Fairchild Semiconductor International Inc. Traditionsreiches Unternehmen aus der Chipbranche

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 04.11.2015
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Heibel-Ticker Börsenbrief

Heute hat die Aktie der Fairchild Semiconductor die Abstimmung zur Wunschanalyse gewonnen. Die Gesellschaft gehört zu den traditionsreichsten Unternehmen aus der Chipbranche überhaupt. Umso interessanter, dass ausgerechnet dem deutschen Chipkonzern Infineon Interesse an einer Übernahme nachgesagt wird. Schauen wir uns gemeinsam an, worin für Infineon der Reiz einer solchen Übernahme liegen könnte.


KLEINES UNTERNEHMENSPROFIL

Bei Fairchild Semiconductor handelt es sich um einen im US-amerikanischen San José beheimateten Halbleiterproduzenten. Das Unternehmen wurde bereits 1957 gegründet, dann aber 1979 von Schlumberger geschluckt und anschließend mehrfach weiter veräußert.

Nach dem Neustart des Unternehmens im Jahr 1997 kam es zunächst zur Übernahme der Halbleitersparte des US-Rüstungskonzerns Raytheon. 1999 erfolgte schließlich der Börsengang an der NASDAQ. Zuletzt hat sich das Unternehmen selbst zum Verkauf gestellt, neben Infineon hat auch ON Semiconductor Interesse an einer Übernahme signalisiert.


KLEINE UNTERNEHMENSGESCHICHTE

Die erste Gründung des Unternehmens im Jahr 1957 erfolgte durch acht Ingenieure des Shockley Semiconductor Laboratory, die später als „Traitorous Eight" (zu deutsch: „Die verräterischen Acht") bekannt wurden. Finanziert wurde die Gründung mit finanzieller Unterstützung in Höhe von 1,5 Mio. US-Dollar durch Sherman Mills Fairchild von Fairchild Camera and Instruments, weshalb man eine Tochergesellschaft von dessen Konzern wurde.

1958 gelang es Robert Noyce auf Basis der von Fairchild selbst entwickelten Planartechnik den ersten monolithisch gefertigten integrierten Schaltkreis herzustellen. Die erstmalige Platzierung von Dioden, Transistoren und Widerständen auf einem Silizium-Substrat, kurz „Chip" genannt, legte somit den Grundstein für die Entwicklung einer ganz neuen Branche, die bis heute die Welt verändert: die Chipindustrie.

Nachdem Fairchild eine ganze Zeit lang den Markt mit seiner Diode-Transistor-Logik dominierte, etablierte sich Texas Instruments mit seiner Transistor-Transistor-Logik zunehmend als größter Konkurrent. 1976 konterte man noch einmal mit der Vorstellung der weltweit ersten Spielekonsole Channel F, verlor aber auch dort im Kampf gegen Atari. So kaufte Schlumberger das Unternehmen im Jahr 1979, womit dessen Geschichte vorerst endete.

DREI GRÜNDER, DIE UNSERE WELT VERÄNDERTEN

Interessant sind an dieser Stelle besonders die drei Mitgründer Eugene Kleiner, Gordon Moore und eben Robert Noyce. Noyce gilt neben Jack Kirby, wie bereits erwähnt, als Erfinder der integrierten Schaltung. Er war nicht nur Mitgründer von Fairchild Semiconductor, sondern auch einer der Gründer von AMD. Sein Spitzname lautete „The Mayor of Silicon Valley" (zu Deutsch: „Der Bürgermeister des Silicon Valley").

Gordon Moore ist hingegen einer der Mitgründer von Intel und Urheber des Moore'schen Gesetzes. Dieses besagt, dass sich die Anzahl der elektronischen Bauteile einer integrierten Schaltung jedes Jahr verdoppelt. Obwohl es im Wesentlichen bis heute gilt, hat man es inzwischen auf die Verdopplung der Prozessorleistung alle 18 Monate vereinfacht.

Eugene Kleiner dagegen gehörte zu den Mitgründern der Venture Capital-Gesellschaft Kleiner Perkins, heute Kleiner Perkins Caufield & Byers (KPCB). Diese war beispielsweise beteiligt an den Gründungen von Amazon.com, AOL, Citrix Systems, Electronic Arts, Genentech, Google, Intuit, Juniper Networks, Netscape, Sun Microsystems, Symantec, Verisign oder auch Zynga und gilt heute als eine der ersten Adressen im Silicon Valley.


HEUTIGE PRODUKTPALETTE

Fairchild Semiconductor konzentriert sich in erster Linie auf die Entwicklung, Produktion und Vermarktung sogenannter Leistungshalbleiter. Dabei handelt es sich um Chips, die speziell für hohe Spannungen und Ströme konzipiert sind und beispielsweise in der Automobilindustrie, beim Cloud Computing, in Drohnen, im Mobilfunk sowie in Servern zum Einsatz kommen. In erster Linie werden diese Chips dabei in der Steuerungselektronik sowie für das Power Management benötigt.


UMSATZ- UND GEWINNENTWICKLUNG

Die Umsatzentwicklung des Unternehmens ist leider weniger von Wachstum als vielmehr von Stagnation geprägt – und Stillstand ist Rückschritt, gerade in der dynamischen Chipbranche. So reduzierte sich bspw. der Umsatz des Unternehmens von 2012 nach 2013 um 500.000 US-Dollar. Zugleich brach jedoch der Gewinn je Aktie um 79% von 0,19 auf nur noch 0,04 US-Dollar ein.

Diese Entwicklung deutet ganz klar darauf hin, dass eine gewisse Basisnachfrage nach den Chips von Fairchild Semiconductor vorhanden ist. Allerdings schafft es das Management der Gesellschaft einfach nicht neue Branchentrends frühzeitig zu erkennen und auf diese aufzuspringen. So erklärt sich das fehlende Wachstum, obwohl der Konzern mit seinen Produkten ja durchaus interessante Wachstumsmärkte adressiert.

2014 gelang dem Unternehmen dann auch eine leichte Umsatzsteigerung um knapp 2% auf gut 1,43 Mrd. US-Dollar. Allerdings rutschte man gleichzeitig deutlich in die roten Zahlen und verzeichnete einen Verlust je Aktie in Höhe von 0,29 US-Dollar.


AKTUELLE UMSATZ- UND GEWINNERWARTUNGEN

In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2015 erzielte Fairchild Semiconductor einen Umsatz von gut 1,05 Mrd. US-Dollar (-4%) bei einem Verlust je Aktie von 0,07 US-Dollar. Für das Gesamtjahr ist daher nun mit einem Umsatz von nur noch rund 1,38 Mrd. US-Dollar (-3,7%) bei einem Verlust je Aktie von 0,22 US-Dollar zu rechnen. Auch für 2016 und 2017 sind weder beim Umsatz noch beim Gewinn je Aktie große Sprünge nach oben zu erwarten.

Im besten Fall würde der Konzern in 2017 wohl einen Umsatz von knapp 1,5 Mrd. US-Dollar bei einem etwa ausgeglichenen Ergebnis je Aktie schaffen. Zurzeit zahlt das Unternehmen keine Dividende, und dies ist auch in Zukunft nicht zu erwarten.


FUNDAMENTALE BEWERTUNG

Auf Basis der vorliegenden Geschäftszahlen wird die Aktie aktuell mit einem KUV von ca. 1,48 bewertet, ein KGV gibt es aufgrund der zuletzt ausgewiesenen Verluste leider nicht. Dies ist im Peer Group Vergleich auf den ersten Blick eigentlich recht günstig.

So weist bspw. Branchenführer Texas Instruments ein KUV von ca. 4,5 auf, und selbst die deutsche Infineon wird gegenwärtig mit einem KUV von deutlich über 3 bedacht. Allerdings gibt es mit der aktuell kriselnden STMicroelectronics auch einen Konkurrenten, der zurzeit nur mit einem KUV von nur 0,87 bewertet wird. Vor diesem Hintergrund halte ich die gegenwärtige Bewertung der Aktie für nicht günstig.


BIETERKAMPF ZWISCHEN INFINEON UND ON SEMICONDUCTOR EHER UNWAHRSCHEINLICH

Die Aktie dümpelte in den letzten Jahren größtenteils zwischen 10,00 und 15,00 US-Dollar. Bis Mitte Mai diesen Jahres zog sie dann – getrieben von aufkeimenden Übernahmespekulationen – auf deutlich über 20,00 US-Dollar an. Doch als es kurzfristig zu keinem Übernahmeangebot kam, fiel die Aktie schnell wieder unter 13,00 US-Dollar zurück.

Erst als dann Mitte Oktober bekannt wurde, dass die Gesellschaft die US-Investmentbank Goldman Sachs engagiert hat und sich selbst zum Verkauf anbietet, ging es wieder deutlich aufwärts. Sofort wurde von Anlegern spekuliert, dass Infineon doch der ideale Käufer wäre. Kürzlich meldete Bloomberg dann, dass sowohl ON Semiconductor als auch Infineon Kaufangebote abgegeben hätten und Infineon mit seinem Kaufangebot vorne liegen würde.

Der von Infineon gebotene Übernahmepreis sollte m.E. jedoch nicht allzu weit über dem aktuellen Kursniveau liegen, sodass man aus diesem Grund nicht auf weiter steigende Kurse spekulieren sollte. Anders könnte es jedoch aussehen, wenn ON Semiconductor nachlegt und es hier zu einem Bieterkampf zwischen den beiden Interessenten käme. Dies ist zwar prinzipiell möglich, ich erachte dies jedoch als eher unwahrscheinlich. Denn dafür ist die Produktpalette von Fairchild Semiconductor einfach zu schwach und die Bewertung der Aktie bereits zu ambitioniert.

Mit dem Kauf von Fairchild Semiconductor möchte Infineon die eigene führende Position im Markt für Leistungshalbleiter weiter festigen. Daher dürfte es im Zuge der Akquisition zu einer deutlichen Straffung der Produktpalette bei Fairchild kommen, um so deren Bewertung auf das Niveau von Infineon anzuheben. Angesichts der damit einhergehenden Umsatzeinbußen lässt sich ein Kaufpreis über 2,5 Mrd. US-Dollar (entspricht 21,65 US-Dollar je Aktie) nicht mehr rechtfertigen.


FAZIT: EINE AKTIE, DIE MAN JETZT NICHT KAUFEN SOLLTE

Von der fundamentalen Bewertung her erscheint mir die Aktie zurzeit ziemlich ausgereizt. Denn dem Konzern geht es schon längere Zeit nicht gut, sodass sich die aktuelle Bewertung der Aktie nur noch durch das erwartete Übernahmeangebot erklären lässt. Platzt die Übernahme noch, droht der Aktie m.E. ein deutlicher Rücksetzer in Richtung 12,50 US-Dollar.

Wer die Aktie schon hat, kann sie halten. Denn ich erwarte ein Übernahmeangebot im Bereich von 20,00 US-Dollar durch Infineon, das am Ende erfolgreich sein sollte. Wer die Aktie noch nicht hat, sollte sie jetzt aber nicht kaufen. Denn angesichts einer Chance von ca. 12% nach oben bei einem Risiko von rund 30% nach unten ist das Chance/Risiko-Verhältnis dafür einfach zu schlecht.
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