DEAG: MIT KLASSIK IMMER PROFITABLER

Veröffentlicht am 23.02.2011

Turnarounds dauern erstens länger, als man zweitens denkt. Wie oft haben wir (im Outperformer.de-Vorgänger) und andere Börsenmedien in den letzten Jahren avisiert, dass das neue zweite strategische Standbein des Konzertveranstalters DEAG Deutsche Entertainment AG, das Klassiksegment, demnächst richtig greift.


Die 9-Monats-Zahlen letztes Jahr deuteten es bereits an. Auch das Management war ganz zuversichtlich, dass DEAG vor einen »sehr starken Schlussquartal« stehen müsste. Auf einer Investorenveranstaltung ließ nun CFO Christian Diekmann vielsagend durchblicken, dass sich die Erwartungen erfüllt haben: »Die Tendenz ist ganz klar: Wir werden immer profitabler.« Mit einer kurz zuvor herausgekommenen Studie der DZ Bank, die von 2012er Umsätzen von 132,1 (i.V. 116,7) Mio. EUR und einem Gewinn je Aktie von 17 (10) Cent je Aktie ausgehen, kann er sehr gut leben. Treffen die Zahlen ein, hätte das Unternehmen beim Umsatz auf jeden Fall einen Rekord eingefahren, der Gewinn ist ebenfalls rekordverdächtig. Von Kursrekorden ist das Unternehmen freilich meilenweit entfernt – zu oft wurden früher bereits Gewinne und Turnarounds angekündigt. Aber das Business, das in der Tochter DEAG Classics AG gebündelt ist, fing 2010 offensichtlich an, richtig zu Laufen. Der starke Fokus auf das deutlich margenstärkere Klassikgeschäft schlägt ein. Anna Netrebko oder David Garrett sind hier u.a. die Zugpferde. David Garrett hat sich sogar letztes Jahr mit 3% an DEAG beteiligt. Der Run auf seine ständig ausverkauften Konzerte haben hier wohl mitgespielt. Der Klassik-Anteil am Umsatz steigt nun kontinuierlich: 2010 dürften es rund 30% gewesen sein, 2011 werden 35% angepeilt. Bis 2014 lautet das strategische Ziel, das sich das DEAG-Management selbst verordnet hat: Rund 200 Mio. EUR Umsatz, mit einem Klassik- Anteil von rund 50%. Übrigens: Sony Music Entertainment sicherte sich 49% der DEAG Classics im Juli 2009 – offensichtlich gerade noch rechtzeitig. Sony ist aber nicht nur Anteilseigner – mitgebracht werden ins Geschäft auch Künstler, auf die DEAG sonst keinen Zugriff gehabt hätte. Auch das vor vier Jahren gestartete Musik-Label-Geschäft scheint nun zu florieren. Nun ist der Katalog an Titeln so groß, dass 2010 laut Diekmann erstmals CDs nur aus dem fertigen Katalog erstellt wurden. Abgesehen vom gut laufenden Kerngeschäft gibt es bei DEAG eine Sondersituation: Der Kooperationsvertrag mit dem Kartenvertriebsunternehmen Ticketmaster, an dem DEAG 10% hält, lief letztes Jahr aus. Dieser wurde natürlich neu verhandelt – offensichtlich mit besseren Konditionen. Heißt: Selbst wenn DEAG in diesem Jahr nur die gleiche Anzahl an Tickets zu in etwa gleichen Preisen absetzen würde, müsste sich der Gewinn mehr als einen Schnapps erhöhen. Gerüchte, dass Sony Music evtl. DEAG komplett übernehmen könnte, wollte Diekmann verständlicherweise nicht kommentieren. Wegen einer mögliche Akquisition spekulieren die Analysten der DZ Bank witzig über Sony Music als »Natural Born Buyer?« Die Spekulation ist den Kollegen in ihrer Studie immerhin eineinhalb Seiten wert! Die Beteiligung an DEAG Classics sei demnach nur »ein erster Schritt« gewesen. Ein weiterer Schritt erfolgte bereits mit der Gründung der Gold Entertainment GmbH, ein Joint-Venture, an dem Sony Music und DEAG gemeinschaftlich beteiligt sind. Gold Entertainment fokussiert auf die Bereiche Deutsche Schlager und volkstümliche Musik. Auch Silvia Quandt Research empfiehlt in einer Studie über deutsche Medienaktien DEAG derzeit zum Kauf. (eh)

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