Die amerikanische Konjunktur lässt die Krise hinter sich und zeigt der Weltwirtschaft, wo es lang geht.
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
04.05.2010
Die Zahlen zum ersten Quartal bestätigen die bisherige Einschätzung der Kapitalmärkte, dass sich die amerikanische und damit wichtigste Konjunktur der Welt wieder dynamisch entwickelt. Das spiegelt sich auch in den Unternehmensdaten und in der Entwicklung der Währung wider. Im Einzelnen: Im ersten Quartal wuchs die US-Konjunktur mit einer Jahresrate von 3,2 %. Im Vergleich zum ersten Quartal 2009 lag man um 2,5 % höher.
Die Amerikaner projizieren aber immer das laufende Jahr für das Gesamtjahr, so dass die erste Zahl indikativer ist. Besonders erfreulich ist ein Zuwachs im privaten Konsum um 3,6 %, was doppelt so hoch ist wie im Quartal zuvor. Die zweite Stütze kommt über die Investitionen, die um 13,4 % stiegen. Natürlich sind in diesen Zahlen noch Effekte des riesigen Konjunkturpaketes enthalten. Sie werden in diesem Jahr auslaufen, aber die Struktur der Zahlen deutet darauf hin, dass die Amerikaner einen selbsttragenden Aufschwung erleben. So wie die Konjunkturpakete abklingen, reicht die Eigendynamik aus, um das wirtschaftliche Wachstum positiv steigen zu lassen. Der Handlungsspielraum, um die Defizite abzubauen, wird damit 2012 bis 2013 wesentlich größer. Das Gleiche gilt auch für die Entwicklung des Arbeitsmarktes, der bereits die positive Wende vollzogen hat. Damit werden die Amerikaner am schnellsten wieder ihre Defizite reduzieren können und die Krise hinter sich lassen. Dass der Dollar vor diesem Hintergrund steigt, ist logisch. Erst recht im Verhältnis zum Euro, aber auch gegenüber sämtlichen anderen Währungen. Dabei spielt das schrumpfende Leistungsbilanzdefizit eine große Rolle, denn die Amerikaner werden weiterhin weniger importieren.
Ein Leistungsbilanzüberschuss ist unwahrscheinlich, aber schon eine ausgeglichene Leistungsbilanz würde einen sehr festen Dollar mit sich bringen. Schön ist: Die US-Konjunktur zieht letztlich alle anderen mit. Die Dynamik der asiatischen Konjunkturen ist schön und wichtig, verblasst aber im Verhältnis zur US-Wirtschaft. Diese Größenordnung muss man sich stets richtig vor Augen halten. Fazit: Läuft die Konjunktur, laufen auch die Aktien. Das ist die simple Formel für die Markttendenz der nächsten 12 Monate. Dieser Aufschwung geht nämlich nicht an den Unternehmensgewinnen vorbei, sondern treibt sie zusätzlich an. Die Unternehmen profitieren von dem Aufschwung vollumfänglich, was eine höhere Bewertung ihrer Aktien fast zwangsläufig bedingt. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Anleihenmärkte wegen der hohen Verschuldung sämtlicher Industriestaaten im Moment in der Defensive sind. Wenn mit Anleihen nichts zu verdienen ist und Unternehmensgewinne steigen, fließt Kapital in Aktien. So einfach ist Börse!