Die Zinswende - und wie Sie darauf reagieren sollten

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 03.07.2013
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Aktionärsbrief

Ihre wichtigste Erkenntnis sollte lauten: Zinswenden nach oben sind gut für die Aktienmärkte. Die Logik dahinter ist klar. Steigende Zinsen über die nächsten ein bis zwei Jahre bedeuten zugleich fallende Anleihenkurse. Damit werden Rentenfonds unattraktiv. Da die Trendwende bei den Zinsen eine extrem niedrige Ausgangsbasis hat, ist die Aktie die einzige logische Alternative. Aber:


Temporäre Korrekturen in Erwartung einer restriktiveren Geldpolitik sind üblich. Historisch betrachtet reichen diese bis zu 15 % von den Top-Niveaus. 1994 und 2004 sind typische Beispiele dafür. Diese „Taucher“ werden auch als „Mid-Cycle Correction“ bezeichnet. In der Vergangenheit war es in der Regel so, dass nach Beendigung einer solchen Korrektur defensive Titel (Versorger, Nahrungsmittelhersteller, Telekommunikation und Pharmawerte) zu relativer Schwäche, offensivere Werte wie Zykliker (Industriewerte), Technologie und Finanzwerte zu relativer Stärke neigten. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:

Zinswenden gehen stets mit einer Stabilisierung der Konjunktur einher. In den USA ist das bereits an den aktuellen Daten deutlich sichtbar. Die Fed rechnet in ihrem jüngsten Ausblick mit einem BIP-Wachstum zwischen 3 und 3,5 % in 2014. Die Grafik auf Seite 1 (Reaktion auf steigende Zinsen) aus der Vorwoche zeigt deutlich, welche Branchen in solch einer Phase das Rennen machen. Gold gehört dazu leider nicht. Wer sein Depot ausschließlich defensiv aufgestellt hat, sollte also über Umschichtungen in den nächsten Wochen ernsthaft nachdenken. Dabei geht es nicht um einen Radikalumbau (Trendinvestments wie Nestlé dürfen im Depot bleiben), aber um das richtige Verhältnis (40 % defensiv, 60 % offensiv).

Den Anteil an Investments in Schwellenländern haben wir in unserem Kuchen auf Seite 1 von 10 auf 5 % reduziert. Zwar glauben wir langfristig auch weiterhin an ein überdurchschnittliches Wachstum dieser Länder. Klar aber ist: Zinswenden sind kurzfristig ein echtes Problem. Carry-Trades werden im großen Stil rückabgewickelt, da die Währungen gegen den Dollar schwach werden. Es kommt zu signifikanten Kapitalabflüssen. Das Phänomen wird als „Sudden Stop“ bezeichnet. Am stärksten gefährdet sind hier Länder wie Brasilien, Mexiko, Südafrika und die Türkei. Aber auch Länder wie Polen oder Ungarn, wo der ausländische Anleihenbesitz im Verhältnis zu den Devisenreserven (vgl. Grafik Rand) sehr hoch ist, gelten als gefährdet. China ist davon weniger betroffen, kämpft aber mit den faulen Krediten im eigenen Bankensystem.

Nicht unproblematisch sind auch die wieder in Mode gekommenen Immobilienfonds. Hier dürften sich in den letzten Monaten schöne Gewinne aufgetürmt haben. Steigende Zinsen mögen solche Fonds aber weniger. Auch hier gibt es eine Faustformel: Zieht die Rendite von Bundesanleihen um einen Prozentpunkt an, also z. B. von 1,8 auf 2,8 %, geben Immobilienfonds im Schnitt um 10 bis 20 % nach. Diese Regel hat ihre Gültigkeit in der längeren Vergangenheit in einem Zinsumfeld zwischen 2 und 6 % immer wieder bewiesen. Einen Vorgeschmack gab es bereits in der Schweiz. Nur 10 Basispunkte Zinsanstieg innerhalb von einer Woche kosteten Schweizer Immobilienfonds bereits 3 % an Kursverlust. Teilweise liegen die Notierungen aber immer noch bis zu 30 % über den inneren Werten. Weitere Verluste sind vorprogrammiert.

IT-Aktien sind die mit Abstand beste Wette nach der Beendigung eines Zinszyklus. Die historische Performance 12 Monate nach dem Ende eines solchen Zyklus liegt im Schnitt bei 35 %. In diesem Zeitraum steigen die IT-Budgets der Unternehmen signifi kant an. Der Netzwerkspezialist CISCO SYSTEMS (WKN: 878 841; 24,05 $) hat mit seinen letzten Quartalszahlen bereits einen Richtungswink gegeben und erwartet über die nächsten Quartale ein dynamisches Wachstum. Ein um Barmittel bereinigtes KGV von 8,5 ist für Cisco eigentlich ein Witz. Wir hatten den Wert in den letzten Wochen ausführlich besprochen. Cisco sollte unter den großen Standardwerten der Profiteur Nummer 1 der Zinswende werden.

• ACCENTURE (WKN: A0Y AQA; 72,12 $) - ein exzellenter IT-Wert zu einem günstigen Preis. Das Unternehmen ist eine IT-Consulting-Gesellschaft mit Fokus auf Technologie- und Outsourcing-Dienstleistungen. 261.000 Mitarbeiter beraten Kunden in über 120 Ländern. Seit Mitte 2002 hat die Aktie ca. 320 % an Wert gewonnen, während der S&P 500 nur um 60 % zugelegt hat. Der Gewinn je Aktie wuchs im gleichen Zeitraum um 226 %. Damit hat Accenture Jahr für Jahr vergleichbaren Unternehmen wie IBM oder Cognizant Technology die Rücklichter gezeigt. Zuletzt kam die Aktie unter Druck. Zwar stieg der Nettogewinn im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres um 18 % auf 1,21 $ je Aktie. Dafür wurde die Umsatzprognose für das laufende Jahr von 5 bis 8 % Wachstum auf 4 % zurückgenommen. Der Gewinn je Aktie wird bei rund 4,22 $ statt 4,24 bis 4,32 $ gesehen. Die aktuelle Korrektur bietet eine gute Einstiegsmöglichkeit. Das KGV per 2013/14 liegt bei etwa 16. Fazit: Für ein Unternehmen, das in den letzten 5 Jahren seinen Gewinn je Aktie im Schnitt um 14 % gesteigert hat, ist das nicht viel.
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