ETCs und ETFs - Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Veröffentlicht am 08.06.2009

Wenn von ETFs, Exchange Traded Funds, die Rede ist, dann werden oft im gleichen Atemzug ETCs, Exchange Traded Commodities, genannt. Denn beide Instrumente werden häufig von denselben Anbietern aufgelegt und an denselben Börsensegmenten gehandelt. ETFs und ETCs weisen viele Gemeinsamkeiten, wie z.B. einen liquiden Handel und niedrige Gebühren auf. Doch es gibt auch einige wichtige Unterschiede, über die sich Anleger im Klaren sein sollten.


Im Jahr 2003 wurde der erste ETC auf Gold von dem Londoner Anbieter ETF Securities in Australien und Großbritannien aufgelegt. Ende 2006 wurden ETCs in Deutschland im elektronischen Xetra-Handel eingeführt. Später folgten die Handelsplattform Scoach und eine Reihe von Regionalbörsen wie München und Stuttgart. Seitdem haben Anleger in Deutschland über ETCs, die einzelne Rohstoffe und Rohstoffkörbe abbilden, Zugriff auf eine umfassende Palette in Euro gehandelter Rohstoffe.


Merkmale von ETCs

ETCs sind unbefristete besicherte Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten. Die Besicherung kann bei Edelmetallen durch physische Hinterlegung erfolgen. Dabei werden beispielsweise Goldbarren im Namen des Emittenten treuhändisch verwahrt. Bei den meisten anderen Rohstoffen jedoch, bei denen eine physische Hinterlegung nicht sinnvoll ist, wie z.B. bei Agrarprodukten, sind entsprechende Terminkontrakte eines Kontrahenten hinterlegt. Zusätzlich können die Terminkontrakte nochmals mit Kreditsicherheiten wie Staatsanleihen besichert werden. Die wichtigsten Emittenten von ETCs auf dem deutschen Markt sind ETF Securities, die Société Générale-Tochter Lyxor, die Deutsche Börse Commodities GmbH sowie seit kurzem Source, ein Joint Venture der Bank of America, Merrill Lynch, Goldman Sachs und Morgan Stanley. Wie bei ETFs sorgen Designated Sponsors jederzeit für Liquidität bei den Papieren, sodass sie sich vergleichbar mit Aktien handeln lassen. Hierbei sind auch Limits und Orderzusätze wie Stop-Loss etc. möglich. Ebenso wie ETFs sind ETCs transparente und kostengünstige Produkte. Die jährlichen Verwaltungsgebühren liegen zumeist unter 1%. Inzwischen gibt es eine große Auswahl an ETCs. Allein der Anbieter ETF Securities bietet weit über 100 ETCs. Es gibt ETCs auf verschiedene Rohstoffkörbe, Edel- und Industriemetalle, Energieträger und die verschiedensten Agrarrohstoffe. Dazu gibt es mittlerweile auch schon gehebelte ETCs und Short-Produkte. Damit kann der Anleger mit ETCs sein Portfolio diversifizieren, Renditechancen durch Hebel erhöhen und sich durch Short-Positionen absichern.


Eine Frage der Sicherheit

Obwohl ETCs vieles mit ETFs gemein haben und zuweilen sogar einfach als „Rohstoff- ETFs“ bezeichnet werden, gibt es dennoch einen wichtigen Unterschied: Als Fonds sind ETFs Sondervermögen, während ETCs Schuldverschreibungen darstellen. Damit besteht bei ETCs theoretisch ein Emittentenrisiko. Für den Fall der Insolvenz eines Emittenten sind die ETFs als Sondervermögen vor Ansprüchen Dritter geschützt. Schuldverschreibungen sind dagegen prinzipiell nicht vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt. Die Forderungen der Inhaber von ETCs sind hier gleichrangig mit denen aller anderen Gläubiger. Daher suchen Emittenten zumindest bei physisch hinterlegten ETCs durch treuhändische Verwahrung der Vermögenswerte den Zugriff Dritter von vorneherein auszuschließen. Bei ETCs, die mit Terminkontrakten besichert sind, kommt ein Kontrahentenrisiko hinzu. Dass dieses nicht nur theoretisch besteht, zeigt der Fall des US-Versicherungsriesen AIG, einem der größten Kontrahenten für Futures und Kreditderivate. Im Oktober 2008 wurde an der Londoner Börse die Kursfeststellung für 113 ETCs von ETF Securities, die auf Kontrakten von AIG basierten, für einige Tage eingestellt. AIG war durch die Finanzkrise in Schwierigkeiten geraten und von mehreren Ratingagenturen herabgestuft worden. Nach dem Bail-Out der US-Regierung für AIG beruhigte sich die Lage wieder, und der Handel wurde wieder aufgenommen. Zwischenzeitlich besichert jedoch ETF Securities Kontrakte von AIG zusätzlich mit Rentenpapieren höchster Bonität, sodass der Emittent das Kontrahentenrisiko praktisch ausgeschaltet hat.


Fazit:

Viele der Vorteile von ETFs findet der Anleger auch bei ETCs wieder: liquider und komfortabler Handel, Transparenz und niedrige Gebühren. Allerdings handelt es sich bei ETCs um Schuldverschreibungen, bei denen ein Emittentenrisiko bestehen kann. Aufgrund ihrer Transparenz, ihrer guten Handelbarkeit und dem großen Abdeckungsgrad an handelbaren Rohstoffen sind sie aber tatsächlich zu einer echten Alternative zu Zertifikaten geworden.

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