Deutschland zeigte im letzten Jahr ein Wirtschaftswachstum von 3,0 %

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 12.01.2012
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Frankfurter Börsenbrief

So die jüngste Schätzung des statistischen Bundesamtes. Damit ist die deutsche Wirtschaftsleistung knapp mit dem doppelten Anstiegswinkel unterwegs gewesen, als die offizielle Regierungsprognose gegen Jahresanfang 2011 vorsah mit erwarteten 1,8 %. Betrachten sie die aktuelle Konjunkturskepsis ruhig durch diese Brille. Vor dem Hintergrund des japanischen Bebens und dem Nervthema Banken- und Schuldenkrise inkl. aller politischen Pleiten, Pech und Pannen ist die Entwicklung in Deutschland bemerkenswert und passt gut zum immer noch positiven Stimmungsbild der Unternehmen. Denn dort ist von Krise im letzten Jahr nicht viel zu sehen gewesen, was so manchem Vorstand hier und da sogar fast unheimlich vorgekommen sein dürfte.


 

Die deutlich vorsichtigeren Erwartungen federn das kurzfristige Risiko gut ab. Die Gewinnschätzung für den DAX in 2011 ist bereits von 665 auf 625 € eingedampft worden (s. Chart), für das laufende Jahr ist die Taxe sogar um knapp 100 € oder grob 13 % zurückgefahren worden, für 2013 sogar um mehr als 100 € „je DAX“. Zwar gab es in jüngerer Zeit einige vorsichtige Töne (z.B. Siemens) bzw. auch konkrete Warnungen (z.B. Software AG), doch das Gesamtbild dürfte durchaus konstruktiv ausfallen. Auch im Bezug auf Europa und die USA sind die Erwartungen bemerkenswert vorsichtig (s. dazu auch Seite 9). Für die Unternehmen des S&P500 hat sich die Erwartung der Gewinnsteigerung allein seit etwa Anfang Oktober grob halbiert. Unterstellt wird ein einstelliges Gewinnplus, womit eine immerhin acht Quartale in Folge andauernde Gewinnsträhne mit jeweils zweistelligen Anstiegsraten gebrochen wäre. Isoliert betrachtet scheint dies negativ aus markttechnischer Sicht ist ein solcher Erwartungsrahmen indes positiv und passt sehr gut zu der von uns bereits thematisierten Angst als Kletterwand für steigende Kurse. Bezogen auf den DAX: Gelingt der Ausbruch über 6.200/6.400 Punkte, dürfte der Anlagedruck für viele Gesellschaften sehr markant zunehmen. Bringen Sie sich entsprechend vorzeitig in Stellung. Etwas weiter gedacht:

Für die europäische Aktienbühne darf man sich den Dollar als interessante Determinante langsam auf den Radarschirm setzen. Ein großer Knackpunkt der Euro-Konstruktion war der Mangel, dass durch die Zentralisierung der Geldpolitik einzelne Länder die eigene Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr über eine Währungsabwertung dynamisieren konnten. Doch mit der hartnäckigen Schwäche des Euro ergibt sich diesmal auf die gesamte Eurozone bezogen der gleiche Effekt einer sukzessiven Verbesserung in der Wettbewerbsfähigkeit abseits schmerzlicher Sparmaßnahmen. Die Wirkung lässt sich zumindest schätzen: Nach einer groben Daumenregel bringt eine handelsgewichtete Abschwächung des Euro um 10 % einen Konjunktureffekt von knapp 1 % in der Wirtschaftsleistung und dies mit einem zeitlichen Versatz von etwa einem halben Jahr. Zwischenbilanz der Euro-Schwäche: Etwa 14 % in Relation zum Dollar allein seit Mai letzten Jahres, handelsgewichtet liegt das Minus bei ca. 8 %. Doch hier ist nicht Schluss: Allein bei einer Fortsetzung des akt. Trends wären Euro-Kurse um etwa 1,16 Dollar denkbar, womit der Euro allein seit dem 2011er Jahreshoch um etwa 22 % abgewertet hätte. Handelsgewichtet dürften es dann grob geschätzt 12 bis 13 % Euro-Abwertung sein. Das reißt das Konjunkturruder natürlich nicht herum, aber es bedeutet einen wichtigen Entlastungseffekt übrigens besonders für Deutschland (mit einem Exportanteil von etwa 50 der Wirtschaftsleistung. Aber auch Italien würde durch eine solche Abwertung substanziell profitieren (Exportanteil unter 30 %). 

 

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