Die USA arbeiten sich stringent aus der Krise heraus und in die neue (alte) Rolle als Leitwolf der Weltkonjunktur hinein

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 12.04.2012
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Frankfurter Börsenbrief

Dies ist eine Frage der Dynamik, aber vor allem auch eine der Größe. Denn mit einer Wirtschaftsleistung von etwa 14,6 Billionen Dollar sind die USA allein etwa so stark wie China (5,9 Billionen Dollar), Japan (5,5 Billionen Dollar) und Deutschland (etwa 3,3 Billionen Dollar) zusammengerechnet.


 

Anders ausgedrückt: Ein US-Wachstum von 2,5 % entspricht im realwirtschaftlichen Gewicht etwa 6,2 % Wachstum in China, ca. 6,6 % in Japan und sogar etwa 11 % Wachstum in Deutschland. Während China seine eigene Thematik (Ausbalancierung der Wirtschaft), Japan seine eigene Story (Wiederaufbau) und Deutschland mit seiner Exportstärke einen weiterhin starken Aufhänger haben, ergibt sich die wahre Konjunkturdynamik in den USA als globaler Frühzykliker, dem letztlich die breite Masse folgen wird. Schlaglichter dazu:

Der Obama Jobs Act hat das Zeug für eine maßgebliche Dynamisierung im US-Konjunkturrahmen. Natürlich ist dies zumindest teilweise auch WahlkampfGetöse, aber man sollte es nicht allein darauf reduzieren. Der Arbeitsmarkt ist eine erkannte Schwachstelle (sowohl in der US-Regierung als auch in der Notenbank). Das vorgelegte Programm hätte auch aus einer „republikanischen Feder“ kommen können. Nach Planung des Präsidenten soll die Steuerbelastung in Bezug auf die ersten 5 Mio. Dollar Lohnsumme halbiert werden. Klingt unspektakulär, hieße aber eine Entlastung für etwa 98 % aller amerikanischen Unternehmen. Also eine Maßnahme mit einer extremen Breitenwirkung besonders im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen. Bei Neuanstellungen und Lohnerhöhungen könnte sogar ein „Tax-Holiday“ installiert werden, also eine vollständige Steuerbefreiung. Bei Einstellung von Langzeitarbeitslosen winkt eine Steuergutschrift von 4.000 Dollar. Die Lohnsteuerentlastung von Arbeitnehmern soll verlängert werden, was etwa 160 Mio. Amerikanern zugute kommen dürfte und für die typische Familie eine Entlastung von 1.500 Dollar bedeutet. Außerdem ist vorgesehen, dass noch mehr Menschen das gegenwärtig sehr niedrige Zinsniveau (von etwa 4 %) für eine Umfinanzierung von Hypotheken nutzen können. Effekt für den typischen Familienhaushalt etwa 2.000 Dollar pro Jahr. Das würde die Entschuldung der privaten Haushalte weiter erleichtern. Schon jetzt sind die Zinszahlungen der Haushalte für Schulden (natürlich auch dank des niedrigen Zinsniveaus) in Relation zum Einkommen auf den niedrigsten Stand seit 1994 gesunken. Für die Entschuldung und das Deleveraging des privaten Sektors ist das eine enorme Erleichterung.

Um Investitionen anzukurbeln, soll die steuerliche Abzugsfähigkeit von Investitionen zu 100 % in das Jahr 2012 übernommen werden. Angesichts der gigantischen Liquiditätsbestände amerikanischer Unternehmen könnte man meinen, dass diese sich mit Investitionen weitgehend zurückhalten. Aber das ist ein Trugschluss. Die Kapitalinvestitionen der Unternehmen im S&P 500 erreichten im vierten Quartal 2011 sogar ein neues Rekordhoch. Die USA befinden sich also gewissermaßen in einer „Re-Industrialisierung“ mit einer großen Bandbreite positiver Effekte. Dazu gehört perspektivisch zusammen mit der strategischen Wende zu einem Öl-/ Gas-Exporteur eine wichtige Entlastung der amerikanischen Leistungsbilanz. Hierin liegt eine wichtige Bestimmungsgröße für den US-Dollar. Dazu gehört aber auch das Innovationstempo. Der verarbeitende Sektor steht in den USA für etwa drei Viertel der Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Etwa 9 von 10 Patenten entfallen auf diesen Sektor, was man so im Glitzerlicht des Silicon Valley vielleicht nicht erwarten würde.

Der US-Immobilienmarkt wird zu einem psychologischen Entlastungsfaktor. Der Boom der Jahre 2003 bis 2007 ermöglichte den Hausbesitzern, etwa 2,2 Billionen Dollar durch eine Refinanzierung von Hypotheken herauszuziehen. Dieser Entlastungsfaktor ist mehr oder weniger weggefallen mit der Preiskorrektur, die auch immer noch nicht voll abgearbeitet ist. Aber es gibt Hoffnungsschimmer: Beispielsweise zogen die Baugenehmigungen im Februar so stark an wie seit gut drei Jahren nicht mehr. Die Fallgeschwindigkeit der Immobilienpreise scheint abzunehmen. Inzwischen wittern Anleger Chancen darin, Immobilien zu erwerben und diese dann zu vermieten. Nach Angaben des Maklerverbandes NAR zogen derartige Investitionen im letzten Jahr schon um fast zwei Drittel an. Dies deutet an, dass das Verhältnis von Chance zu Risiko ausgeglichener wird. Jede zusätzliche Nachfrage indes entlastet den Gesamtmarkt. 

 

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