Die Schuldenproblematik ist wieder hochinfektiös geworden
Richtig entspannt konnte man bezüglich der Schuldenkrise in der Eurozone in den vergangenen anderthalb Jahren nicht mehr sein, aber immerhin ist es in den vergangenen Monaten gelungen, den Schwelbrand auf drei verhältnismäßig kleine Mitgliedsstaaten einzudämmen.
Seitdem aber bekannt geworden ist, dass mit Griechenland einer der drei Quarantäne-Patienten zurück auf die Intensivstation verlegt werden muss, hat sich wieder vermehrt Unsicherheit eingeschlichen. Dass es auch in Spanien nicht rund läuft, hat zu einer weiteren Verschärfung geführt. Aber die nun heftig aufgeflammten Probleme in Italien haben die europäische Schuldenkrise auf ein neues Qualitätsniveau gehievt.
Die Märkte haben heftig auf die Meldungen aus Italien reagiert. Zum Wochenbeginn ging es steil bergab mit den Aktienkursen. Der DAX beispielsweise hat im Verlauf des Dienstags zeitweise sogar die Marke von 7.000 Punkten unterschritten. Naturgemäß besonders deutlich sind die Reaktionen in Italien ausgefallen. Bei den Aktien gehörten Banken wie Intesa Sanpaolo oder Unicredit zu den Hauptverlierern. Auch mit italienischen Staatsanleihen ging es steil bergab, während die Rendite zehnjähriger Papiere mit 5,74 % das höchste Niveau seit 2001 erreicht hat. Der Spread für italienische Anleihen legte sprunghaft auf rund 300 Basispunkte zu.
Aber auch auf der anderen Seite des Atlantiks bereitet die Schuldenproblematik tiefe Sorgenfalten. Kann US-Präsident Obama nicht schnell einen Kompromiss zwischen Demokraten und Republikanern herbeiführen, der es ermöglicht, die Schuldenobergrenze anzuheben, müssen die Vereinigten Staaten Anfang August ihre Zahlungsunfähigkeit bekanntgeben. Dass man es soweit kommen lässt, halten wir aber für extrem unwahrscheinlich. Seit der Einführung des Schuldenlimits 1917 durch den „Second Liberty Bond Act“ ist das Limit bisher 74 Mal angehoben worden. Allein in den vergangenen zehn Jahren ist die Schuldenobergrenze von 5,95 auf 14,29 Billionen US-Dollar mehr als verdoppelt worden. Die 75. Anhebung dürfte schon bald folgen.
Auch der US-Arbeitsmarkt hat negative Schwingungen ausgesandt. Im Juni wurden netto gerade mal 18.000 neue Stellen geschaffen, was der niedrigste Wert seit September 2010 ist. Ökonomen hatten dagegen mit einem Anstieg von 80.000 gerechnet. Die Arbeitslosenquote, die von 9,1 auf 9,2 % gestiegen ist, war unverändert erwartet worden. Damit scheint sich zu bewahrheiten, dass sich der Stellenaufbau in den USA schon wieder verlangsamt, ohne überhaupt in eine nachhaltig dynamische Wachstumsphase eingetreten zu sein, wie es beispielsweise in Deutschland der Fall war.
Fazit: Die Wolken verdunkeln sich an den Märkten weiter. Während das Problem der US-Schuldenobergrenze kurzfristig lösbar erscheint, haben die Probleme in Italien eine weitaus größere Brisanz, insbesondere in Kombination mit einer Verschärfung der Schwierigkeiten in Spanien.