„Frontier Markets“ locken mit Outperformance bei geringerem Risiko

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 07.05.2013
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Aktionärsbrief

Nach Definition von Standard & Poor‘s handelt es sich bei Frontier Markets um kleinere Volkswirtschaften oder weniger entwickelte Kapitalmärkte, als das bei den weitläufi g bekannten Schwellenmärkten bzw. „Emerging Markets“ der Fall ist. Mit anderen Worten: Frontier Markets sind die Emerging Markets der Zukunft. Wie bei den Schwellenmärkten auch rekrutieren sich die Grenzmärkte vor allem aus Ländern aus Asien, dem Nahen Osten, Südamerika und Afrika.


Neben den Emerging Markets ziehen auch schon die Frontier Markets in bemerkenswertem Umfang Kapital an. Nach Berechnungen von Morningstar sammelten Investmentfonds, die in Emerging und Frontier Markets investieren, im gesamten vergangenen Jahr und in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres bereits Anlagegelder in Höhe von knapp 90 Mrd. $ ein.


Grenzmärkte sind zum einen wegen ihres überproportionalen Wachstums attraktiv. So rechnet Barings damit, dass die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten bis 2017 in Ländern wie etwa dem Irak bei 8,5 %, Ghana bei 7,8 %, Katar bei 7,6 % und Nigeria bei 6,5 % liegen werden. Afrika nimmt dabei eine Sonderrolle ein. So rechnet der IWF damit, dass sich in den kommenden fünf Jahren unter den 20 am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften insgesamt 12 Länder aus Afrika befinden. Goldman Sachs teilt diesen Optimismus für Afrika und sieht dort nach einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 5 % p. a. künftig sogar ein Wachstumspotenzial von 7 %. Im Vergleich dazu dürfte die europäische Wirtschaft in den kommenden Jahren nach einer Schätzung von Barings durchschnittlich gerade mal bei 1,6 % liegen. Die Prognose für die G7-Länder liegt mit 2,2 % p. a. nur unwesentlich höher.


Das überproportionale Wachstum der Frontier Markets schlägt sich auch in einer Outperformance der dortigen Aktienmärkte nieder. Während der „MSCI Emerging Markets“-Index im 1. Quartal 2013 gerade mal 1,6 % zugelegt hat, ist der „MSCI Frontier Markets“-Index im selben Zeitraum um 8,2 % gestiegen.


Die bessere Performance wird nicht mit einem höheren Risiko erkauft. Im Gegenteil: Investments in Grenzmärkte helfen, das Risiko des Gesamtportfolios zu reduzieren. Das liegt an der niedrigen Korrelation mit den Aktienmärkten der Schwellen- und Industrieländer. So weist der MSCI Frontier Markets im Vergleich zum MSCI World lediglich einen Korrelationskoeffi zienten von 0,49 auf (1= exakt gleichlaufend, 0=keinerlei Zusammenhang). Zum MSCI Europe liegt die Korrelation bei 0,48, und im Vergleich zum MSCI North America liegt er mit 0,44 sogar noch ein Stückchen niedriger.


Für Privatanleger sind Investments in Grenzmärkten nur schwer zu realisieren. Das liegt nicht nur an den hohen Kosten, sondern auch an den schwer verfügbaren Informationen. Eine praktikablere Möglichkeit bieten da schon aktiv gemanagte Investmentfonds. Welche Produkte stehen hier zur Auswahl?


• Der SICAV New Emerging Market Eq (ISIN: LU0304976862) verdient es, an erster Stelle genannt zu werden. Der von der Bankinvest Group aufgelegte und von Hans-Henrik Skov und James Bannan gemanagte Fonds investiert mit 35 % den Löwenanteil seines Kapitals in afrikanische Aktienmärkte. Aktien aus dem Nahen Osten sind mit 29 % vertreten, während asiatische Werte noch 20 % ausmachen. Die Performance des Fonds kann sich sehen lassen: Im vergangenen Jahr erzielten die beiden Fondsmanager eine Wertsteigerung von 35,9 %. Auf einen Zeitraum von drei Jahren betrug die durchschnittliche Rendite 11,7 %, womit der Fonds unter allen verfügbaren Produkten bisher am besten abgeschnitten hat. Diesen Erfolg erkauft sich der Anleger allerdings auch mit einem etwas höheren Risiko, liegt doch die Standardabweichung mit 12,3 % etwas höher als bei den Konkurrenzprodukten. Auch mit einer Gesamtkostenquote liegt man mit 2,87 % eher am oberen Ende der branchenüblichen Spanne.


• Der HSBC Global Investment Funds Frontier Markets A Acc (ISIN: LU0666199749) liegt auf einem guten zweiten Platz. Mit einer Gewichtung von 34,7 % bilden hier Aktien aus dem Nahen Osten den Anlageschwerpunkt. Afrika folgt mit 20 %, während asiatische Aktien mit 18,1 % vertreten sind. Mit einer Einjahresperformance von 25,6 % liegt man deutlich unter der des SICAV-Fonds (35,1 %). Die Wertentwicklung auf Sicht von drei Jahren liegt mit 9,3 % p.a. ebenfalls niedriger. Allerdings fällt mit einer Standardabweichung von 10,7 % auch das Risiko niedriger aus. Last but not least fällt auch die Gesamtkostenquote mit 2,17 % ein gutes Stück kleiner aus.


• Zu erwähnen ist noch der Templeton Frontier Markets A USD Acc (ISIN: LU0390136736). Im vergangenen Jahr hat der Fonds mit 22,2 % fast genauso viel verdient wie das Produkt von HSBC (22,5 %), allerdings hinkt man sowohl mit der Einjahres- als auch mit der Dreijahres-Performance deutlich hinterher. Zudem liegt die Standardabweichung mit 11,6 % höher als beim HSBC-Fonds, ebenso wie die Gesamtkostenquote von 2,57 %.


• Der Sarasin EmergingSar - New Frontiers A (ISIN: LU0096560650) weist mit einer Standardabweichung von 8,8 % das mit Abstand geringste Risiko auf. Das erkauft sich der Anleger aber mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Wertentwicklung und einer Gesamtkostenquote, die mit 3,30 % die höchste aller vorgestellten Frontier-Market-Produkte ist. Somit ist der Fonds keine echte Alternative.


Fazit: Wer in Frontier Markets investieren möchte, kommt am SICAV New Emerging Market- Fonds nicht vorbei. Die deutlich überdurchschnittliche Rendite rechtfertigt auf jeden Fall die leicht überdurchschnittliche Gesamtkostenquote. Wegen des im Vergleich mit den anderen Produkten überdurchschnittlichen Risikos sollten Anleger aber gute Nerven mitbringen (im Krisenjahr 2008 hat der Fonds 60 % verloren!). Wer etwas besser schlafen möchte, ist beim HSBC Global Investment Funds Frontier Markets besser aufgehoben.

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