jahr. Für das kommende Jahr 2015 rechnen Analysten durchschnittlich mit einem Gewinnanstieg von 8%.


ERWARTETE ENTWICKLUNG BEI AUTOS, ÖLPREIS UND EURO

Es zeigt sich, dass Fuchs Petrolub nur bedingt auf den Unternehmenserfolg Einfluss nehmen kann. Wir müssen also, um die künftige Entwicklung des Geschäfts von Fuchs abzuschätzen, einen Blick auf die relevanten Märkte werfen.

Die Automobilbranche wächst in den kommenden Jahren Analystenschätzungen zufolge im Absatz, und nur der ist wichtig für Fuchs, mit 5-7%. Da sollte weiterhin ein moderates Absatzwachstum für Fuchs möglich sein.

Der Ölpreis wird meiner Einschätzung nach für eine längere Zeit bei 70-80 USD/Fass bleiben. Es handelt sich dabei um das Preisniveau, zu dem die meisten modernen Ölfördermethoden noch gerade so profitabel arbeiten können. Ein nachhaltiges Unterschreiten der 70 USD/Fass dürfte zu einem Produzentensterben führen.

Ein Preisanstieg über die 80 USD/Fass wird zu einem erneuten Boom in der US-Ölindustrie führen, die derzeit ohnehin schon mehr Ölquellen erschließt denn je. Die OPEC-Länder treffen sich morgen, um Fördermengenreduzierungen auszuhandeln, doch bereits im Vorfeld zeigen sich verhärtete Fronten. Keiner der Teilnehmer möchte durch geringere Fördermengen kurzfristig auf Einnahmen verzichten. Vielmehr scheint es, als wollen die OPEC-Länder, deren durchschnittliche Produktionskosten deutlich unter den 70 USD/Fass in den USA liegen, die Welt mit Öl überfluten, um den Boom in den USA zu beenden.

Die Marke von 70 USD/Fass ist also eine wichtige Marke für die US-Ölindustrie. Da der Preissturz ausschließlich angebotsgetrieben ist, kann ich mir durchaus vorstellen, dass der Ölpreis kurzfristig noch deutlich tiefer fällt, bevor die OPEC-Länder aus Angst um ihre langfristigen Einnahmen zu drosseln beginnen.

Für den Euro habe ich vor Jahren eine Kaufkraftparität um 1,15 USD/EUR ermittelt, diese ist in den vergangenen fünf Jahren lediglich leicht auf 1,19 USD/EUR angestiegen. Da der Euro nunmehr viele Jahre fest war, würde mich auch hier ein Überschießen nach unten nicht überraschen. Von der von besonders aggressiven Analysten ausgerufenen Parität (sprich: 1 USD für 1 EUR) sind wir jedoch auch aus Sicht der Kaufkraftparität noch weit entfernt. Vielmehr dürfte die gute US-Wirtschaft ausländische Währungen in den kommenden Quartalen anziehen und dem US-Dollar daher zu einem Höhenflug verhelfen.

Während der Autoabsatz stabil bleiben dürfte, werden sich Ölpreisentwicklung und Euro gegebenenfalls aufheben. Der besondere Gewinn des Ölpreisverfalls sollte sich meines Erachtens in den kommenden vier Quartalen einstellen und danach nicht mehr als Sondereffekt auftreten.


BEWERTUNGSNVIEAU ANGEMESSEN

Damit wird für das kommende Jahr 2015 ein Gewinnwachstum von einmalig 8% erwartet, anschließend müssten weitere Impulse durch Absatzwachstum folgen. Das ist durch die Eröffnung neuer Standorte in den Wachstumsmärkten China, Russland und den USA möglich, doch sowohl die Währungsentwicklung (schwacher Euro) belastet derzeit die Kalkuation, als auch die Probleme mit Russland verhindern einen erfolgreichen Start in der neuen Region.

Das KGV 2015e steht meiner Schätzung zufolge bei 19. Das ist ein hohes KGV für ein so moderates Wachstum, das zudem zu einem großen Teil durch Sondereffekte getrieben ist.

Das hohe Bewertungsniveau verdient Fuchs Petrolub dennoch aufgrund des guten Managements. Derzeit liegen 150 Mio. Euro Nettoliquidität in der Bilanz, dennoch hält sich das Management mit Zukäufen zurück. Lediglich zwei kleine Unternehmen wurden übernommen, es gibt auch keine vollmundig verkündeten Übernahmepläne.

Die Dividende steigt kontinuierlich und bietet derzeit eine Rendite von 2,3%. Der Cashflow wird sich in den kommenden Quartalen deutlich verbessern, da die Investitionen in die neuen Märkte abgeschlossen sind. Entsprechend ist mit weiteren Dividendenanhebungen zu rechnen.

Zudem hat Fuchs vor einem Jahr knapp 100 Mio. Euro in Aktienrückkäufe gesteckt und die Anzahl ausstehender Aktien dadurch um 2% gesenkt. Aktienrückkäufe führen dazu, dass der Gewinn je Aktie bei gleichbleibendem Geschäft automatisch steigt, da der Unternehmensgewinn auf weniger Aktien aufgeteilt werden muss. Es ist das Zeichen des Managements, das eigene Geschäft für ausgereift zu halten, denn sonst würde man das Geld in eine weitere Expansion investieren.


KURSVERLAUF: EINSTIEGSCHANCE WAR MITTE OKTOBER

Im Rahmen der jüngsten Korrektur war Fuchs Petrolub Mitte Oktober kurzzeitig auf 26,13 Euro gefallen. Inzwischen notiert die Aktie wieder bei 33,3 Euro. Da ich für diese Aktie eine kontinuierliche Verbesserung im Geschäft erwarte, jedoch keine sprunghafte Entwicklung, halte ich das aktuelle Kursniveau bereits für angemesen und würde aus langfristiger Perspektive höchstens im Falle eines erneuten Rücksetzers unter 30 Euro zugreifen.

Das Allzeithoch wurde Anfang des Jahres bei 37,75 Euro erreicht, bis dahin ist der Weg nicht mehr weit. Es ist durchaus möglich, dass wir aufgrund des inzwischen halbwegs stabilen Eurokurses auf niedrigerem Niveau bei parallel weiter fallendem Ölpreis nochmals positive Meldungen aus dem Hause Fuchs erhalten. Das könnte einen Lauf bis an das Allzeithoch ermöglichen. Das wäre jedoch eine Spekulation, die ich nur den etwas kurzfristiger orientierten Spekulanten überlassen würde.


FAZIT:

Fuchs Petrolub profitiert vom Ölpreisverfall, leidet jedoch unter dem starken Euro. Unter'm Strich bleibt ein positiver Effekt, der auf dem aktuellen Kursniveau jedoch bereits eingepreist ist. Für eine deutlich höere Bewertung fehlen Wachstumsimpulse. Diese wurden durch neue Standorte in Wachstumsmärkten gesucht, es dürfte jedoch noch dauern, bis sich die Investitionen bemerkbar machen.

Grundsätzlich ist Fuchs Petrolub ein Vorzeigeunternehmen des deutschen Mittelstands, das sich zu 53% in Familienhand befindet (Familie Fuchs). Die Familie stellt den CEO und einen Aufsichtsrat und dürfte in dieser Konstellation langfristig für weiteres Wachstum sorgen. Wer nicht dem günstigsten Kaufkurs nachjagt, kann sich mit Fuchs Petrolub ein solides Langfristinvestment mit erfreulicher Dividendenentwicklung ins Depot holen, das über mehrere Jahre Freude machen sollte.
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In diesem Artikel erwähnt:

DE0005790430 FPE3

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