Der ersten Begeisterung für 3D-Drucker ist längst Ernüchterung gewichen

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 12.11.2014
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Aktionärsbrief

Das Thema wurde eine Zeit lang vom Markt hochgejubelt und hat die Aktien der entsprechenden Branchenvertreter auf teilweise absurde Bewertungsniveaus hochgetrieben. Die Grundidee des technischen Verfahrens ist aber weiterhin faszinierend: Die Geräte setzen das gewünschte dreidimensionale Objekt Schicht für Schicht zusammen. Dieses Verfahren wird auch „additive Fertigung“ genannt. Auch wenn der Hype an der Börse nach dem Überschäumen in sich zusammengebrochen ist, ist das einstige Fantasiethema schon längst in der industriellen Realität angekommen.


GENERAL ELECTRIC ist das beeindruckendste Beispiel für den Einzug von 3D-Druck in den Fertigungsalltag von Industrieunternehmen. Wurden bisher 3D-Drucker im gewerblichen Einsatz vorrangig zur Herstellung von Prototypen verwendet, ist GE nun einen Riesenschritt weitergegangen und nutzt die neue Technologie zur Massenfertigung von Kraftstoffdüsen. Dieser innovative Produktionsprozess hat deutliche Vorteile. So müssen nicht mehr bis zu 20 Einzelteile zu einer Düse verschweißt werden, sondern können nun über das Metallsinterverfahren sozusagen in einem Guss produziert werden. GE will auf diese Weise bis zu 40.000 Kraftstoffdüsen herstellen. Hierfür werden 3D-Drucker von Stratasys und 3D Systems verwendet. GE selbst gibt an, weltweit über 300 Maschinen mit 3D-Technologie zu nutzen. Bis 2020 sollen mit dieser Technik allein in der Luftfahrtsparte 100.000 Teile pro Jahr hergestellt werden.

Allein 2013 haben Unternehmen weltweit über 300 3D-Drucker zur additiven Metallfertigung gekauft. Damit dürften auch die Hersteller dieser Geräte mit dem Einzug ins Massengeschäft nun in immer interessantere Umsatz- und auch Gewinnregionen hineinwachsen. Im laufenden Jahr 2014 dürfte die Branche weltweit bereits 3 Mrd. $ umsetzen. Schätzungen zufolge wird dieser Umsatz bis 2018 auf 13 Mrd. $ pro Jahr zunehmen. Das Wachstum des Sektors wird aber auch von relativ preisgünstigen Geräten befeuert, die pro Stück weniger als 5.000 $ kosten. Denn das ist eine Preisregion, die auch für mittelständische Unternehmen erschwinglich ist.

2012 und 2013 hatte das Thema 3D-Druck einen Hype erlebt. Dieser wurde maßgeblich von entsprechenden Presse- und anderen Medienberichten vorangetrieben, die das bisher weitgehend unbekannte Thema auch einem breiteren Publikum nähergebracht haben. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres wurde dann der vorläufige Höhepunkt dieses Hypes gesetzt. Seitdem ist die Zahl der Presseartikel und Hand in Hand damit auch das Kursniveau der entsprechenden börsennotierten Branchenvertreter gesunken. Dennoch bleibt das Thema aber auch aus einem weiteren Grund hochaktuell:

Mit HEWLETT-PACKARD (851 301; 36,76 $) hat nun auch der erste Massenhersteller von Druckern den Einstieg ins 3D-Druckgeschäft angekündigt. Bisher wurden solche Geräte nur von verhältnismäßig kleinen und spezialisierten Unternehmen angeboten. Das angekündigte HP-Produkt, der „Multi Jet Fusion“, wird jedoch erst 2016 erscheinen, also wenn die bereits angekündigte Abspaltung der Hardwaresparte vom restlichen Konzern vollzogen ist. Das Gerät soll Objekte sowohl schneller als auch günstiger produzieren können als bisher übliche 3D-Drucker.

Der angekündigte Einstieg von HEWLETT-PACKARD in den 3D-Druck hat die Branche nochmals aufgeschreckt. Die zu erwartende heftige Konkurrenz eines so potenten Players wie HP hat die Aktienkurse von 3D-Druckerherstellern wie STRATASYS oder 3D SYSTEMS nochmals absacken lassen. Damit nimmt die Korrektur weiter ihren Lauf. Kein Teilbereich der IT-Industrie ist in diesem Jahr an der Börse so schlecht gelaufen wie 3D-Druck. Ein Korb aus Aktien der wichtigsten Branchenvertreter hat 2014 bisher knapp ein Drittel an Wert verloren.

Und dennoch sind die Bewertungen der meisten Branchenvertreter immer noch zu hoch. So weist die Aktie von 3D SYSTEMS (888 346; 34,80 €) ein KGV von 33 auf. Das Unternehmen musste bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Gewinnprognose senken. Allein seit Anfang dieses Jahres hat der Kurs rund zwei Drittel seines Wertes verloren und noch immer nicht scheint der Boden gefunden zu sein.

Auch STRATASYS (A1J 5UR; 102,16 $) hat es nicht leicht, ist aber im direkten Vergleich die etwas solidere Wahl. Die Bewertung ist mit KGV 36 sogar noch etwas höher als die von 3D Systems. Auch STRATASYS hatte kürzlich seine Prognose für 2014 reduzieren müssen, allerdings nur leicht. Hauptursache sind die Kosten für die Übernahme von GrabCAD.

VOXELJET (A1W 556; 12,22 $) ist ein Anbieter von industrietauglichen 3D-Druckern aus Bayern. Die Aktie ist seit letztem Jahr an der NYSE notiert und befindet sich seitdem im stetigen Abwärtstrend. Trotzdem ist das Papier mit einem KGV von 86 per 2015 immer noch hoffnungslos überteuert.

ORGANOVO (A1J UPD; 6,73 $) ist ein Exot. Es handelt sich um den einzigen börsennotierten Hersteller von 3D-Bioprintern, also von Druckern, mit denen menschliches Gewebe künstlich hergestellt werden kann. Dieses Gewebe wird z. B. für klinische Medikamententests verwendet.

AUTODESK (869 964; 59 $) dürfte dagegen mehr Lesern bekannt sein. Das Unternehmen stellt zwar keine 3D-Drucker her, aber die Software, die zum Betrieb solcher Drucker benötigt wird. Die Aktie ist mit einem KGV von 40 zwar ebenfalls recht teuer, weist aber eine weitaus bessere Performance auf als die Papiere der reinrassigen 3D-Druckerhersteller. Der Kurs ist seit Jahresanfang um fast 20 % gestiegen.

Fazit: Der Einstieg von HP in das 3D-Drucksegment mischt die Branche nochmals kräftig auf. Für einen Kauf von HP allein wegen des angekündigten Markteintritts ist es aber noch zu früh. Von den etablierten 3D-Druckerherstellern ist bestenfalls Stratasys eine Überlegung wert. Mit Autodesk partizipiert man zwar nur mittelbar am 3D-Druck, aber mit einem vertretbaren Chance-/ Risikoverhältnis.
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