Dem Aktienmarkt fehlt es an positiven Impulsen

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 15.06.2011
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Aktionärsbrief

Bis in den Frühling hinein haben hervorragende Unternehmenszahlen und ebenso gute Konjunkturindikatoren die Musik an der Börse gemacht. Seit Anfang Mai ist dieser Mechanismus ins Stocken geraten. Die Quartalsberichtserstattungssaison ist beendet, so dass es von dieser Seite an Nachschub mangelt. Dazu machen aber auch die Konjunkturindikatoren seit einigen Wochen Zicken, was sich aber vor allem auf die USA beschränkt. In einem solchen Umfeld ist es nur natürlich, dass die Anleger die in den Vormonaten eingefahrenen Gewinne sicherstellen.


 

Trotz der unerfreulichen letzten sechs Börsenwochen besteht kein Anlass zur Panik. Die Aktienindizes haben bisher von ihren Jahreshöchstständen vergleichsweise wenig verloren. So notiert der DAX gerade mal gut 5 % unter seinem Jahreshoch, während die Differenz beim S&P 500 mit 6 % nur unmaßgeblich höher ausfällt. Gleichwohl bleibt ein kritischer Blick insbesondere auf die US-Konjunktur angebracht. Die Erholung auf dem Arbeitsmarkt ist bisher träge ausgefallen und die jüngsten Indikatoren scheinen sogar fast darauf hinzudeuten, dass sie vollständig zum Erliegen kommen könnte. Der Immobilienmarkt, der Auslöser der Krise, setzt nach einer vorübergehenden Erholung seine Abwärtsbewegung fort: US-Eigenheime sind derzeit so günstig wie zuletzt 2002.

Bis der Markt wieder mit dringend benötigten positiven Impulsen versorgt wird, dürften noch einige Wochen vergehen. Die US-Berichtserstattungssaison für das 2. Quartal wird am 11. Juli eingeläutet, wenn traditionsgemäß Alcoa mit dem Zahlenreigen beginnt. Es ist zu erwarten, dass der Tenor der Unternehmenszahlen wieder positiv ausfällt, auch wenn die Steigerungsraten möglicherweise nicht mehr ganz so spektakulär sind wie im 1. Quartal. Dennoch könnte der Aktienmarkt daraus Honig saugen, denn durch die Konjunkturskepsis der vergangenen Wochen sind auch die Erwartungen an die Unternehmen gesunken. Die Chancen für positive Überraschungen könnten also sogar besser stehen als zum 1. Quartal.

Wichtig ist, dass es keine neuen „Großbaustellen“ gibt. Der Aktienmarkt hat die Herabstufung des Griechenland-Ratings durch S&P von „B“ auf das Junk-Niveau „CCC“ lediglich mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Negativ ist hingegen, dass griechische CDS-Spreads auf neue Rekordmarken gestiegen sind und die Spreads anderer gefährdeter Euro-Länder, wie z. B. Portugal, mit nach oben gezogen haben. Insbesondere Spanien steht wieder verstärkt im Fokus: Der Spread zehnjähriger spanischer Staatsanleihen zum Bund ist auf 260 Punkte und somit auf ein Jahreshoch gestiegen. Neben der Herabstufung Griechenlands war zum einen dafür verantwortlich, dass Telefonica den Börsengang der Call-Center-Tochter Atento in letzter Minute absagen musste. Zum anderen konnte Banco Santander eine Emission von Pfandbriefen, die mit Krediten an die öffentliche Hand unterlegt sind, nur zur Hälfte platzieren. Plakativer können Anleger Misstrauen nicht zum Ausdruck bringen. Damit ist nun die Gefahr, dass auch Spanien ein Fall für den EU-Rettungsschirm werden könnte, schlagartig wieder präsent geworden. Fazit: Solange solche Nebenschauplätze lediglich vereinzelten Schwelbränden gleichkommen, bleiben sie für den Aktienmarkt beherrschbar. Ohne neue positive Aspekte ist mit einem Angriff auf neue Jahreshöchstkurse bis auf Weiteres nicht zu rechnen. Weiten sich die Glutnester aber zu einem Flächenbrand aus, ist der Bruch des langfristigen Aufwärtstrends zu erwarten. 

 

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