Des einen Freud ist des anderen Leid

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 18.11.2009
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Frankfurter Börsenbrief

Die globale Konjunktur hat sich gefangen. In einer ganzen Reihe von Ländern sprechen die Einkaufsmanagerindizes eine klare Sprache. China ist gewissermaßen der Pacemaker, wo der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Oktober 55,2 Punkten betrug und damit komfortabel in der Wachstumszone rangierte. Die USA standen sogar noch besser da mit einem entsprechenden Einkäuferindex von 55,7 Punkten. Die Eurozone wirkt dagegen zwar etwas abgeschlagen mit 50,7 Punkten, aber zu erwarten ist, daß sich der Aufstieg ausgehend von China über die USA letztlich auch bis Europa durchschlagen wird. Über die Nachhaltigkeit ist damit noch nichts gesagt.


Denn ein großer Teil dieser Stabilisierung und Belebung findet auf dem der addiert etwa 3.000 Mrd. Dollar schweren staatlichen Förderung rund um den Globus statt. Ein Musterbeispiel für diese Betrachtung sind die USA, wo sich im jüngsten Quartal ein Wirtschaftswachstum von auf das Jahr hochgerechneten 3,5 % ergab. Hier ergab sich ein klarer Rückgang beim verfügbaren Einkommen, gleichwohl aber eine klare Ausweitung im Konsum. Maßgeblich befeuert wurden nämlich Anschaffungen von langlebigen Wirtschaftsgütern mit einem Anstieg von über 20 % mit dem deutlichen Rückenwind der amerikanischen Version der Abwrackprämie. Doch bei aller Normalisierung sollte man nicht aus den Augen verlieren, daß damit auch der warme Regen durch die Stützungsaktionen der Notenbanken immer mehr in Frage zu stellen ist. Damit rückt der Anleihenmarkt in das besondere Blickfeld.


Die Zinsmärkte haben weiterhin ein hohes Emissionsvolumen zu absorbieren. Allein bezogen auf die Eurozone und das laufende Jahr ist ein Emissionsvolumen von rd. 900 Mrd. € zu erwarten. Im kommenden Jahr dürften es sogar knapp 1.000 Mrd. € werden. Bezogen auf die USA ist für das Fiskaljahr ab Oktober ein Emissionsvolumen (an Treasuries) von 2.380 Mrd. Dollar zu erwarten nach etwa 1.810 Mrd. Dollar im Vorjahreszeitraum. Bisher ist der Markt mit dem hohen Volumen gut klargekommen, doch dies ist in hohem Maße auch das Resultat des sog. quantitative Easing, also einer aktiven Kaufpolitik der amerikanischen Notenbank.


Es geht nicht darum, die Zinszügel enger zu ziehen, wie das beispielsweise die Notenbanken von Australien und auch von Norwegen bereits exerzieren. Die Kapazitätsauslastungen in der Wirtschaft sind weiterhin so niedrig, daß ein verstärkter Inflationsschub zunächst nicht in unmittelbarer Sichtweite ist. Vielmehr aber geht es um die Frage, wie der Anleihenmarkt in seinen Normalmodus zurückfindet. Fällt nämlich die Fed als Käufer von Staatsanleihen aus, wird es wohl unweigerlich eine Normalisierung im Zinsniveau geben bzw. auch ein Auspendeln vom derzeit eindeutig „gedopten“ Niveau. Inkl. der Käufe durch die Fed gelang es, daß die Rendite bei den 10jährigen Treasuries seit der Ankündigung des Kaufprogramms im März 2009 um weniger als einen halben Prozentpunkt anzog und dies, obwohl die USA etwa 1,25 Billionen Dollar in diesem Zeitraum an Notes und Bonds emittierten (mehr als das Doppelte als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum). Damit hatte der USBondmarkt gewissermaßen einen „Bernanke-Put“, also eine Absicherung, die mehr Sicherheit vermittelt als ökonomisch angemessen ist. Bei Unternehmensanleihen ergab sich ein Rendite-Abfall von 10,3 % im März auf nur noch 5,9 %.


Fazit: Das ergibt einen spannenden Rahmen und einen Drahtseilakt für die Notenbanken. Kurzfristig ist hier noch keine Gefahr in Verzug, aber längerfristig sollte man sich der „Künstlichkeit“ des jetzigen Zinsniveaus durchaus bewußt sein. Die wahrscheinlichste Option aus jetziger Sicht ist, daß die Notenbanken sehr behutsam in die Normalisierung gehen und damit auch größere Störfeuer für andere Asset-Märkte (z.B. die Aktienmärkte) vermieden werden können.
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