Die angestiegene Risikoaversion bedeutet eine Bremswirkung für die „alte Welt“, also Europa und die USA

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 11.08.2011
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Frankfurter Börsenbrief

Indikativ ist, wie deutlich die aktuelle Wirtschaftserholung in den USA inkl. Arbeitsmarkt dem typischen Erholungsmuster nach vorherigen Rezessionen hinterherhinkt. Typischerweise (s. Chart) lag die Wirtschaftsleistung der USA grob 2 Jahre nach dem Tief der jeweiligen Rezession eher wieder um etwa 6 bis 12 % über dem vorherigen Peak der Wirtschaftsleistung.


 

Derzeit befindet sich die US Wirtschaft gerade mal in etwa auf Augenhöhe des vorherigen Hochs in der Wirtschaftsleistung und dies bei zunächst sogar eher negativen Vorzeichen, sei es im Bezug auf die Industrie (Einkaufsmanagerindex nur noch knapp im Wachstumsbereich) und zuletzt enttäuschenden Konsumausgaben, letztlich natürlich auch als eine Folge des chronisch schwachen Arbeitsmarktes. Eine solche Wachstumsschwäche nach einer Finanzkrise ist durchaus nicht ungewöhnlich und passt zum aktuellen Kontext:

Weder die Zwischenlösung im Bezug auf Griechenland noch die verunglückte Einigung im US-Schuldenstreit konnte die Märkte beruhigen, geschweige denn eine neue Wachstumsbasis formulieren. Ohne dieses private Kapital und eine wie auch immer geartete Turnaround-Story aber kann der Motor letztlich nicht ans Laufen gebracht werden, oder jedenfalls nicht schnell. Das ist nicht nur eine ökonomische, sondern auch eine psychologische Frage. Welcher Portfolio-Manager könnte jetzt großflächig auf Einkaufstour gehen bei italienischen oder spanischen Anleihen? Dafür hat die Krise der westlichen Politik einfach zu viel Vertrauensporzellan zerschlagen. Und den Märkten droht die thematische Zangenwirkung, dass bei einer Eskalation an diesen Bondmärkten nicht nur viel größere Hilfsprogramme induziert werden müssten, sondern gleichzeitig auch die Zahl der Länder für die Finanzierung solcher Auffanglösungen immer übersichtlicher wird. Letztlich ist wohl nur die EZB als Institution stark genug, hier einen echten Boden einzuziehen, aber dann wohl auch nicht mehr auf dem bestehenden Terrain der bisherigen Geldwertorientierung.

Zunächst ergibt sich aber mit dem psychologischen Korsett der Märkte eine zunächst wenig produktive Kapital-Verwendung. Geldmittel, die teils zu Zinssätzen unterhalb des Inflationsniveaus am deutschen oder auch am US-Anleihenmarkt geparkt sind, stehen letztlich nicht oder nur unzureichend für den Wirtschaftskreislauf zur Verfügung. Indikativ: Trotz weiterhin steigender Verschuldung in den USA wird bei Weitem nicht genügend Kapital verfügbar sein beim Ausbau der teils wirklich maroden Infrastruktur. Das bedeutet nicht nur weniger dringend benötigte Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft, sondern auch echte Mehrkosten und Investitionsbremsen für Unternehmen. Hätten Sie das gewusst? Eine Verzögerung von nur 5 Minuten pro Truck und Tag bedeutet für den Paketdienst UPS aufs Jahr gerechnet Mehrkosten von 100 Mio. Dollar.

Dieser Themenkreis gilt prinzipiell auch für den Aufbau von zusätzlichen Puffern und Kapitalpolstern für die Bankenszene. So richtig es auch ist, die Branche kapitalmäßig zu stärken und übermäßige Kredithebel im Geschäft abzubauen, so bedeuten größere Kapitalpuffer letztlich aber auch, dass schlicht weniger Kapital für die Kreditvergabe und damit für Investitionen zur Verfügung steht. Nach einer von Alan Greenspan angeführten Schätzung haben die Notenbanken über 1.600 Mrd. Dollar Einlagen als größtenteils ungenutztes Kapital und dies trotz Kreditnachfrage im Handel und der Industrie, teils sogar mit minimalem Risiko. Während das Kapital also in der Realwirtschaft echte Rendite erwirtschaften kann, schlummert eine Menge Kapital zu 0,25 % Zinsen weit unterhalb der Inflation. 

 

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