Die saisonalen Muster der Märkte

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 24.09.2014
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Aktionärsbrief

Bekannterweise bewegen sich die Märkte nicht in jeder Zeit des Jahres gleich, sondern weisen bestimmte Auffälligkeiten auf. Auch wenn das mittlerweile über einen langen Zeitraum statistisch zweifelsfrei nachgewiesen und belegt ist, sind die Ursachen dafür bisher nicht vollständig erforscht.


Gut erklärbar sind allerdings die Turbulenzen, in die die Aktienmärkte ab dem Frühsommer regelmäßig geraten. Nachdem im 2. Quartal reichlich Dividenden geflossen und reinvestiert worden sind, fehlen in den darauffolgenden Monaten dann die Anschlusskäufe. Viele Anleger ziehen sich wegen der mangelnden Liquidität über den Sommer ganz von der Börse zurück. Sommerzeit ist Urlaubszeit, weshalb viele Marktteilnehmer nicht am Geschehen teilnehmen und entsprechend die Umsätze erodieren. Das macht den Markt anfällig. Die griffigste Börsenregel, die dieses Phänomen beschreibt, dürfte wohl jedem Börsianer bekannt sein: „Sell in may and go away“. Nicht ganz so bekannt dürfte dagegen folgende Weisheit sein: „But remember to come back in September“. In der Tat ist im langjährigen Durchschnitt der September der schwächste Börsenmonat des Jahres, weshalb ein Wiedereinstieg zu diesem Zeitpunkt eine gute Ausgangslage bietet. Aus eigenen Beobachtungen wissen wir, dass der Markt meistens allerdings erst in der ersten Oktoberhälfte wieder nachhaltig nach oben dreht, weshalb man spätestens in der zweiten Oktoberwoche wieder investiert sein sollte. In den USA hat sich der Dreh nach oben nach einem schwachen Herbst als „Halloween-Effekt“ etabliert.

Die saisonalen Muster sind durch zahlreiche Studien empirisch belegt. Nach einer Studie von Goldman Sachs fallen die Börsengewinne im Zeitraum von November bis April deutlich höher aus als im Zeitraum von Mai bis Oktober. Der Herbst ist die kritischste Phase des Jahres, während der September mit einem durchschnittlichen Minus von 2 % der schlechteste Monat des Jahres ist. Dagegen konnten Anleger im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre eine Rendite von rund 3 % erzielen, womit er der einträglichste Börsenmonat des Jahres ist. Niederländischen Erhebungen zufolge haben deutsche Aktien seit 1965 im Zeitraum von November bis April einen Wertzuwachs von durchschnittlich 6,4 % erzielt. In den Sommermonaten war dagegen in den vergangenen 39 Jahren ein Verlust von durchschnittlich 0,2 % zu beklagen.

Ausnahmen bestätigen die Regel. So lässt sich der Halloween-Effekt nicht in jedem Jahr nachweisen. Es gibt immer mal wieder Jahre, in denen sich der Markt atypisch verhält. So haben Anleger, die sich in den Jahren 2010 und 2012 vor dem Sommer von der Börse verabschiedet haben, den größten Teil der darauffolgenden Rally verpasst. Dennoch erzielen Strategien, die sich den saisonalen Rhythmus der Märkte zunutze machen, auf lange Sicht eine nicht unerhebliche Überrendite. Dieser Tatsache haben sich auch die Emittenten von Zertifikaten angenommen:

• Bereits seit dem Jahr 2000 gibt es das DAX-Plus Seasonal-Strategy-Indexzertifikat (ISIN: NL000196301). Es wurde seinerzeit von der ABN Amro emittiert, die mittlerweile zur Royal Bank of Scotland gehört. Das Papier hat sich in den letzten Jahren höchst erfolgreich entwickelt, aber leider hat die Emittentin Anfang August den Primärmarkt eingestellt. Das Zertifi kat kann in Frankfurt und Stuttgart zwar immer noch gehandelt werden, allerdings richtet sich der Kurs alleine nach Angebot- und Nachfrage, muss also nicht mehr die eigentliche Wertentwicklung der zugrundliegenden Strategie widerspiegeln. Ein Kauf ist deshalb nicht empfehlenswert.

• Gleiches gilt leider auch für das 2005 aufgelegte Alpha-Deutschland-Zertifikat (WKN: ABN 2GB). Auch hier hat die Emittentin RBS den Primärmarkt geschlossen. Wie auch die HypoVereinsbank beim Europa-Saison-Indexzertifikat auf den EuroStoxx 50 (WKN: HV1 A2N).

• Eine Alternative wäre das Dax-On/Off-Strategie-Zertifikat (WKN: UBS 1EM) der UBS. Das Papier versucht sich auf der Basis festgelegter Regeln wiederkehrende Kalendereffekte zunutze zu machen. Vier Handelstage vor jedem Monatsende wird das Anlegerkapital in den DAX investiert. Drei Handelstage nach dem Monatsbeginn verkauft die UBS die entsprechenden Positionen wieder zum Schlusskurs. In jedem Monat hält man also gerade mal sieben Tage lang eine Longposition auf den DAX. An den anderen Tagen investiert man das Kapital am Geldmarkt zum Eonia-Zinssatz. Zumindest in den vergangenen Monaten war diese Strategie aber nicht erfolgreich. Während der DAX in den letzten 12 Monaten um 13,8 % gestiegen ist, hat der Kurs des Zertifi kats einen Wertverlust von 5,7 % erlitten. Derzeit gibt es keine Gründe, dass sich die bisher unbefriedigende Performance der zugrundeliegenden Strategie auf absehbare Zeit ins Gegenteil verkehrt.

Fazit: Auch wenn die saisonale Strategie erwiesenermaßen langfristig erfolgreich ist, gibt es derzeit keine empfehlenswerten Themenzertifikate. Über die Gründe, warum die Emittenten den Primärmarkt für die - bis dahin erfolgreichen - Zertifi kate geschlossen haben, kann man nur spekulieren. Auffällig ist, dass die Papiere seit Anfang August nicht mehr aktiv verkauft werden. Es ist naheliegend, dass das mit dem dynamischen Abwärtssog des DAX Ende Juli im Zusammenhang steht. Die sprunghaft angestiegene Volatilität hat wahrscheinlich die Handelsaktivitäten durcheinandergewirbelt, mit der die Saisonstrategie abgebildet wird und somit das Risiko für die Emittenten derart ansteigen lassen, dass sie vorsichtshalber die Notbremse gezogen haben. Da das Thema aber auch weiterhin interessant bleibt und sich die Marktentwicklung mittlerweile deutlich beruhigt hat, ist kurzfristig damit zu rechnen, dass die Emittenten wieder mit entsprechenden neuen Produkten an den Markt gehen werden. Sobald es attraktive Neuemissionen in diesem Bereich gibt, werden wir sie an dieser Stelle vorstellen.
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