Die Perspektive für Druckmaschinenhersteller und ihre Zulieferer hat sich deutlich aufgehellt
Viele Jahre lang hatte der Schwerpunkt auf dem Markt für Printmedien gelegen. Die immer populärer werdenden Onlinemedien haben dieser Entwicklung aber schließlich das Wasser abgegraben. Die Finanzkrise tat ihr übriges, so dass sich viele Branchenvertreter in massiven Existenznöten befanden. Wichtig für das Überleben war, sich neu zu erfi nden. Kein leichtes Unterfangen auf einem Markt, der sich so lange Zeit schwerpunktmäßig nach den Bedürfnissen der Printmedien ausgerichtet hatte. Massive Kostensenkungen gingen einher mit neuen Schwerpunkten im Produktportfolio. Doch die Anstrengungen tragen mittlerweile Früchte. Die Branche kann es sich mittlerweile wieder leisten, zuversichtlicher in die Zukunft zu schauen. Grund genug für das Bankhaus Lampe, die Branche in Deutschland im Rahmen einer Studie einmal näher zu beleuchten.
In der Druckindustrie geht der Trend hin zu immer kleineren, individuelleren oder sogar personalisierten Drucksachen. Damit geraten Digitaldruckmaschinen verstärkt ins Visier. Auf der einen Seite sind sie weniger leistungsfähig, was Ausstoß und Druckqualität betrifft, aber auf der anderen Seite ist ihre deutlich höhere Flexibilität das Pfund, mit dem sie wuchern können. Bisher macht der Digitaldruck zwar nur weniger als 10 % des gesamten Marktes aus, aber der Bereich befindet sich im Wachstumsmodus. Es wird trotzdem noch lange dauern, bis der Digitaldruck dem klassischen Analogdruck den Rang abgelaufen hat.
Bankhaus Lampe rechnet damit, dass der weltweite Druckmarkt in den nächsten Jahren mit 2 % p. a. wachsen wird. Als Wachstumstreiber erweist sich hier der Verpackungsdruck, dessen Wachstum auf 4 bis 4,5 % taxiert wird. Der Digitaldruck dürfte - wenn auch von einem verhältnismäßig niedrigen Niveau aus - die höchsten Wachstumsraten erzielen. Darüber hinaus steckt auch im Flexodruck viel Potenzial. Dabei handelt es sich um ein bei Verpackungen sehr verbreitetes Foliendruckverfahren. Der Marktanteil des klassischen Offsetdrucks dürfte aber abnehmen.
Die Analysten vom Bankhaus Lampe begrüßen, dass Heidelberger Druck und Koenig & Bauer ihr Produktportfolio um digitale Druckmaschinen erweitert haben. Das wird vor allem als langfristig wichtiger Schritt angesehen. Kurz- und mittelfristiges Potenzial sieht man dagegen in den bereits erfolgten oder noch geplanten Kostensenkungsmaßnahmen. Potenzial erwächst aber auch aus der derzeit soliden Nachfrage nach analogen Druckverfahren.
Aktien von deutschen Branchenvertretern haben sich in den letzten Jahren wechselhaft entwickelt: HEIDELBERGER DRUCK (731 400; 2,38 €) hat sich von dem Absturz 2007 bis 2009 bisher kaum erholen können. Es folgte eine lange Bodenbildungsphase. Erst zuletzt kam etwas Musik in die Kursentwicklung, als das Unternehmen vermelden konnte, dass man 2015 in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt ist. Heidelberger Druck hat die Kosten reduziert und das Produktportfolio bereinigt. Bankhaus Lampe sieht die Ergänzung der Angebotspalette um mehrere Digitaldruckmaschinen sogar als „Meilenstein“ an. Man erwartet weitere Ergebnisverbesserungen in den nächsten Jahren. Zudem hält man Akquisitionen im Bereich der Verbrauchsmaterialien für wahrscheinlich. Die Gewinnschätzungen für das laufende Geschäftsjahr hat man um 11 % und für das kommende Geschäftsjahr um 8 % erhöht. Das Kursziel haben die Analysten von 2,40 € auf 2,60 € angehoben.
KOENIG & BAUER hat dagegen in den vergangenen Jahren eine furiose Aufholjagd hinter sich gebracht. Der Kurs hat sich seit Ende 2014 fast vervierfacht und nach Bekanntgabe der letzten Zahlen sogar ein neues Allzeithoch erklommen. Bankhaus Lampe rechnet für 2016 mit einer deutlichen Gewinnsteigerung. Das Orderbuch ist prall gefüllt, zudem ist die Margenqualität hoch. Die bisherigen Gewinnschätzungen hält man für zu konservativ. Deshalb hat man die Gewinnschätzung für dieses und nächstes Jahr um 10 % bzw. um 25 % erhöht. Die Gewinnschätzung für 2018 wurde allerdings um 11 % reduziert.
TECHNOTRANS (A0X YGA; 16,05 €) ist das perfekte Beispiel dafür, wie sich ein Unternehmen neu erfinden kann. Das lässt sich auch am Aktienkurs ablesen, der sich seit Ende 2014 fast verdoppelt hat. Ursprünglich war das Unternehmen ausschließlich als Zulieferer für die Druckindustrie tätig. Man war mutig genug, in der Krise der Druckindustrie auch eine Chance zu sehen und hat Anstrengungen unternommen, seine Kernkompetenzen auch in Branchen einzusetzen, die mit der Druckindustrie nichts zu tun haben (siehe AK 46.14 und 12.15). Das Bankhaus Lampe sieht für die kommenden Jahre wegen der zunehmenden Erschließung von Kundengruppen außerhalb der Druckindustrie weiterhin dynamisches Wachstum. Viele Projekte außerhalb des Druckbereichs befänden sich zwar noch in einem frühen Stadium, hätten aber Potenzial. Wie z. B. Kühlsysteme für Batterien, die in Bussen und Bahnen verwendet werden oder auch Kühlsysteme für Scanner in der Medizintechnik und der Sicherheitsindustrie. Die Gewinnschätzungen für dieses und nächstes Jahr wurden leicht erhöht, die für 2018 dagegen marginal gesenkt. Das Votum bleibt aber bei „Kaufen“, ebenso wie das Kursziel weiterhin 20 € lautet.
Fazit: Bei Koenig & Bauer hatten wir bereits zur Halbierung der Position geraten. Bleiben Sie in der verbleibenden Position investiert, ziehen aber das Stop-Loss-Limit peu à peu nach. Heidelberger Druck bleibt dagegen weiterhin ein Kauf. Technotrans ist auf dem aktuell ermäßigten Niveau ebenfalls wieder ein Kauf.