Die Aktientendenz der nächsten drei Quartale hängt von der Wiederentdeckung der Aktie als Assetklasse generell ab
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
29.03.2010
Damit deutet sich die größte Kapitalumschichtung seit Ende der 90er Jahre an, die im Wesentlichen aus drei Gesichtspunkten heraus zwingend notwendig ist: Die Anleihemärkte haben ihre besten Zeiten gesehen. Dieses Urteil fällt der Chef von Pimco, dem weltgrößten Verwalter von Anleihefonds, der zum ersten Mal in seiner Geschichte beginnt, Aktienfonds nun aufzulegen.
Tatsächlich sitzen die institutionellen Anleger weltweit bis zur Oberkante Unterlippe in Anleihen und tragen dabei ein unproportional hohes Risiko im Verhältnis zur Verzinsung. Die deutschen Versicherer wiegeln zwar noch ab und wollen ihre Anleihequote unverändert lassen. Auch sie werden umdenken. Das Risiko in Anleihen ist sowohl was das Kursniveau als auch die Bonität der Emittenten angeht viel zu hoch, als dass es sich mittelfristig rechnen läßt. Die privaten Anleger sind in allem investiert außer Aktien. Sie sollen zwar alle privat für ihr Alter vorsorgen, verspekulieren aber ihr Kapital eigentlich, bevor sie die Rente erreichen. Das funktioniert so nicht. Seit ein bis zwei Quartalen gibt es erste Anzeichen, dass umgeschichtet wird und dass direkte Investments in Unternehmen präferiert werden. Anders läßt sich ein Vermögensaufbau auch mittel- bis langfristig nicht realisieren. Dass die Banken an diesen Investments nicht verdienen ist ein Problem, das noch gelöst werden muß. Blockieren können sie diesen Trend aber nicht. Aktien bieten derzeit die höchste Rendite bei geringstem Risiko.
Das ist historisch ungewöhnlich. Normalerweise steht der deutlich höheren Rendite - gemessen an Kursentwicklung oder Dividende - auch ein deutlicheres höheres unternehmerisches Risiko entgegen. Heute ist aber die Einschätzbarkeit und Bonität der Unternehmen wesentlich verlässlicher als die von staatlichen Schuldnern. Was früher als mündelsicher galt, ist heute mit einem Fragezeichen zu versehen, während die unternehmerische Dynamik ungewöhnlich hohe Stabilität aufweist. Eine verkehrte Welt, die aber sehr große Chancen bietet. Die Wiege jeder Aktienkultur liegt immer in den USA. Sie machen vor, was die Europäer und alle anderen 2-3 Jahre später nachmachen. Grundsätzlich wird in den USA nach jeder Finanz- und Schuldenkrise Fremd- durch Eigenkapital ersetzt, um möglichst schnell zu restrukturieren. So werden die Amerikaner immer am schnellsten ihre Schulden los, um wieder handlungsfähig zu werden. Traditionell haben die Amerikaner immer eine höhere Aktienquote, aber auch dort ist sie in den letzten Jahren leicht gesunken. Fazit: Der Trend zur Aktie hat längst begonnen. Am Anfang sind nur wenige dabei und erst später wird es zu einer erkennbaren Massenbewegung. Für uns ist relevant, welche Kursperspektive sich daraus ergibt. Mit einer nachhaltigen Umschichtung in die Aktienmärkte werden auch neue Bewertungsgrößen möglich. Gleichzeitig entstehen dabei neue Favoriten, denn nicht alle Aktien werden gleichmäßig profitieren. Das meiste Kapital fließt derzeit in große einschätzbare Titel, weswegen wir uns auch auf diese stärker fokussieren als auf die Indizes insgesamt.