Die EU diskreditiert sich mit ihrem Kasperle-Theater um Griechenland völlig

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 16.02.2010
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Aktionärsbrief

Als ob die desolate Haushaltslage Griechenlands nicht schon schlimm genug wäre, ist das Krisenmanagement der EU-Staaten eine Katastrophe. Es gibt keinen Plan, keine Führung, und was bisher gesagt wurde, ist so vage, daß es die Märkte nur noch nervöser macht. Eine schnelle Lösung ist hier nicht zu erwarten.


Allerdings: Verbindliche Aussagen zur Rettung Griechenlands bzw. zum grundsätzlichen Verhältnis der einzelnen EU-Staaten untereinander in diesen Fragen sind politisch sehr schwer zu erzielen. Gerade darin offenbart sich die extreme strukturelle Schwäche der EU, die seit Einführung des Euros verdrängt wurde. Diese strukturellen Defizite lassen sich ohne weiteres auch nicht beseitigen, weil der nötige politische Konsens dafür nur in sehr mühsamen Verhandlungen zu erzielen ist. Folglich: Die Anleihemärkte werden durch diese Entwicklung in zwei Hälften geteilt. Das Kapital flieht aus den schwachen Bonitäten (Portugal, Italien, Griechenland und Spanien) und schichtet tendenziell in die starken Bonitäten (Frankreich, Deutschland) um. Damit steigen die Zinsen der schwachen, während die der starken Staaten fallen. Jegliche Eskalation der Krise wird sich auch in erster Linie auf die Anleihemärkte fokussieren. Aber: Gelingt es den Aktienmärkten, sich von diesen Turbulenzen zu isolieren? Eine Belastung der Aktienmärkte ist nicht zwingend notwendig. Der einzige direkte Zusammenhang bestünde, wenn börsennotierte Banken wegen hoher Abschreibungen auf griechische Kredite oder Anleihen Probleme bekämen. Darüber hinaus besteht kein unmittelbarer Grund, warum die Aktienmärkte in den starken europäischen Staaten nachhaltig unter Druck geraten müssten. Darin liegt eine gewisse Chance, wenngleich sich ihre Wahrscheinlichkeit im Moment nur vage mit 40 % : 60 % schätzen läßt. Aber immerhin wäre das eine Perspektive. Der amerikanische Aktienmarkt bleibt von dieser Entwicklung weitestgehend unberührt. Auch darin liegt eine gewisse Perspektive, daß sich die Aktienmärkte stabiler verhalten als zunächst vermutet. Die Präferenz der Dollar-Anlagen, die sich auch in der Aufwertung der Währung spiegelt, bleibt also weiter bestehen. Krisen wie die Griechenland-Thematik folgen in dem Muster von Fieberschüben, die in kurzen Abständen aufeinander folgen. Dazwischen gibt es immer wieder Erholungen und Entspannungen. Steigert sich der Markt in die Griechenland-Spekulation hinein oder entstehen die ersten Kollateralschäden, steigt die Fieberkurve logischerweise an. Beendet würde sie erst durch eine klare verbindliche Aussage, die jegliche Spekulation erstickt. Fazit: In den nächsten Tagen und Wochen muß man Geduld üben und je nach Nachrichtenlage entscheiden. Eine klare Prognose ist im Umfeld politischer Entscheidungen immer schwer zu treffen, weil dieses Prozedere immer zu einem gewissen Grad unberechenbar bleibt. Folglich halten wir uns mit den Dispositionen weiter zurück und setzen die verfügbare Liquidität nur sehr sparsam für einzelne Neukäufe ein.
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