Die europäische Schuldenthematik ist ein Mosaiksteinchen im langfristigen Trend von Gold.

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 09.06.2011
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Frankfurter Börsenbrief

Insgesamt ist derzeit festzuhalten, dass es ein bemerkenswertes Defizit gibt in Bezug auf politische Willenskraft und Führungsstärke. Dazu gehört das unglückliche Tauziehen um eine Erhöhung des US-Schuldenlimits und um einen langfristigen Plan für das Schuldenmanagement der USA. Die politische Führung innerhalb von Europa ist zerfranst, die einzelnen Regierungen scheinen primär nationale Interessen zu verfolgen.


 

Deutschland wäre prädestiniert für eine starke Führungsrolle, hat sich aber bisher nicht dazu durchringen können. Auch der IWF als wirtschaftliche Institution hat derzeit wenig zu einer konstruktiven Lösungsfindung beizutragen. Die EZB steht gewissermaßen zwischen den Stühlen und ist derzeit die Getriebene mit Risiken im eigenen Portfolio aber auch durch die hohe Liquiditätszufuhr für die Bankenszene gegen Sicherheiten, die bei einem Default Griechenlands teilweise fragwürdig würden. Doch dieser anspruchsvolle psychologische Rahmen ist nicht das einzige Argument für den langfristigen Preistrend für Gold. Nicht nur die Krise befeuert das Metall, sondern letztlich die Parameter Angebot und Nachfrage.

Der öffentliche Sektor hat an weiteren Goldverkäufen kein wesentliches Interesse. Im letzten Jahr war der Sektor rund um Notenbanken usw. erstmals seit mind. 10 Jahren netto gerechnet auf der Käuferseite mit 87 Tonnen. In diesem Jahr ging es munter weiter mit Käufen aus Mexiko, Russland, Bolivien. Der größte Hoffnungsträger ist sicherlich China mit einer Gewichtung von Gold bei den Reserven von lediglich etwa 1,6 %. Nur zum Vergleich: Im Euro-Raum macht Gold einen Anteil von etwa 60 % der Reserven aus, im Falle der USA sind es grob 74 %.

Überhaupt war China im ersten Quartal der wichtigste Nachfrager nach physischem Gold. Nach Angaben des World Gold Council erwarben chinesische Investoren im Auftaktquartal 93,5 Tonnen (in Form von Münzen, Barren und Medaillons). Gegenüber dem Vorquartal (!) war das eine Steigerung um 55 % und gegenüber dem entsprechenden Vorjahresvergleich sogar mehr als eine Verdoppelung. China ist also bei Goldmünzen und -Barren inzwischen sogar wichtiger als Indien. Ein Hintergrund liegt in der Sorge vor Inflation, was in Asien mitunter noch einen höheren Stellenwert hat als im „Westen“. In China betrug die Konsumentenpreis-Inflation im April 5,3 %. In Indien lag die Teuerung in jüngerer Zeit sogar bei etwa 9 %. Dazu kommt im Falle von China die Deregulierung des Goldmarktes. Die Zahl der Gold importierenden Banken sowie auch der spezialisierten „Gold Shops“ zog kräftig an. Schon im letzten Jahr hatte sich der Gold-Import Chinas (nach Angaben des GFMS) mehr als vervierfacht auf 245 Tonnen. Der Sturm geht indes munter weiter: Allein im ersten Trimester 2011 lag die Importmenge schon bei über 200 Tonnen. Wir haben es also mit einem sehr kraftvollen Trend zu tun.

Die klassische Minenproduktion wird dies nicht auffangen können. Diese lag im letzten Jahr gerade mal bei etwa 2.689 Tonnen (= Allzeithoch). Das entspricht beim aktuellen Goldpreis gerade mal einem Marktvolumen von grob 135 Mrd. Dollar! Daran können Sie schon ablesen, wie eng der Goldmarkt eigentlich ist. Je höher der Goldpreis steigt, umso eher lohnt sich der Abbau auch bei hohen Kosten. Doch selbst inkl. dieses Effektes lässt sich die Goldproduktion nicht wesentlich ausweiten. Vor etwa einer Dekade kostete der Abbau einer Unze Gold etwa 200 Dollar, im letzten Jahr erreichten die Förderkosten (gem. GFMS) etwa 857 Dollar je Unze. Lag das Investitionsvolumen der Minenunternehmen in Exploration im Jahr 2002 noch bei ca. 500 Mio. Dollar, so wurden daraus bis 2008 etwa 3 Mrd. Dollar. Doch selbst damit konnte keine nennenswerte Ausweitung der Produktion erzielt werden. Witterungsbedingte Rückschläge wie z.B. in Australien lassen sich anderweitig nicht nennenswert abfedern. 

 

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