Die Medien-Spekulation weiten wir international aus, sowohl in Europa als auch für die USA, da die Rahmenbedingungen die gleichen sind

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 28.04.2010
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Actien-Börse

Sie wissen: In kaum einer Branche zeigt sich die Erholung der Wirtschaftsaktivität so deutlich und direkt wie in den Medien. Sie umfasst Print und TV/Radio einerseits und das ganze Spektrum der Werbung andererseits. Beide Sektoren bedingen und forcieren sich auch gegenseitig, woraus Gewinntrends entstehen, in denen stets Überraschungen stecken.


Kann man die Spitzenkurse von einst (2007) als Maßstab nehmen? Wir haben sie in der nebenstehenden Tabelle vorsorglich ausgeführt. Die Differenzen bis zu diesen Spitzenkursen sind im Moment noch nicht mit zuverlässigen Gewinnschätzungen zu begründen. Aber: Selbst wenn nur die Hälfte dessen erreicht würde, was sich zumindest abzeichnet, rechtfertigt dies einen Ausbau. Selbst kleinere Medien-Titel wie TAMEDIA in Zürich ordnen wir diesem Sektor zu. Das durchschnittliche Erholungspotenzial schätzen wir mithin auf 50 bis 60 % für eine Laufzeit von über einem Jahr. Es ist ganz bewusst ein Mittelwert. Dabei dürfte das Potential in den Amerikanern das sehr wahrscheinlich noch größere sein. Wir unterscheiden zwischen den Trendinvestments und den Besonderheiten. Die Amerikaner gehören zu den ersteren, einige Europäer zu den letzteren. Die pikanteste Spekulation steckt in LAGARDÈRE. Die Familie Lagardère kontrolliert mit einem Kapitalanteil von 9,6 % den größten Medienkonzern im Nachbarland (unter anderem ParisMatch und ELLE nebst CANALPLUS bzw. Europe 1 etc.). Daneben hält LAGARDÈRE noch 7,5 % an EADS. Beides sammelte der Senior-Chef Jean-Luc Lagardère, der vor 7 Jahren verstarb. Der gegenwärtige Chef gilt als Playboy und darauf setzt eine bekannte Heuschrecke, Mr. Wyser-Pratte, der die Konstruktion der KGaA aushebeln möchte, was nun zu einem Politikum wird. Was schaut dabei heraus? Börsenwert aktuell 4,2 Mrd €. Eine Herausnahme des EADS-Paketes gilt als erster Schritt. Dieses Paket kann entweder nur der Staat erwerben oder andere befreundete französische Investoren. Eine wirklich effiziente Führung von LAGARDÈRE lässt verdoppelte Gewinne im operativen Bereich zu. Das ist allgemeine Ansicht und gut begründet. Aktuelles KGV nur 13 und wenn diese Gewinnverbesserung wirklich realistisch ist, ergäbe dies ein KGV um 7 bis 8. Der Kurs kommt von über 60 €, hatte sein Tief bei 20 € und liegt aktuell bei 32 €. Es ist eine Spekulation darauf, wie man ein Familienkonglomerat mit hohen Reserven gekonnt filetiert. SPRINGER erreicht einen Freefloat von demnächst 45 %. Wir waren vor einigen Wochen bereits neu in Position gegangen. Mit diesem Freefloat wird SPRINGER ein Kandidat für den DAX. Das bewirkt eine Höherbewertung um geschätzt 1 bis 1,4 Mrd € dadurch, dass SPRINGER dann mit internationalen Maßstäben gemessen werden kann, und zwar als einzige deutsche Medien-Aktie dieser Art. Würde man englische/amerikanische Maßstäbe anlegen, errechnet sich noch mehr. Denn das durchschnittliche KGV für Medien-Titel liegt deutlich über denjenigen anderer Sektoren. Auch hier geht es also darum: Sie spekulieren auf eine neue Rolle von SPRINGER an der deutschen Börse. Zusätzlicher Hintergrund: Eine publikumswirksame Börsennotiz von SPRINGER ist ein wesentlicher Vorteil für SPRINGER in Bezug auf seine Präsenz im Printmarkt. Noch spektakulärer ist ein Investment im englischen Medienmarkt. Bei WPP sind wir bereits investiert, Zwischengewinn knapp 26,5 %. Es ist die größte Werbeagentur der Welt. ITV ist das Pendant zu CBS in New York und/oder LAGARDÈRE in Paris bzw. PRO7SAT.1. Im gleichen Umfang, wie sich die englische Konjunktur erholt, ist ITV gewissermaßen automatisch dabei und profitiert insbesondere von den Werbebudgets der Markenartikler. Es ist damit eine englische Konjunkturwette. Auch hier sind die ehemaligen Spitzenkurse noch nicht hinlänglich zu beweisen, aber mit großer Wahrscheinlichkeit vorauszusagen. Hierbei gilt auch: Titel dieser Art sind stets zyklische Investments und keine langlaufenden Wachstumswerte. Damit stehen ITV und WPP auf einer sehr ähnlichen „Entwicklungsstufe“. Vorerst auf die Watchlist, aber möglicherweise kurzfristig in der kommenden Woche zu entscheiden wir die Einschätzung des Pay-TV. Im Mittelpunkt dieser Überlegungen steht ein einziger Name: Rupert Murdoch und damit SKY sowohl in London als auch in Frankfurt. Der Durchbruch im englischen TV ist gelungen. Es gibt eine hinreichend hohe Zahl von Kunden im Bezahlfernsehen. Noch ungenügend läuft das Werbegeschäft in diesem Sektor, doch hängt auch dies vom oben genannten Sachverhalt ab. Eine wesentliche Zunahme der Werbe- Einnahmen gilt mindestens als wahrscheinlich. Soweit England. Die kritische Größe im deutschen Bezahl-TV wird bei 4 bis 4,5 Mio echten Kunden gesehen. Diese Größe hat SKY Deutschland noch nicht erreicht. Damit ist SKY auf die Finanzhilfe des Großaktionärs angewiesen, seinem Durchhaltevermögen und auf die Frage, ob die Deutschen dieses TV-Angebot akzeptieren. Es ist also eine Wette auf genau diesen Sachverhalt. Denn davon hängt wiederum das Werbegeschäft ab. Erst dies bringt den Gewinn. Die Abo-Gebühren decken die Kosten zurzeit nicht. Wie konstruiert man eine solche Medien-Spekulation? Wir plädieren für folgende Gliederung: 40 % für die drei bekannten US-Werte CBS, NEW YORK TIMES und GANNETT. 20 % England mit WPP und/oder ITV, 10 % LAGARDÈRE und 15 % SPRINGER. Und der Rest? MEDIASET ist einer der rentabelsten Medienkonzerne Europas, hat aber einen nur begrenzt sympathischen Ruf. Großaktionär ist die Familie Berlusconi und damit tut sich der eine oder andere etwas schwer. Wir weniger und warten lediglich die nächsten Zahlen ab. Vorab schon mal die markttechnische Ausgangslage, siehe Chart. Last but noch least: Bei PRO7SAT.1 fahren wir mit 8,50 € mit und liegen zurzeit bei rd. 52 % Kursgewinn. Eine Aufstockung hängt von den nächsten Ergebnissen nebst Ausblick ab. Indes: Auch bei PRO7SAT1 wollen die Finanzinvestoren zielstrebig den höchstmöglichen Kurs für den Ausstieg nutzen. Darin liegt eine Kursperspektive, die sich schwer schätzen lässt.
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