„Digital Health“ bleibt ein dynamischer Wachstumsmarkt

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 27.04.2016
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Aktionärsbrief

Eine eher spielerische Anwendungsmöglichkeit sind die gerade boomenden Fitnessarmbänder. Die smarten Uhren werden sowohl von etablierten Konzernen wie Samsung, Apple, Google oder Garmin, aber auch von Newcomern wie FitBit angeboten. Die smarten Geräte ermitteln die Herzfrequenz oder aber über GPS-Satelliten die gefahrene oder gelaufene Strecke. Sportbegeisterte können so z. B. den Kalorienverbrauch ermitteln oder aber anhand des durchschnittlichen Pulsschlags ihren allgemeinen Fitnesszustand einschätzen. Die ermittelten Daten werden bisher zumeist auch nur lokal ausgewertet. Die Chance besteht aber in der zentralisierten Auswertung dieser Daten. Daran haben natürlich nicht nur Unternehmen wie Alphabet/Google Interesse, sondern beispielsweise auch Krankenkassen. Denkbar wären günstige Versicherungstarife für Menschen, die bereit sind, sich regelmäßig körperlich zu betätigen. Einen ähnlichen Ansatz gibt es bereits im KfZ-Bereich für Kunden, die bereit sind, ihre Fahrweise aufzuzeichnen und vom Versicherungsunternehmen auswerten zu lassen. All diese Anwendungsmöglichkeiten lassen sich unter dem „Internet der Dinge“ subsumieren.


Die Zukunft des Gesundheitssystems liegt in der Digitalisierung. Der Sektor hat diese Entwicklung und die enormen, daraus resultierenden Chancen bisher aber größtenteils verschlafen. Echte Bewegung ist erst in die Thematik gekommen, als innovative Newcomer wie FitBit die Branche aufgemischt haben. Dabei ist längst nicht mehr nur der reine Sport- und Wellnessbereich das ausgemachte Ziel, sondern verstärkt auch die Diagnostik und die Überwachung von Patienten. Darin liegt für die Zukunft ein enormes Potenzial. Doch als Einzelkämpfer können die jungen Spezialisten diese Aufgabe nicht erfüllen. Sie können lediglich das IT-mäßige Rüstzeug anbieten. Ohne das Fachwissen aus der Gesundheitsbranche sind sie aber aufgeschmissen. Aber diese Abhängigkeit besteht wechselseitig. So versteht sich die Gesundheitsbranche nicht auf das Sammeln und die Verarbeitung von Daten, um daraus letztlich zielführende Informationen zu gewinnen. Deshalb sind Partnerschaften unerlässlich. So kooperiert beispielsweise Alphabet bereits mit Novartis und Sanofi , um neue permanente Überwachungslösungen für Diabetes-Patienten zu entwickeln. Aber Alphabet hat noch mehr im Sinn. So hat man eigens eine Life-Science-Sparte gegründet, um auch den Diagnostikmarkt bearbeiten zu können. Zusammen mit einem bisher ungenannten Partner entwickelt man eine Technologie, um Gene in Echtzeit entschlüsseln zu können. Damit greift Alphabet beispielsweise Roche an, die in der Labordiagnostik ganz vorne mitspielen. Aber Roche bekommt gleich von zwei Seiten Gegenwind.

Das US-Unternehmen ILLUMINA (927 079; 139,82 $) arbeitet an einem Bluttest zur frühzeitigen Erkennung aller möglichen krebsverursachenden Genmutationen. Dafür hat man im Januar extra die Tochtergesellschaft Grail gegründet. Der Zeitplan ist eng: Bis 2019 soll das Verfahren entwickelt werden, mit dem dann alle vermeintlich gesunden Menschen generell auf die Gefahr einer Krebserkrankung untersucht werden können. Sollte dieser ambitionierte Zeitplan tatsächlich aufgehen, gerieten auch Anbieter bildgebender Diagnostik wie Siemens oder Philips unter Zugzwang. Doch Illumina könnte mit einem Erfolg nicht nur den Verkauf eigener Geräte ankurbeln. Die Technologie generiert eine Vielzahl zusätzlicher Daten, mit der Rückschlüsse auf alternative Behandlungsansätze gezogen werden können. Diese Daten könnte Illumina an Pharmakonzerne verkaufen. Das hat auch bereits Roche erkannt: Durch die Akquisition von Krebsdatenplattformen, wie z. B. Foundation Medicine, versucht man ebenfalls Zugang zu solchen Daten zu bekommen. So vielversprechend das Geschäft Illuminas auch sein mag, ist die Aktie doch recht riskant. Die Bewertung ist mit einem KGV von 34 per 2017 im Branchenvergleich überdurchschnittlich hoch. Die Gefahr von Kursrückschlägen ist also evident.

Die Aktien von CERNER (892 807; 57,74 $) sind attraktiver. Das ebenfalls aus den USA stammende Unternehmen beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Entwicklung von Software und integrierten IT-Systemen für Krankenhäuser oder Arztpraxen. Dabei soll die Vernetzung aller Gesundheitsorganisationen dafür sorgen, dass alle wichtigen Daten zur richtigen Zeit und im richtigen Kontext entlang der gesamten Versorgungskette des Patienten verfügbar sind. Cerner ist mit rund 22.500 Mitarbeitern in über 30 Ländern vertreten. Das Unternehmen wird in den kommenden drei Jahren mit durchschnittlich 20 % p. a. überdurchschnittlich schnell wachsen. Die Aktie ist mit einem KGV von 18 für das kommende Jahr eher moderat bewertet und weist ein hohes Kurspotenzial auf.

MEDTRONIC (A14 M2J; 79,19 $) bietet sich vor allem für konservative Anleger an. Das Unternehmen wurde bereits 1949 gegründet und ist in Dublin ansässig. Es gehört zu den bereits etablierten Unternehmen im Medizintechnikbereich. Medtronic verfügt über langjährige Erfahrungen in der Entwicklung von Herz- und Diabetesgeräten. Bei beiden Bereichen bietet sich zukünftig eine digitale Vernetzung an, was z. B. eine Fernüberwachung von Patienten ermöglicht. Medtronic investiert verstärkt in diesen Bereich und kann bereits marktgängige Lösungen anbieten. Das Unternehmen wächst mit prozentual hohen einstelligen Raten und ist mit einem KGV von 15 verhältnismäßig günstig bewertet. Darüber hinaus winkt eine Dividendenrendite von 2,2 %.

LIFEWATCH (811 189; 12,65 CHF) hat sich auf die Auswertung von Daten von Fernüberwachungsgeräten für Herzpatienten spezialisiert. Das Schweizer Unternehmen will zukünftig aber auch in anderen Bereichen aktiv werden. Derzeit wird LifeWatch allerdings von einem Schadensersatzfall belastet, weshalb man nun sogar das Kapital erhöhen muss. Vor Steuern ist das Unternehmen seit drei Jahren defi zitär. Die Aktie bietet hohe Chancen, aber auch sehr hohe Risiken.

YPSOMED (A0B 8VP; 143,60 CHF) stellt Insulinstifte her. Diabetes ist ein dynamisch wachsender Markt, was wir im „Aktionärsbrief“ wiederholt thematisiert hatten. Das erst 2003 gegründete Unternehmen weist ein überdurchschnittlich hohes Wachstum auf, allerdings ist die Aktie mit einem KGV von 32 per 2017 auch recht teuer. Ypsomed setzt seit 2015 mittels einer Kooperation zu dem norwegischen Elektronikunternehmen Thinfi lm auf die Entwicklung intelligenter Insulinstifte. Wegen der deutlich komfortableren Anwendung erhöht sich die Motivation zur Einhaltung der empfohlenen Medikation zu einem bestimmten Zeitpunkt, was den Behandlungserfolg erhöht.
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