Die Energiewende geht in die nächste Runde

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 10.07.2013
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Mitte Juni haben BP und Statoil Studien veröffentlicht, die Aufschlüsse geben, wie sich die Energiemärkte in den kommenden Jahrzehnten entwickeln werden. Die wichtigsten Erkenntnisse des „BP Statistical Review of World Energy 2013“ und „Energy Perspectives towards 2040“:


1.) Die Energienachfrage nimmt weiter zu, wobei das Wachstum allerdings abnimmt. 2012 ist der weltweite Energieverbrauch um 1,8 % gestiegen, was deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre von 2,6 % liegt. 2011 hatte das Wachstum noch 2,4 % betragen. Der Grund für das nachlassende Wachstum ist zum einen im weltweit nachlassenden Wirtschaftswachstum zu suchen. Zum anderen haben sich viele Verbraucher aber auch auf die deutlich gestiegenen Preise eingestellt und gehen mittlerweile sparsamer mit Energie um. Statoil rechnet damit, dass sich bis 2014 das Nachfragewachstum auf 1,3 % p.a. weiter verlangsamt. Das geht zu einem großen Teil auf das Konto der weiter steigenden Energie-Effizienz, die bis 2040 nochmals um 35 % zulegen soll.

2.) Die Bedeutung der meisten fossilen Energieträger wird weiter sinken. Hatte der Anteil 2010 weltweit noch bei 81,1 % gelegen, soll er bis 2040 auf 72,5 % fallen. Öl ist mit einem Anteil von 33,1 % am gesamten Energiebedarf zwar immer noch der wichtigste Energieträger, aber bereits jetzt weist es mit 0,9 % die niedrigste Wachstumsrate bei den fossilen Energieträgern auf. Bis 2040 wird sich der Anteil des Rohöls am globalen Energiebedarf auf 25,8 % reduzieren. In den Industrieländern hat der Ölkonsum bereits seinen Höhepunkt überschritten. Weltweit wird das erst 2030 der Fall sein. Danach wird der Ölverbrauch sinken. Kohle war dagegen 2012 noch der fossile Energieträger mit dem größten Wachstum (2,5 %). Außer in China, wo Kohle auch 2040 noch der wichtigste Energieträger sein wird, wird die Kohle von anderen Energieträgern, vor allem von Gas, verdrängt werden.

Als einziger fossiler Energieträger wird Erdgas seinen Anteil ausbauen können. Statoil geht bis 2040 von einem durchschnittlichen Nachfragewachstum von 1,6 % p.a. aus. Vor allem wegen der großen Verfügbarkeit, der Einsatzmöglichkeiten und der umweltfreundlichen Eigenschaften wird Gas immer populärer. Vor allem die großen Schiefergasvorkommen in den USA sowie neue Fördertechniken wie das Horizontalbohren tragen zu der steigenden Popularität bei. Bereits 2030 wird Gas in den USA wichtigster Energieträger sein, in Europa dagegen erst 2040.

3.) Atomenergie ist der größte Verlierer. Ausschlaggebend war natürlich die Katastrophe im März 2011 in Fukushima. Japan hatte daraufhin alle Atomkraftwerke vom Netz genommen. Bisher haben erst wenige Reaktoren den Betrieb wieder aufgenommen. Belgien, Deutschland und die Schweiz nahmen die Katastrophe in Japan zum Anlass, komplett aus der Atomenergie auszusteigen. Andere Länder wie Frankreich oder Japan haben dagegen beschlossen, den Anteil von Atomenergie im Energiemix zu senken. Lediglich in Ländern mit vergleichsweise hohem Wirtschaftswachstum, wie Indien oder China, werden weiterhin neue Atomkraftwerke gebaut. Dennoch geht Statoil davon aus, dass der Marktanteil der Atomenergie an der weltweiten Stromproduktion von 13 % auf 11 % abnehmen wird.

4.) Erneuerbare Energien werden immer wichtiger. Hatte 2012 der Anteil an der weltweiten Stromproduktion noch bei 4,7 % gelegen, wird er laut Statoil bis 2040 in Europa auf knapp 28 %, in Nordamerika auf 19 % und in China auf 14,5 % zulegen. Vor allem Solar- und Windenergie werden starkes Wachstum zugetraut. In europäischen OECD-Staaten soll 2040 die Bedeutung von Energie aus Wind und Sonne doppelt so groß sein wie die von Wasserkraft.

Obwohl die Bedeutung von Gas wächst, gibt es hier Licht- und Schattenseiten. In den USA haben die riesigen Vorkommen im Schiefergestein zu einer wahren Gasschwemme geführt, die den Gaspreis haben abstürzen lassen. Viele Förderunternehmen verdienen deshalb kaum mehr ihre Produktionskosten, sodass Anleger diesen Bereich meiden sollten. Besser sieht es dagegen bei Unternehmen aus, die die Förderer beliefern. So sind die britische WEIR und die US-amerikanische GARDNER DENVER Weltmarktführer in Druckpumpen, die bei der Gasförderung benötigt werden. Die schweizerische BURCKHARDT

COMPRESSION dagegen ist einer der wichtigsten Hersteller von Turbokompressoren, die bei der Herstellung von Flüssiggas verwendet werden. Ebenfalls aus der Schweiz kommt SULZER, der weltweit zweitgrößte Hersteller von Pumpenlösungen für die Gasexploration und -förderung. Pipelines für den Gastransport werden von den kanadischen Unternehmen ENBRIDGE und TRANSCANADA gebaut. WASTE CONNECTIONS beschäftigt sich dagegen mit der umweltgerechten Aufbereitung und Entsorgung der Fracking-Flüssigkeit, mit der das Erdgas aus dem Schiefergestein gepumpt wird.

Auch der Bereich Wind- und Sonnenenergie zeigt Chancen und Risiken. Für die Herstellung von Windturbinen und Solarmodulen sind weltweit riesige Kapazitäten aufgebaut worden, die die Preise haben implodieren lassen. Der Preiskampf scheint jedoch den Höhepunkt überschritten zu haben. Beim spanischen Windturbinenhersteller GAMESA ist das Chance-/Risikoprofil mittlerweile wieder vielversprechend.

Dienstleister im Bereich regenerative Energien werden besonders profitieren. Die Technologie von ENERNOC trägt dazu bei, den je nach Wetterlage unregelmäßig anfallenden Wind- und Solarstrom ins Gleichgewicht mit der Nachfrage zu bringen, um so die Netzstabilität zu gewährleisten und Blackouts zu vermeiden.
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Lettertest Newsletter

Gratis Probeabos, Rabatt Couponaktionen
Newsletter Umschlag