Den USA droht der Verlust des „AAA“-Ratings
Bernecker Tagesdienst
Mit einem mutigen Schritt hat die Ratingagentur Standard & Poor‘s Zweifel angemeldet, dass die USA eine nachhaltige Lösung für die anstehenden finanzpolitischen Herausforderungen finden werden. Das Haushaltsdefizit der größten Wirtschaftsnation der Welt wird im laufenden Jahr aller Voraussicht nach fast 11 Prozent der Wirtschaftsleistung entsprechen. S&P hat den Ausblick für das US- Bonitätsrating von „neutral“ auf „negativ“ gesenkt. Übersetzt bedeutet diese Änderung, dass es innerhalb der kommenden 24 Monate mit einer Wahrscheinlichkeit von 33 Prozent zu einer Herabstufung des Ratings kommt.
Obwohl die gravierenden Finanzprobleme der USA offensichtlich sind, erwischte S&P die Anleger mit der Ankündigung dennoch auf dem falschen Fuß. Dass es eine Ratingagentur tatsächlich wagt, sich mit der US-Regierung anzulegen, hatte kaum jemand erwartet. Die Reaktion war entsprechend. Der Goldpreis stieg, die Renditen auf US-Staatsanleihen legten kräftig zu. Wer sich per Credit Default Swap gegen einen Zahlungsausfall der USA versichern will, muss seit gestern eine deutlich gestiegene Prämie in Kaufnehmen.
Unserer Meinung nach ist die Botschaft, die S&P sendet, zwar riskant, zugleich aber konsequent und richtig. Jahrzehntelang hat man den Ratingagenturen vorgeworfen, dass sie am Rockzipfel der mächtigen Wirtschaftsnationen hängen. Jetzt besteht die Chance, sich zu emanzipieren und glaubwürdig zu werden.